Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1011
Burgjoss (Jossgrund, Main-Kinzig-Kreis, Hessen)

Burg Burgjoss im Spessart

Burgjoss, ein Ortsteil von Jossgrund, nur 1 km von der östlich gelegenen Grenze zu Bayern entfernt, besitzt in den unteren Auwiesen am Ortsrand ein schönes Renaissance-Schloß, das auf eine mittelalterliche Wasserburg von ca. 1160 zurückgeht, eine der ältesten Burganlagen im Spessart. Der Hof wird im Südteil noch von einer hufeisenförmigen romanischen Ringmauer umschlossen, und im Norden befand sich einst ein mächtiger Bergfried von ca. 15 m Durchmesser, ebenfalls aus dem 12. Jh. Diese Burg wurde einst von den Herren von Jossa (oder Jasza) errichtet. Die Burg befand sich an einer Handelsstraße und war fuldisches Lehen (im Jahr 850 bereits im Güterverzeichnis von Fulda erwähnt, 1176 wurden die Herren von Jossa mit Burg und Gericht belehnt). Der Bach Jossa versorgte die Gräben rings um die Burg mit Wasser.

Es folgte eine Zeit verschiedenster Besitzer. Um 1326 besaßen die Isenburger ein Viertel der Burg, welches 1344 die Herren von Hutten zu Stolzenberg erwarben. Die anderen drei Viertel gehörten Fulda. Im 14. Jh. starben die Herren von Jossa aus, und die Burg sah viele Herren aus der fränkischen und hessischen Ritterschaft. 1443 kauften die Herren von Hutten zu Stolzenberg weitere Burganteile hinzu. 1451 war der Besitz zwischen den Grafen von Hanau (Hälfte), den Herren von Hutten und den Herren von Thüngen aufgeteilt.

Abb.: Blick von Süden auf Schloß Burgjoss, links der Renaissance-Bau, rechts die Ringmauer des 12. Jh.

Eine zweite Blütezeit erlebte die Burg dann unter Kurmainz: 1540 kaufte das Erzbistum Mainz den von Hutten die Anteile ab. Das war eine der wenigen Erweiterungen des kurmainzischen Territoriums zu jener Zeit, die Teile der Grafschaft Rieneck umfaßte und auch Lohr und weite Teile des Spessarts beinhaltete, übrigens ist Rothenbuch im Spessart auch ein Schloß, das von Daniel Brendel von Homburg als Bauherr wiederhergestellt wurde aus den Ruinen, die der Bauernkrieg hinterlassen hatte. In der Zeit 1540-1573 wurde das Anwesen in Burgjoss umgebaut, aus der mittelalterlichen Burg entstand ein wohnlicher Herrensitz, der neue Bautrakt im Stil der Renaissance lag im Westen des Burghofes. Der Wehrcharakter ging dabei verloren.

Bauherr ist Daniel Brendel von Homburg, Kurfürst und Erzbischof von Mainz, geb. 22.3.1523 in Aschaffenburg, 22.4.1555 Erzbischof von Mainz, 1561 Gründer des Jesuitenkollegs in Mainz, 1575 Gründer der Kollegs in Heiligenstadt, Durchführer der Gegenreformation im Bistum Mainz, gest. 22.3.1582 in Aschaffenburg, Grabmal im Mainzer Dom).

Abb.: Wappen des Kurfürsten und Erzbischofs von Mainz, Daniel Brendel von Homburg, datiert auf 1573, über dem Haupteingang zum Renaissancebau.

Das Wappen ist geviert:

Hier sehen wir hinter dem Wappenschild senkrecht ein Vortragekreuz sowie Schwert und Krummstab hinter dem Schild schräggekreuzt. Prinzipiell wären auch folgende 3 Helme möglich:

Abb.: Wappen des Kurfürsten und Erzbischofs von Mainz, Daniel Brendel von Homburg, auf den Fensterstürzen des Renaissance-Gebäudes.

Abb. links: Moderne Umsetzung des Wappens von Daniel Brendel von Homburg. Abb. rechts: Steinmetzzeichen am Türsturz.

Bis 1803 gehörte Burgjoss zu Mainz. Danach war es Teil des Fürstentums Aschaffenburg. 1810-1814 gehörte es zum Großherzogtum Frankfurt. 1814-1866 gehörte das Schloß zu Bayern, und der bayrische Staat richtete erstmals ein Forstamt in dem Anwesen ein. 1866 wurde das Gebiet preußisch, 1875 war es preußisches Forstamt Burgjoss. Das Gebäude beherbergt auch heute noch das Forstamt Jossgrund, wenngleich dieses seit 1945 zu Hessen gehört.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbes. Band Bistümer
http://www.burgenwelt.de/burgjoss/ge.htm
Rudolf Knappe, Mittelalterliche Burgen in Hessen. Gudensberg, 2000

http://www.burgeninventar.de/html/hes/MKK_big.html#739

Die Wappen der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)

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