Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 200
Burg Breuberg
(Odenwald)
Wappen an der Burg Breuberg (Odenwald) - Teil (2)
Das
Wappen der Grafen von Erbach:
Dieses Wappen ist an dem nach
der Durchfahrt linkerhand gelegenen sog. Johann-Casimir-Bau über
dem Eingang zum Renaissance-Treppenturm angebracht. Berühmt ist
der Bau wegen seiner im Innern verborgenen phantastischen
Renaissance-Stuckdecke im Rittersaal von ca. 1610-1624. Die
Inschrift über dem von zwei nackigen und leicht adipösen Putten
gehaltenen Wappen lautet: "Johann Caßimir Grave zu Erpach
und Herr zu Breuberg 1613". Er lebte 1584-1627. Hier nicht
abgebildet, ist auch die erwähnte Stuckdecke ein
hochinteressantes heraldisches Dokument, denn das mittlere Feld
zeigt die beiden 16er-Ahnenprobe des Bauherrn und seiner Frau.
Das Obergeschoß des Bautraktes kragt als Wehrgang auf kleinen
Konsolen vor.
Das Wappen der Grafen von Erbach ist geviert:
Die Helmzier sind im vorliegenden Kombinationswappen die rot-silbern geteilten Büffelhörner der Grafen von Erbach, bereichert um zwei dahinter gekreuzte Fähnchen. Die Büffelhörner-Tingierung der Herrschaft Breuberg läßt sich einfach nicht mit den Erbacher Büffelhörnern vereinbaren, und vier Büffelhörner kann man ja nicht machen, daher sind die Fähnchen hinzugekommen, silbern mit zwei roten Balken tingiert - sie fungieren so als Hilfskleinod.
Burg-Impressionen
und Geschichte Breubergs - zweiter Teil:
Später wurde die Burg im
Spätmittelalter und im 16. Jh. erweitert und stärker befestigt
sowie zur Residenz der Wertheimer Grafen ausgebaut, so daß sie
im Laufe der Zeit zu einer der ausgedehntesten Burganlagen
heranwuchs, gelegen an einem Kollisionspunkt territorialer
Interessen.
Aber schließlich ereilte die Grafen von Wertheim dasselbe Schicksal wie Jahrhunderte zuvor die Herren von Breuberg - sie starben 1556 im Mannesstamme aus. Der Besitz Breuberg wurde geteilt zwischen den Grafen von Erbach (seit 1747 in der Schönberger Linie) und dem Haus Stolberg-Königstein. Deren Hälfte ging zu Beginn des 17. Jh. an die Grafen von Löwenstein (später gefürstet als Löwenstein-Wertheim-Rosenberg). Burg Breuberg wurde wieder von einer Erbengemeinschaft bewohnt, Zyklizität der Geschichte. Beide sind reichsunmittelbare Familien, beide führten die Breuberger roten Balken in Silber in ihrem Wappenschild, beide hatten die mit Breuberger Farben belegten Fähnchen in der Helmzier, die Fürsten von Löwenstein-Wertheim sogar in verdoppelter Form.
Bis zum Jahre 1556 waren Wohn- und Repräsentationsräume auf die Bauten im Kernburgbereich beschränkt, wobei natürlich immer wieder erneuert und verbessert wurde. Die Vorburg war Wirtschaftshof und vorgeschobene Verteidigungseinheit - erfüllte also die typischen Aufgaben einer Vorburg. Dazu wurde sie von den Grafen von Wertheim mit neuen, großen Bauwerken und rondellierten Befestigungen ausgestattet. Mit der Aufteilung der Burg zwischen den Grafen von Erbach und den Grafen von Löwenstein-Wertheim wurde das Wohn- und Repräsentationsbedürfnis größer, es entstanden prächtige Neubauten sowohl in der Vorburg als auch in der Kernburg. Davon kündet insbesondere der Johann-Casimir-Bau. Diese gemeinsame Herrschaft dauerte bis 1806 an. Erst mit der stümischen Entwicklung der Artillerie wurde die Burg wehrtechnisch bedeutungslos, erst ein ruhig gelegener Amtssitz, später ein romantischer Ausflugsort, heute nach umfassender Renovierung eine Jugendherberge. Nach der Mediatisierung trat das Land Hessen die Erbfolge der Territorialrechte an, 1948 wird das Land Hessen Eigentümer der Burg Breuberg.
Literatur:
Siebmachers Wappenbuch
Aschaffenburger Wappenbuch
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag
Degener 3. Aufl. 1999
Dr. Alexander Röder, Jörg Hirsch: Burg Breuberg bei Neustadt im
Odenwald - ein unentdecktes Kleinod im Tal der Mümling, 1959
http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/012_Breuberg_Burg.xml
Hessische Kunstdenkmäler: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=11890&session=913&event=Query.Details
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