Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1234
Bonn
Das kurfürstliche Schloß in Bonn (Universität)
Nachdem der 15671577 erbaute Vorgängerbau des kurfürstlichen Schlosses im Pfälzer Erbfolgekrieg 1689 abgebrannt war, als Kurfürst Joseph Clemens von Bayern (1671-1723, 1688-1723 Kurfürst) seine Stadt zurückeroberte, begann eben dieser mit der Neuanlage eines großzügig konzipierten Residenzschlosses für die Kölner Fürsterzbischöfe und Kurfürsten. Der Plan sah eine längliche, kastellartige Vierflügelanlage vor nach italienischen Vorbildern, mit Innenhof und eingezogenem Ehrenhof auf der Ostseite. Allein die Hofgartenfront hat 29 Fensterachsen. Vier Eckpavillons akzentuierten die Anlage. Der Haupteingang lag im Osten. Der Baumeister des 16971705 errichteten Schlosses war Enrico Zuccalli (ca. 1642-1724, seit 1673 kurbayerischer Hofbaumeister, Hauptvertreter des Münchener Hochbarocks), den man sich "innerhalb der Familie auslieh". Im Westen befindet sich ein niedrigerer Quertrakt. Später (17151723) öffnete der Architekt Robert de Cotte (16561735, französischer Hofbaumeister) den Bau nach Süden hin und legte den weitläufigen Hofgarten an.
Der monumentale Neubau mit gewaltigen Längs-Abmessungen wurde am 15.1.1777 Opfer eines Brandes, das gesamte Hauptgebäude brannte dabei bis auf das Erdgeschoß aus. Unter Kurfürst Max Friedrich von Königsfels-Rothenegg (1708-1784, Kurfürst von Köln 1761-1784) erfolgte die Wiederherstellung, wobei allerdings nur der Hofgartenflügel in vereinfachenden Formen, ohne Attikageschoß und mit reduzierten Pavillontürmen ohne Hauben wiederaufgebaut wurde und das Schloß ein Torso blieb. Als das Rheinland von Frankreich besetzt wurde, endete die kurfürstliche Herrlichkeit. 1818 erhielt die neu gegründete Friedrich-Wilhelms-Universität das Schloß als Geschenk, und noch heute wird es von ihr als Hauptgebäude genutzt. Erst 1926-1930 wurde das Schloß nach den Plänen Robert de Cottes richtig wiederhergestellt, und auch der Arkadenhof, um den es hier geht, wurde erst in dieser Zeit wiedererbaut. 1944 wurde das Hauptgebäude bis auf die Außenmauern zerstört. Die zweite Wiederherstellung in der Gestalt von 1926-1930 fand ihren Abschluß in der 1951 erfolgten Wiedereinweihung, und die Laternen der geschwungenen Turmhelme wurden sogar erst 1966/67 ergänzt.
Der Arkadenhof bildet das Zentrum der schmalrechteckigen Vierflügelanlage des ehemaligen kurfürstlichen Schlosses in Bonn. Er ist 46 m lang und 31.50 m breit und hat eine Fläche von ca. 1450 Quadratmetern. Im Erdgeschoß ist er ringsum von Arkaden gesäumt. Erstes und zweites Obergeschoß sind mit Kolossalpilastern zwischen den Fensterachsen strukturiert. Die Kapitelle dieser Pilaster hoch oben unter dem Dachansatz tragen Monogramme und Wappendarstellungen, wobei sich einige wenige Motive abwechseln und wiederholen.
Monogramme in den Pilasterkapitellen: links MF = Kurfürst Max Friedrich von Königsfels-Rothenegg, der die Residenz nach dem Brand 1777 wiederherstellte, rechts CA = Kurfürst Clemens August von Bayern, der die Residenz erheblich ausgebaut hatte
Wappen in den Pilasterkapitellen: In Gold ein silbern gesäumtes schwarzes Tatzenkreuz. Gemeint ist wohl in Silber ein schwarzes Kreuz.
Wappen in den Pilasterkapitellen: Wittelsbacher Rauten, von Blau und Silber schräggerautet. Sowohl der Erbauer Joseph Clemens von Bayern (1671-1723, 1688-1723 Kurfürst) als auch der Ausbauer Clemens August von Bayern (1700-1761, 1723-1761 Kurfürst) waren Wittelsbacher.
Wappen in den Pilasterkapitellen: links preußischer Adler, in Silber ein schwarzer, golden bewehrter Adler, rechts altes Stadtwappen von Bonn, geteilt, oben in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz, unten in Blau ein schreitender roter Löwe.
Wappen in den Pilasterkapitellen: Wappen der preußischen Rheinprovinz, in Grün ein silberner, hier schräglinker Wellenbalken. Der Balken der preußischen Rheinprovinz verlief eigentlich schrägrechts, und später kam 1927 noch ein silbernes Schildhaupt mit dem schwarzen Adler hinzu, so wie es heute der Landschaftsverband Rheinland führt. Das Motiv geht auf eine Wappenverleihung König Friedrich Wilhelms III. aus dem Jahre 1817 für die preußische Provinz des Titular-Großherzogtums Niederrhein zurück, ein Wappen, das 1822 auf die Rheinprovinz übertragen wurde (von Wilhelm I. 1881 bestätigt). Dieses Symbol fand auch Eingang in das Wappen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Werner Schäfke, Der Rhein von
Mainz bis Köln, DuMont Kunstreiseführer, Ostfildern 2006, ISBN
978-3-7701-4799-1, S. 187
Bonner Schloß: http://www3.uni-bonn.de/einrichtungen/universitaetsverwaltung/...tagungsmappe.pdf
Landeswappen NRW: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_II/II.1/OeA/60JAHRE/2707_Landeswappen.jsp
Georg Satzinger (Hrsg.), Das
kurfürstliche Schloß in Bonn -Residenz der Kölner Erzbischöfe,
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, 2007 Deutscher
Kunstverlag GmbH, ISBN: 978-3-422-06721-9.
G. Knopp, W. Hansmann, Das Universitätshauptgebäude in Bonn,
das ehemalige Residenzschloß der Kölner Kurfürsten, Rheinische
Kunststätten - Universitätsbauten in Bonn, 1987.
Bonn: Koblenzer Tor - Altes Rathaus
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