
Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1642
Trier: Im
Schatten der glanzvollen Kurfürsten

Ruländer
Hof
Der Ruländer Hof
(Windmühlenstraße 20) hat seinen Namen nach den Herren von
Rulant oder von Reuland, die ihn im 13. Jh. besaßen. Danach kam
das Anwesen als Lehen der Fürstbischöfe an Johann von
Enschringen, kurtrierischer Kanzler. Dieser hatte 1523 Johanna
von Schwarzenberg geheiratet. Dieses Ehepaar ließ das
Haus erweitern und umbauen, und aus dieser Zeit stammt der
Treppenturm, der zugleich der älteste erhaltene Teil des
Anwesens ist.

Die Wappenschilde dieser
beiden Ehepartner finden wir am kurz nach 1523 im Stil der
Renaissance erbauten Treppenturm, wenngleich farblich vollkommen
falsch gefaßt (korrekte Tingierung siehe unten in der
Beschreibung). Ein mittig angebrachter kleiner Putto dient als
Schildhalter für die einander zugewandten Tartschen. Aufgrund
der Heirat dieser beiden Personen vereinigten die Herren von
Enschringen später beide Wappenbilder zu einem gevierten Schild
(siehe drittes hier beschriebenes Wappen).
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heraldisch
rechts der Wappenschild der Herren von Enschringen,
5, 7, 8 oder 9 x zu 6, 8, 9 oder 10 Feldern, hier 9x zu
10 Feldern korrekterweise golden-rot geteilt, belegt mit
einem schwarzen, rotgezungten Löwen. Die hier nicht
dargestellte Helmzier wäre ein Mannes- oder Frauenrumpf
je nach Quelle im goldenen Kleid und mit goldener oder
schwarzer Stirnbinde, anstelle der Arme zwei mit goldenen
gestürzten Lindenblättern bestreute schwarze Flügel.
Die Helmdecken wären schwarz-golden tingiert. |
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heraldisch links der
Wappenschild der Herren von Schwarzenberg
mit zwei schwarzen Balken im korrekterweise goldenen
Schild. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein
wachsender silberner Schwan mit ausgebreiteten roten
Flügeln zu schwarz-goldenen Helmdecken. |

An diesem Bau finden wir
ferner ein Relief mit dem Wappenschild des Lehnsherrn, zur
Bauzeit des Treppenturmes war das Fürstbischof Richard
von Greiffenclau zu Vollraths (regierte 1511-1531).
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Auch dieser am
unteren Treppenhausfenster angebrachte Wappenschild ist
heute leider farblich teilweise völlig falsch gefaßt.
Korrekterweise müßte er vom Hochstift Trier und vom
Stammwappen geviert sein, Feld 1 und 4: in Silber ein
durchgehendes rotes Kreuz (Hochstift Trier, Kurtrier),
Feld 2 und 3: silbern-blau geteilt, belegt mit einer
goldenen Lilienhaspel (Stammwappen Greiffenclau). Der
Stein wurde nachträglich hier als Sturz eingebaut, was
man gut daran sieht, daß er optisch rechts asymmetrisch
über die Fensterlaibung hinausragt, während er optisch
links bündig abschließt. Zwei Greifen dienen als
Schildhalter. |
Die Farbfassung ist bei beiden
Steinen fehlerhaft, korrekte Restaurierung ist dringend
notwendig!

Ein späterer Lehensnehmer war
nach 1646 Arnold Deutsch von Kaulen, Herr von Seinsfeld, weshalb
das Anwesen alternativ auch Seinsfelder Hof genannt wird.
Östlich vom Haupteingang befindet sich gartenseitig ein
spätbarockes Portal, welches ein Wappen der Berg von
Dürfenthal (auch Durffenthal oder Dürffenthal) trägt
(Abb. oben). Die Schildkartusche ist strukturlos und lediglich
bemalt; die Helmzier hingegen ist plastisch. Das Wappen dieser
zum rheinischen (jülichschen) Adel gehörenden Familie, deren
einer Zweig sich nach dem um 1400 von der Abtei Siegburg
erhaltenen Lehen Dürfenthal nannte, zeigt in Silber einen
schwarzen Balken, darauf ein schwarzer Vogel (Amsel) sitzend, auf
dem Helm mit eigentlich schwarz-silbernen, lt. Siebmacher
schwarz-goldenen Decken ein silbern gestulpter schwarzer Hut,
darauf ein silbernes Hifthorn (Jagdhorn) mit schwarzen
Beschlägen und ebensolchem Band. Das Wappen wird im Siebmacher
Band: Pr Seite: 84 Tafel: 107 und bei Anton Fahne beschrieben.

Ein weiterer, farblich nicht
gefaßter Wappenstein aus dem frühen 16. Jh. zeigt das
vereinigte Wappen der Herren von Enschringen
(Feld 1 und 4 sowie Helmzier) und der Herren von Schwarzenberg
(Feld 2 und 3).
Das Anwesen wird heute als
Kinderheim der Vereinigten Hospitien genutzt.
Genealogie
der Herren von Enschringen
Genealogie der Familie von
Enschringen (nach Humbracht, erheblich ergänzt und
erweitert), unter Hervorhebung der hier relevanten Personen mit relevanten Vorfahren und der
Angabe weiterer
Wappenfundstellen mit dem Wappen der Herren von Enschringen zum Aufzeigen von Querverbindungen:
- Johann von Enschringen, vermählt mit
Agnes Laudolff von Bitburg, Erbin zu Bitburg, 24 Kinder
- Dietrich von Enschringen d.
Ä. = Thierry dEnscheringen, auf der Burg
zu Bitburg, 1474 Vergleich mit seinem Bruder
Johann wegen des Hauses zu Bitburg, nach dem Tod
seines Bruders Johann alleiniger Besitzer der
Burg Bitburg, vermählt am 28.1.1473 mit Maria
von Hundelingen = Marie de Hondelange, Tochter
von Bernhard I. von Hundelingen = Bernard I. de
Hondelange, der am 27.5.1443 Mechtold (Mechtilde
oder Mahaut oder Mathilde de Messancy geheiratet
hat
- Niclas = Nikolaus von
Enschringen, Lizentiat und Propst zu St.
Simeon in Trier
- Margarethe von
Enschringen, vermählt mit Philipp von
Esch, Herr zu Esch, Sohn von Nikolaus von
Esch, Herr zu Esch, und Margarethe von
Raesfeld
- Georg von Esch
(-1560), Letzter im
Mannesstamm der Herren von Esch,
1532-1560 Herr zu Esch, 1532-1549
Amtmann zu Obermanderscheid und
danach Amtmann zu Wittlich
(1558), Kämmerer der Kurfürsten
von Trier -> Epitaph
mit Ahnenprobe in der Wallfahrtskirche
Klausen
- Laudolf von
Enschringen = Laudolf dEnscheringen,
vermählt mit Sabina von
Barbanson-Villemont, Tochter von
Balduin von Barbanson-Villemont und
Claudia des Armoises
- Jacob von
Enschringen, Deutschordensritter,
Landkomtur zu Trier
- Maria
Elisabeth Engel von Enschringen
(-15.8.1558), vermählt mit Georg von
Kesselstatt (-12.8.1589) -> Epitaph
in Föhren mit Ahnenprobe
- Karl von
Kesselstatt (1534 -
8.3.1611), Herr zu
Föhren, Amtmann zu Zell,
Obervogt im Cröver Reich
->
Epitaph in
Föhren mit Ahnenprobe
- Apollonia von
Enschringen = Appoline
d'Enscheringen (-1593), Nonne,
Äbtissin von Kloster Marienthal
-> Epitaph
in Garnich mit Ahnenprobe
- Anna von
Enschringen = Anne
dEnscheringen, vermählt
mit Wilhelm von Bulich =
Guillaume de Boulay
- Juliana
von Bulich = Juliane de
Boulay (-5.12.1597) ->
Epitaph mit
Ahnenprobe in der
Pfarrkirche St. Martin in
Junglinster, dritte
Gemahlin des Bernhard
III. von Orley
- Dietrich von
Enschringen d. J. = Thierry
dEnscheringen, Begründer
der Linie Fels, vermählt mit
Margarethe von Fels = Marguerite
de Larochette, Tochter von
Gotthard von Fels und Margarete
von Schwarzenberg
- Bernhard
von Enschringen (-1599),
Herr von Fels = Bernard
d'Enschringen, seigneur
de Larochette, vermählt
mit Anna von Hundelingen
= Anne de Hondelange,
Tochter von Jean III. de
Hondelange und Elisabeth
von Brandscheid -> zwei
Epitaphien in der
Pfarrkirche St. Rochus in
Ell mit Ahnenproben
- Georges
Frédéric
dEnscheringen,
seigneur dEll,
Halanzy, Larochette etc.
= Jörg Friedrich von
Enschringen, Herr zu Ell,
Begründer der Linie Ell,
vermählt mit Marguerite
dEltz = Margret von
Eltz, der Tochter von
Johann Reichard von Eltz
und Anna von
Eltz-Üttingen, dame
dEll. Jörg
Friedrich von Enschringen
war 1595-1616 Mitherr von
Ell, Larochette und
Hondelange.
- Wilhelm
Hermann von Enschringen,
Herr zu Ell, Obrister,
verkauft 1655 Haus und
Schloß in Ell, vermählt
mit Maria Ursula von
Sickingen, Tochter von
Johann Schweickard von
Sickingen und Ursula
Kämmerer von Worms gen.
Dalberg
- Franz
Adam von Enschringen,
starb jung
- Franz
Hartmann von Enschringen,
Letzter dieser Linie
- Maria
Anastasia von Enschringen
(- 29.7.1733), Erbin auf
Ell, vermählt mit Franz
Friedrich Freiherr von
Sickingen zu Ebernburg
(-1713), Sohn von Johann
Arnold Freiherr von
Sickingen zu Ebernburg
(1611-17.9.1656), -> Ehewappen
1710 an der Burg
Ebernburg
- Anna
Johanna von Enschringen,
starb jung
- Jean
Louis dEnscheringen
= Johann Ludwig von
Enschringen,
Deutschordensritter
- Jean
dEnscheringen =
Johann von Enschringen,
Deutschordensritter und
Komtur zu St. Johann bei
Saarbrücken
- Catherine
d'Enscheringen =
Katharina von
Enschringen, vermählt
1598 mit Philippe Jacques
von Lontzen gen. Roben =
Philipp Jakob von Lontzen
gen. Roben. Im Jahr 1599
verzichtete dieses Paar
auf alle Ansprüche auf
das Haus Messancy. Im
Jahr 1601 wurden die von
Lontzen gen. Roben
aufgrund einer
Vereinbarung die
alleinigen Herren von
Hondelange und die von
Enschringen diejenigen
von Ell.
- Laudolf
von Enschringen, Prior im
Kloster Springiersbach
- Johann
Dietrich von Enschringen,
Deutschordensritter und
Komtur zu Einsiedel
- Jörg
von Enschringen (-1587)
zu Bitburg, vermählt
1568 mit Elisabeth Schenk
von Schmidtburg, Tochter
von Nikolaus Schenk von
Schmidtburg und Elisabeth
von Schwarzenberg,
verwitwete von Sponheim
gen. Bacharach
- Wolf
Friedrich von
Enschringen, Mitherr von
Fels, Stifter eines
Steinaltars in der
Liebfrauenkirche,
vermählt mit Maria
Waldbott von Bassenheim,
Tochter von Johann
Waldbott von Bassenheim
(-1589) und Catharina
Kämmerer von Worms gen.
Dalberg (-5.8.1615);
Maria war eine verwitwete
von
Löwenstein/Lewenstein
- Anna
Catharina von
Enschringen, Nonne in St.
Thomas bei Kyllburg
- Johann
Reiner von Enschringen
(-4.9.1630), Domherr in
Mainz
- Anna
Elisabeth von
Enschringen, vermählt
mit Hans-Dieter Zandt von
Merl zu Bertringen
- Johann
Dietrich von Enschringen
zu Bitburg, vermählt mit
Sybilla Regina von
Koppenstein, Tochter von
Friedrich Walrab von
Koppenstein und Elisabeth
von Stein-Kallenfels,
kinderlos
- Anna
Maria von Enschringen,
vermählt mit Johann
Bernhard Mohr vom Wald
- Wolf
Anton von Enschringen,
starb unvermählt und
kinderlos
- Apollonia
von Enschringen,
vermählt 1589 mit Johann
von Stockheim
- Johann von
Enschringen (-1556), Dr. iur.
utr., 1523 Kauf der Burg
Rittersdorf, 1526 kaiserlicher
Rat im Herzogtum Luxemburg, 1534
kurtrierischer Kanzler,
Begründer der Schwarzenberger
Linie, vermählt 1522 mit Johanna
von Schwarzenberg, Tochter von Conrad
von Schwarzenberg und Maria
von Monreal ->
vier Wappenschlußsteine im
Wohnturm der Burg Rittersdorf im
Rittersaal, -> Ehewappen am
Ruländer Hof in Trier
- Niclas
= Nikolaus von
Enschringen zu Wittlich
und Manderscheid,
vermählt mit Johannetta
von Breidbach (-1583),
Tochter von Wilhelm von
Breidbach und Anna
Kämmerer von Worms gen.
Dalberg, keine Nachkommen
- Laudolf
von Enschringen (-1589),
Herr zu Schwarzenberg und
Weiler (= Weiler-la-Tour
in Luxemburg), nimmt auf
Burg Rittersdorf seinen
Wohnsitz, vermählt 1562
mit Margarethe Gräfin
von
Manderscheid-Virneburg,
Tochter von Dietrich
V. Graf von
Manderscheid-Blankenheim-Schleiden
(30.3.1508-22.4.1560) und Erika
Gräfin von
Waldeck-Eisenberg
(19.3.1511-8.10.1560) -> Ehewappen am
Tor der Burg Rittersdorf
- Johann
Gerhard von Enschringen
(-1605), Herr zu
Rittersdorf und
Schwarzenberg, ertrank in
der Mosel, vermählt 1595
mit Ursula von
Braunsberg, Tochter von
Wilhelm von Braunsberg
und Anna von Winnenberg
- Anna
Magdalena von Enschringen
(-1641) zu Rittersdorf,
vermählt mit Johann
Freiherr von der Reck,
kinderlos
- Johann
Herr von Enschringen,
vermählt mit Louisa von
Blanckard
- Maria
von Enschringen, ledig,
verkauft am 19.6.1605
zusammen mit ihrer
Schwester Amalia Burg
Rittersdorf an die
Familie von Lontzen gen.
Roben
- Amalia
von Enschringen, verkauft
am 19.6.1605 zusammen mit
ihrer Schwester Maria
Burg Rittersdorf an die
Familie von Lontzen gen.
Roben
- Johann von Enschringen, 1474
Vergleich mit seinem Bruder Dietrich wegen des
Hauses zu Bitburg, starb unvermählt
- Laudolf von Enschringen
(-1505), Kanoniker und Propst zu St. Simeon in
Trier, Kanoniker zu Lüttich, Propst in Mainz,
1484-1505 Kanzler des Erzbischofs Johann II. in
Trier, 1494 Vizekanzler der Universität Trier,
stiftete 1484 das Hospital auf dem Helenenberg,
stiftete 1488 Kloster Helenenberg, schenkte
diesem Güter in Mesenich, Metzendorf und
Fedenich
- Elisabeth von Enschringen
(-1500), Äbtissin zu St. Thomas bei Kyllburg
- Margarethe von Enschringen,
vermählt mit Philipp Mühl von Ulmen
- Mechthild von Enschringen
(-13.12.1527), Nonne in St. Stomas bei Kyllburg,
wird 1500 nach ihrer Schwester Äbtissin
- Lysa von Enschringen
(-19.5.1500), Äbtissin zu St. Thomas bei
Kyllburg
- Emich von Enschringen, Herr zu
Bettingen, Mitherr von Bivels, begründete eine eigene
Linie der Familie, kaufte 1525 die Burg zu Ließem,
vermählt 1457 mit Elisabeth von Monreal, Tochter von
Dietrich von Monreal und Anna von Dattenberg
- Dieter / Dietrich von
Enschringen zu Ließem, vermählt in erster Ehe
1510 mit Margret Laudolff von Bitburg und in
zweiter Ehe 1511 mit Elisabeth Stumpf von Simmern
- Ruprecht von
Enschringen, vermählt mit Anne von
Haraucourt
- Christoph von
Enschringen zu Liessem, vermählt
mit Margret Reysen von
Wolckendingen (diese Linie besaß
Ließem bis 1729)
- Wilhelm
von Enschringen zu Ließem,
vermählt 1611 mit
Elisabeth von Piesport ->
Ehewappen an Burg Ließem
- Johann von Enschringen
- Margarethe von Enschringen
Literatur,
Links und Quellen:
Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz,
Band 17.1, Hrsg. im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft,
Weiterbildung, Forschung und Kultur vom Landesamt für
Denkmalpflege: Stadt Trier, Altstadt, bearbeitet von Patrick
Ostermann, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 2001, ISBN
3-88462-171-8, S. 356
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Anton Fahne, Geschichte der kölnischen, jülichschen und
bergischen Geschlechter, S. 26
Humbrachts genealogische Tafeln, allen voran die Tafel
"Enschringen"

Jesuitenkirche:
Elisabeth von Görlitz
- Deutschordenskommende (1) - Deutschordenskommende (2) - Dompropstei - Kurie von der Leyen - Umbscheiden-Haus am Stockplatz - Palais Kesselstatt - Haus Venedig - Kurie Eltz - Hauptwache - Zunfthaus Faßbinder und Küfer - Vogtsburg bzw. Eulenburg - Petersburgportal - Duisburger Hof - St. Paulin - Schloß Quint - Steipe
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