Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2006
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Der alte Kranen am Kranenkai

Der sog. "Alte Kranen" auf dem Kranenkai am Main wurde in den Jahren 1767-1773 errichtet unter der Regierung von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim. Der Architekt und Ingenieur war Franz Ignaz Michael Neumann (8.5.1733-29.9.1785), der Sohn des weitaus berühmteren Barockbaumeisters Balthasar Neumann. Franz Ignaz war seit 1755 fürstbischöflicher Hofarchitekt und maßgeblich an der Gestaltung der Würzburger Residenz beteiligt. Bis 1846 war der Tretradkran in Betrieb und diente den Binnenschiffern zum Entladen ihrer Waren, insgesamt 73 Jahre lang. Die beiden eisernen, aus dem drehbaren, auf Walzen gelagerten Oberteil ragenden Kranarme haben eine unterschiedliche Länge, der eine mißt 14 m, der andere 11 m. Die aus zwei, jeweils für sechs Radläufer (Kärrner) ausgelegten Treträdern aus Eichenholz und aus einem mit einem Eisenkegel auf einer gefetteten Eisenpfanne ruhenden, drehbaren Hebewerk bestehende Mechanik ist auch heute noch original erhalten und völlig intakt.

Das mainseitig am Unterbau angebrachte Wappen gehört zu Adam Friedrich von Seinsheim. Er war 1755-1779 Fürstbischof von Würzburg und 1757-1779 in Personalunion auch Fürstbischof von Bamberg. Das Wappen ist geviert mit wiederum geviertem Herzschild:

Auf dem Wappen ruht der Fürstenhut, darüber eine Kaiserkrone (typisch für Wappen Bamberger Fürstbischöfe), schrägrechts hinter dem Wappen befindet sich das Schwert, schräglinks der Krummstab. Zwei fruchtende Zweige rahmen die seitlich eingezogene Schildkartusche ein.

Das wegen seiner Ufernähe nur schwer zu photographierende Wappen wird flankiert von zwei allegorischen Figuren, optisch links sitzt Franconia, die Schutzgöttin und Personifikation Frankens, und hat das Rennfähnlein schräg neben sich, während sie in der Linken ein Schwert hält, gegenüber sitzt der bärtige Moenus als Personifikation des Maines, rechts neben sich ein gekipptes Gefäß, aus dem Wasser fließt. Unter dem Wappen steht folgende Inschrift: "aCCIpIo traDo qVoDL Vbet eXpeDIo" - ich empfange, ich gebe weiter, was beliebt, ich befördere, eine treffliche Beschreibung der Aufgaben des Kranes und zugleich ein Chronostichon: aCCIpIo traDo qVoDL Vbet eXpeDIo = C + C + I + I + D + V + D + L + V + X + D + I = 100 + 100 + 1 + 1 + 500 + 5 + 500 + 50 + 5 + 10 + 500 + 1 = 1773. Unter der Inschrift sind ein Faß und ein eckig verschnürter Warenballen zu sehen.

Literatur, Links und Quellen:
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Alter Kranen:
http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/Alter_Kranen und http://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Kranen_%28W%C3%BCrzburg%29
Franz Ignaz Neumann:
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Ignaz_Michael_Neumann und http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/Franz_Ignaz_Michael_von_Neumann

Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Die Wappen der Fürstbischöfe von Bamberg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
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