Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2489
Burghaun (Landkreis Fulda)
Jagdschloß in Burghaun
Das barocke Jagdschloß und die spätere fürstliche Oberförsterei der Fuldaer Fürstäbte, ein schlichtes Gebäude mit 5 + 2 Fensterachsen, Lisenengliederung und Satteldach, ist in der Schloßstraße 12 zu finden, gegenüber dem Rathaus auf der anderen Straßenseite. Es wurde 1744 (Datierung im Scheitelstein des Oberlichts) unter Amand von Buseck errichtet, also noch zu fürstäbtlicher und noch nicht zu fürstbischöflicher Zeit (nach 1752). Ursprünglich war das Gebäude fünfachsig, dann wurde es auf der rechten Seite um zwei weitere Achsen erweitert. Der Baumeister ist nicht belegt, allerdings sprechen einige Details für die Urheberschaft von Hofbaumeister Andrea(s) Gallasini. Nicht nur ist anzunehmen, daß ein fürstlicher Bauauftrag über seinen Schreibtisch ging, sondern die Fenster- und Türumrahmungen besitzen die für ihn typischen Sparfenster mit Viertelkreiseinziehung an den oberen Ecken.
Nach der Säkularisation wurde das Jagdschloß in Staatsbesitz überführt; seit 1868 hat in dem Gebäude das Forstamt Burghaun seinen Sitz, heute eine Zweigstelle des Landesbetriebes Hessen-Forst. 2010 wurde ein moderner Erweiterungsbau in Form eines eingeschossigen Pavillon-Anbaus in Holzrahmenbauweise eingeweiht, nachdem seit einer 2005 durchgeführten Forstreform der Platz im historischen Gebäude zu eng geworden war. Über ein transparentes Foyer ist der aufgrund seiner mit Lärchenholz-Verschalung und begrüntem Flachdach unauffällige und naturnahe Anbau im Rücken des zeitgleich sanierten historischen Hauptbaus mit letzterem verbunden. Über dem mittig in dem fünfachsigen Teil angeordneten Portal des Altbaus mit schmalem Oberlicht ist ein Wappenstein des Bauherrn angebracht.
Das hier teilweise falsch angestrichene Wappen des Fürstabtes und Fürstbischofs Amand von Buseck ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Hochstift Fulda, Feld 2 und 3: in Gold (das Silber = Weiß ist hier falsch!) ein rot gezungter, schwarzer Widderkopf, Stammwappen der von Buseck. Auf der Kartusche ruht der Fürstenhut; hinter dem Schild ragen schräglinks der Krummstab und schrägrechts das gestürzte Schwert heraus. Interessant ist die Konstruktion, wie Schwert und Krummstab durch ein Loch im Kartuschen-Zierrand hindurchgesteckt sind. Alles, was fehlt, ist, daß man noch einmal die goldene Farbdose für die Felder 2 und 3 in die Hand nimmt, die man ja offensichtlich schon für Schwertgriff und Krümme eingekauft hatte. Bei der Gelegenheit kann man auch die Hermelinschwänzchen des Fürstenhutes schwarz machen, denn dort ist das Gold verfehlt.
Ein kleiner Exkurs zum familiären Hintergrund des Fürstabtes: Amand von Buseck, bürgerlich Friedrich Franz Ludwig von Buseck, entstammt dem Eppelborner Zweig der eigentlich aus dem Lahntal stammenden Familie. An diese Herrschaft, das lothringische Lehen Calmesweiler und Eppelborn, gelangte die Familie durch die 1652 erfolgte Heirat von Conrad Philipp von Buseck (27.2.1632-23.3.1673) mit Maria Margaretha von Löwenstein zu Randeck. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war ersterer Hauptmann in spanischen Diensten. Über seine Ehefrau kam er an die Herrschaft Eppelborn, aber nicht direkt, denn der Ehevertrag sah anstelle einer Mitgift die zukünftige, zeitlich nicht festgelegte Übergabe von Calmesweiler vor. Der Inhaber der Herrschaft Eppelborn war noch Georg Friedrich von Löwenstein. Nach dessen Tode im Jahre 1658 übernahm dessen Sohn Christoph Ludwig von Löwenstein, Maria Margarethas Bruder, zunächst die Herrschaft über das Lehen. Am 26.4.1662 kam es zu einer Teilung der Morbachischen Erbmasse unter Maria Margaretha von Löwenstein und ihren Verwandten; dadurch erhielt Conrad Philipp von Buseck Besitzungen bei Oberkontz an der Mosel. Erst am 12.4.1663 wurde eine größere Erbauseinandersetzung in der Familie von Löwenstein durchgeführt: Christoph Ludwig von Löwenstein bekam Eppelborn, Conrad Philipp von Buseck Calmesweiler und die Dörfer Bubach und Macherbach, dazu anteilige Rechte in Uchtelfangen. Beide Parteien räumten sich ein Vorkaufsrecht auf den jeweils anderen Teil ein. Erst als Christoph Ludwig von Löwenstein 1668 verstarb, erbte seine Schwester Eppelborn, das aber überschuldet, in schlechtem Zustand und zwischenzeitlich 1663 mit einer Laufzeit von 12 Jahren verpfändet worden war. Conrad Philipp von Buseck stritt sich lange Jahre mit den Pfandinhabern gerichtlich um vorzeitige Einlösung des Pfandes, die letztere verweigerten. Er verstarb zwar 1671, ohne in den wahren Genuß der Herrschaft gekommen zu sein (nicht zuletzt wegen der Kriege Frankreichs in der Réunionszeit), aber er legte das Fundament für die zukünftige Entwicklung dieses Familienzweiges. Sein Bruder Rudolf Eberhard von Buseck (11.7.1634-), vermählt mit Maria Antonia Amalia von Fechenbach zu Sommerau und Rittmeister in spanischen Diensten, übernahm in einem Vertrag mit der Witwe die Ansprüche auf Einlösung des Pfandes.
Als die Vormundschaft für Conrad Philipps Sohn 1681 endete, übernahm Philipp Franz Edmund von Buseck (1656-20.8.1700) die Ansprüche. Er heiratete nach dem Tod seines Onkels am 7.5.1684 dessen Witwe, Maria Antonia Amalia von Fechenbach zu Sommerau (26.9.1654-2.2.1693). Das war insofern eine gute Verbindung, weil einerseits keine Blutsverwandtschaft bestand, andererseits die Versorgung der Witwe sichergestellt war und sich für die Familie Vorteile bei der Erbteilung ergaben. In diesem Falle hatte die Braut aber ein paar "Altlasten" im Gepäck: Aus ihrer ersten Ehe hatte sie noch eine Tochter, und außerdem hatte sie noch ein uneheliches Kind mit Landgraf Wilhelm von Hessen-Rotenburg, Philipp von Sommerau, der 1712 legitimiert wurde. Das waren also die Eltern des späteren Fürstabtes und Fürstbischofs. Sein Vater, Philipp Franz Edmund von Buseck, wurde 1681 mit Eppelborn, Calmesweiler, Bubach, Maderbach und Anteilen an Uchtelfangen und Limbach belehnt. Aber erst nach seiner Heirat kümmerte er sich um seine saarländische Herrschaft, wobei allerdings das Herrenhaus in Calmesweiler zum administrativen Mittelpunkt der Herrschaft wurde. Der zukünftige Fürstabt und Fürstbischof wurde in Eppelborn geboren und wuchs dort auf, bis er als Zehnjähriger nach Fulda geschickt wurde, um die geistliche Laufbahn einzuschlagen. Ein Bruder des Fürstabtes war Johann Christoph von Buseck - er wurde 1722 Deutschordensritter. Sein Wappen sehen wir an der ehemaligen Bannwirtschaft des Deutschen Ordens in Gundelsheim, weil er ab 1729 Komtur des Hornecker Ordenshauses war. Ein weiteres Wappen dieses Bruders sehen wir in Neckarsulm in der Kirche St. Remigius in Dahenfeld, weil er diese Kirche als fränkischer Ratsgebietiger, der er seit 1735 war, besonders gefördert hatte. Am 8.3.1714 schlossen die Buseck-Brüder einen Erbvergleich, der den zweitältesten Bruder, Ernst Johann Philipp Hartmann von Buseck, als nichtgeistliches Familienmitglied zum Universalerben der Familiengüter einsetzte. Mit der Eroberung durch französische Revolutionstruppen endete die Zeit der von Buseck auf Eppelborn und Calmesweiler.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
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Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer und
Klöster
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von
Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer,
Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Knecht Verlag
Frankfurt am Main, 1989, ISBN 3-7820-0585-6, S. 155-157
Amand von Buseck: https://de.wikipedia.org/wiki/Amand_von_Buseck
Amand von Buseck: http://www.saarland-biografien.de/Buseck-Amandus-Friedrich-Franz-Ludwig-von
Johannes Naumann: Barockes Eppelborn, Sitz der Freiherren von
Buseck, hrsg. von der Stiftung Kulturgut Gemeinde Eppelborn, Band
4, Edition Schaumberg, Alsweiler 2008, ISBN 978-3-941095-01-4, S.
26-78, S. 129-162
Jagdschloß Burghaun: https://de.wikipedia.org/wiki/Jagdschloss_Burghaun
Folkhard Cremer, Tobias Michael Wolf (Bearb.): Georg Dehio -
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen I,
Regierungsbezirke Gießen und Kassel, München 2008
Georg Wilhelm Sante (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands 4, Hessen, Stuttgart 1976
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s)
Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister
in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10:
3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 170-171
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