Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2567
Brackenheim (Landkreis Heilbronn)
Brackenheimer Rathaus und Brunnen
Brackenheim besitzt seit 1280 Stadtrecht. Das Brackenheimer Rathaus ist ein spätbarockes zweistöckiges Gebäude mit Mansarddach. Das hohe Erdgeschoß ist mit Fugenrustika versehen, das Obergeschoß verputzt mit stichbogigen Fensterrahmungen und Ecklisenen aus Sandstein. Die nördliche Schaufassade zum Platz bzw. zur Kirchstraße hin besitzt sieben Fensterachsen, die Nebenfassade zur Marktstraße hin nur vier. Die Mittelachse zum Platz hin ist komplett in Sandstein ausgeführt und besitzt einen kleinen Balkon auf freistehenden Säulen und einen Dreiecksgiebel. Im Dach entspricht jeder Achse eine Dachgaube. Anlaß für den Neubau des Rathauses war der verheerende Stadtbrand von 1691, der 112 Gebäude zerstörte, darunter auch den aus dem späten Mittelalter (1424) stammenden Vorgängerbau. Bis zum Neubau überbrückte man, indem man ein ehemaliges Badehaus nutzte. Das barocke Rathaus entstand erst 1774-1776 nach einem Entwurf des Landkontrolleurs Johann Adam Groß d. J. und wurde 1954 umfassend renoviert. In neuerer Zeit entstand 2008-2011 ein moderner Erweiterungsbau, ein in maßvollem Abstand zum Altbau gesetzter Verwaltungstrakt, sehr zurückhaltend und lobenswert unauffällig konzipiert vom Stuttgarter Architekturbüro Lederer, Ragnarsdóttir und Oei. So konnten die zwischenzeitlich auf verschiedene Standorte verteilten Behörden wieder an einer Stelle zusammengeführt werden. Der zwischen Alt- und Neubau befindliche Sitzungssaal mit Bürgerbüro, das Herzstück der neuen Anlage, wurde von der Straße zurückversetzt, so daß hier ein weiterer kleiner Platz entstand (Preisträger Hugo-Häring-Auszeichnung Heilbronn - Franken 2014).
Im einachsigen Mittelrisalit ist im Dreiecksgiebel ein württembergisches Wappen als Symbol der Landesherrschaft angebracht. Brackenheim war ursprünglich im hohen und späten Mittelalter ein Besitz der Herren von Magenheim. Im späten 13. Jh. wurde die Ortsherrschaft über Brackenheim geteilt: Über eine Tochter kam eine Hälfte der Ortsherrschaft an die Grafen von Hohenberg-Nagold. Diese verkauften ihre Hälfte 1321 an die Grafen von Württemberg, die sie wiederum 1327 an das Erzstift Mainz weiterveräußerten. 1340 kamen die Mainzer Rechte an dem halben Brackenheim an das Hochstift Würzburg. Dieses wiederum belehnte um 1343 die Grafen von Vaihingen damit. Wenige Jahre später, um 1350, war diese Hälfte jedoch schon wieder württembergisch. Um 1362/1363 kaufte Württemberg die andere Hälfte direkt von den Herren von Magenheim, so daß nun die Ortsherrschaft mit allen Rechten, Gerichtsbarkeit etc. wieder in einer Hand war. Der Zehnt war aufgeteilt zwischen dem Herzogtum und der Universität Tübingen.
Das Wappen des Herzogtums Württemberg hat die Form, wie sie ab 1707 geführt wurde: Hauptschild: geviert, Feld 1: Herzogtum Teck, schwarz-golden schräggeweckt (schräggerautet), Feld 2: Reichssturmfahne via Markgröningen, in Blau eine goldene Fahne mit Schwenkeln, belegt mit einem schwarzen Adler, Feld 3: Grafschaft Mömpelgard, in Rot zwei aufrechte, abgekehrte goldene Barben (Fische), Feld 4: Herrschaft Heidenheim, in Gold der Rumpf eines bärtigen Mannes (Heiden) mit roter, blau gestulpter Mütze und roter, blau ausgeschlagener Kleidung, Herzschild: Herzogtum Württemberg, in Gold drei schwarze Hirschstangen übereinander. Das komplette Giebelfeld ist mit einem Netz gegen Luftratten überspannt, um das Relief zu erhalten. Optisch links vom Wappenmedaillon sieht man Justitia mit verbundenen Augen, dem Schwert der Gerechtigkeit und der Waage. Gegenüber befindet sich eine zweite allegorische Figur mit einem gestürzten Füllhorn voller Früchte und einem Palmwedel, Symbol des Friedens und des damit gedeihenden Wohlstands.
Dazu werden fünf Helme geführt:
Über dem oberen Fenster der Mittelachse ist das Stadtwappen von Brackenheim angebracht, in Rot eine stehende silberne Bracke mit schwarzem Halsband und silbernem Leitring. Die Stadtfarben sind Weiß-Rot. Diese Bracke, ein redendes Wappen, taucht bereits im ältesten erhaltenen Siegel der Stadt aus dem Jahre 1301 auf. Die exakte Stellung der Bracke änderte sich im Laufe der Geschichte; es gibt Beispiele mit aufspringender, schreitender und stehender Bracke, und solche mit einem grünen Boden (Siebmacher Band: WüA Seite: 83 Tafel: 48, desgleichen der Aufriß von Otto Hupp für die Kaffee Hag-Sammelalben). Im Siebmacher Band: WüA Seite: 83 Tafel: 48 wird nach einem Siegel von 1302 ein entsprechendes Wappen der von Brackenheim abgebildet, wahrscheinlich rittermäßige Leute der Herren von Magenheim (siehe dazu auch Alberti S. 80, Hugo von Brakenheim 1304). Im Kloster Maulbronn wird die Bracke sitzend mit erhobener rechter Vorderpfote dargestellt. Die Farben der Stadt und der Ritterfamilie sind identisch mit denen der Herren von Magenheim (in Rot zwei voneinander abgekehrte silberne Mondsicheln, die rechte zunehmend, die linke abnehmend, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken entweder nur die beiden Mondsicheln (Zimmernsche Chronik) oder die beiden Mondsicheln rechts und links eines hohen roten Hutes, der oben mit einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckt ist (Siebmacher Band: WüA Seite: 19 Tafel: 18)), welche Brackenheim zeitweise als Mainzer Lehen innehatten und sich teilweise auch "von Brackenheim" nannten.
Und noch einmal taucht im historischen Ortsbild das Stadtwappen auf: Dieser Brunnen befindet sich in fußläufiger Entfernung vom Rathaus an der Ecke vor dem Dekanat: Das Gebäude wurde 1749 von der Universität Tübingen erbaut, und hier hatte bis 1977 das evangelische Dekanat seinen Sitz. Das kam dadurch, daß die Herren von Magenheim das Patronatsrecht zunächst dem Hochstift Worms zu Lehen auftrugen; später gelangte es über die von Talheim und von Hofwart an das Herzogtum Württemberg, und schließlich wurde es 1476 der Universität Tübingen inkorporiert. Die Brunnenfigur ist eine Melusine (zweischwänzige Meerjungfrau), die vor sich einen Schild mit Steinmetzzeichen und dem Brackenheimer Stadtwappen wie oben beschrieben hält. Zuletzt wurde das Wappen vom Brackenheimer Gemeinderat im Jahre 1953 amtlich festgelegt, wobei man sich in der Detailgestaltung am ältesten Stadtsiegel orientierte. Weitere Darstellungen des Brackenheimer Stadtwappens sind zu finden am Flüchttor in der Schleglergasse, zusammen mit dem württembergischen Wappen, am Türsturz des 1717 wiedererrichteten Neuen Spitals an der Marktstraße und in der Sakristei der Pfarrkirche.
Literatur, Links
und Quellen:
Lokalisierung auf
Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.078763,9.0652089,18.95z - https://www.google.de/maps/@49.078763,9.0652089,162m/data=!3m1!1e3
Geschichte von Brackenheim auf Leo-BW: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/1875/Brackenheim+-+Altgemeinde~Teilort - Ortslexikon: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/1873/Brackenheim
Erweiterungsbau Rathaus: https://bda-nrw.de/awards/rathaus-brackenheim/ - https://www.bauhandwerk.de/artikel/bhw_Schoene_Schlaemme_1592228.html
Geschichte der Stadt Brackenheim: https://www.brackenheim.de/index.php?id=55&L=1
Wappen von Brackenheim: https://www.brackenheim.de/index.php?id=56&L=0
Wappen von Brackenheim: https://www.heraldry-wiki.com/heraldrywiki/index.php?title=Brackenheim
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