Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank

Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2810
Brixen (Bressanone, Südtirol, Italien)

Der Friedhof von St. Michael in Brixen (7):
Matthäus Gerhart zu Gernstein und Margaretha von Schrofenstein

Die Inschrift dieser Rotmarmorsteinplatte ist aufgrund des Erhaltungszustandes und vor allem des stark gefleckten Materials kaum zu lesen. In den "Monumenta veteris ecclesiae Brixinensis" von Josephus Reschius (Josef Resch) ist sie überliefert, aber im Detail nicht immer korrekt gelesen. Deshalb müssen wir die oberen Zeilen mangels Verifizierung ungeprüft übernehmen, während wir die unteren Zeilen gegenüber Reschs Angaben korrigierend wiedergeben können: "(Hie ligen begraben der Edl Matheus Gerhart zu Gernstain, und die Edl tugenthafft Fraw Margareth geborne von Schro/uenstain sein Eheliche Hausfraw Weliche sein) / haüsfraw den 13. tag Martii des 1561 / Ja(h)rs, I(h)res alters 30 Ja(h)r und gedachter / Gerhart 29. tag Apprillis 1563 / Ja(h)r seines alters im 34. Ja(h)r gestorben / ist denen be(i)den Eheleuten der Al(l)m(a)echtig(e) / Got(t) sambt allen Christgelaübigen Seelen / gen(a)edig und barmherzig und ein frö(h)liche / Urstendt verleichen wolle. Amen."

Es handelt sich also um das Ehepaar Matthäus Gerhart zu Gernstein (ca. 1530-29.4.1563) und Margaretha von Schrofenstein (ca. 1531-13.3.1561). Das Wappen Gerhart zeigt in Rot einen silbernen Hunderumpf mit goldenem Halsband und zwei Ringen hinten, auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken der golden behalsbandete, rotgezungte Hunderumpf wachsend. Das Wappen ist im Rietstap gelistet. Das Wappen Schrofenstein zeigt in Silber einen oberhalben, ausgerissenen schwarzen Steinbock, unten mehrere spitz zulaufende, gewellte rote Hautfetzen abhängend, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, schwarzer Steinbock. Das Wappen ist weder im Rietstap noch im Neuen Siebmacher gelistet. Sechs kleine Schildchen in den vier Ecken und in der Mitte der Längsseiten bildeten offensichtlich eine Ahnenprobe, doch die Verwitterung und mangelnde genealogische Daten vereiteln die Zuordnung im Detail.

Die von Schrofenstein hatten ihre Stammburg nordöstlich von Stanz bei Landeck auf einer hohen Felsnase; heute ist sie Ruine, auch wenn der Bergfried wieder wohnlich hergerichtet ist. Die von Schrofenstein waren erst bischöflich-churische, dann ab der Mitte des 13. Jh. tirolische Ministerialen im Dienste der Grafen von Görtz-Tirol. Nach dem Erlöschen der Familie 1546 mit Georg Philipp von Schrofenstein, dem Sohn des Ritters Oswald von Schrofenstein (-1497) und dessen Frau Praxedis von Wolkenstein, kam die Burg, ein Lehen des Bischofs von Chur, 1547 an die mit den Schrofensteinern verwandten von Trautson, dann 1775 an die Fürsten von Auersperg. Möglicherweise ist der halbe Steinbock eine geminderte Erinnerung an das Wappen des Bistums Chur, das in Silber einen ganzen schwarzen Steinbock führt. Es gibt in Südtirol mehrere heraldische Hinterlassenschaften der Familie; das beste Stück ist ein Totenschild von 1497 für Oswald von Schrofenstein in der Kirche zu Unserer Lieben Frau Mariä Himmelfahrt von Perfuchs, einem Stadtteil der Stadt Landeck, wo sich auch sein Grabstein und eine Gruftplatte befinden (Inschrift des Grabsteines: "Nach Christi g(e)pvrd 1497 Jar am / driten tag des monatz Janvary st//arb de(r) Edel vnd / Streng riter her osw(a)ld vo(n) Schrove/stain Der hie be//grabe(n) ligt Dem got genedi(g) Sin", zentrales Wappen Schrofenstein, 4 Ahnenwappen Schrofenstein, Wolkenstein, Hohenems, Trautson). Besagter hölzerner Totenschild ist der älteste erhaltene in Tirol. Auch am Taufbecken von 1523 ist ein farbig gefaßter Wappenschild der Familie angebracht. Das Wappen der von Schrofenstein kam nach deren Erlöschen an die von Trautson.

Ein weiteres Mitglied der Familie Gerhart zu Gernstein

Ein weiteres Wappen der Gerhart zu Gernstein ist auf dieser Platte zu sehen, Beschreibung des Wappens siehe oben. Die nur am rechten Rand verlaufende Inschrift ist nicht mehr zu entziffern. Hinweise auf die Identität der Person willkommen.

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