Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2817
Brixen (Bressanone, Südtirol, Italien)

Der Friedhof von St. Michael in Brixen (14): Jesse Perkhofer

In den unteren zwei Fünfteln der Platte ist folgende Inschrift zu lesen: "POSTERITATI / HOC SVB SAXO QVIESCVNT OSSA ET / CINERES QVONDAM R(EVERENDISSI)mi ET PERILL(VSTR)is D(OMI)NI / IESSE PERCHOFFERI EP(ISCO)PI BELLINENSIS, ET / SVFFAGANEI BRIXINENSIS PER ANNOS / XXXIII DECANI HVIVS CHATEDRALIS / PER XL CANONICI PER XLVI PRESBYTERI / IVBILATI DE HAC MATRICE BENE MERITI / CVIVS ANIMA AD AETERNITATEM EMI/GRAVIT DIE XXXI MENSIS MAY, ANNO 7 MDCLXXXI AETATIS SVAE LXXVII / R(EQVIESCAT) I(N) P(ACE)". Hier wird also an Jesse Perkhofer erinnert, geboren am 11.10.1604, gestorben am 31.5.1681 im Alter von 77 Jahren, nachdem er 33 Jahre lang Dekan gewesen war, 40 Jahre Kanoniker und 46 Jahre lang Priester. Der Weihbischof war Titularbischof von Belinas (Abila) im Nahen Osten (es gab ein Abila im heutigen Syrien und eines im heutigen Jordanien, beides untergegangene antike Städte und Bischofssitze). Deshalb führt der Kleriker hier auch Mitra und Krummstab, dazu einen Palmwedel auf der linken Seite. Den Titel eines "Episcopus bellinensis" findet man recht oft bei Klerikern in Brixen und in Chur.

Die Familie Perkhofer (Berghofer) ist bürgerlich und hat nichts mit der gleichnamigen adeligen bayerischen Familie zu tun und hat auch ein völlig anderes Wappen als diese. Seit der Mitte des 16. Jh. waren Familienmitglieder in Bozen, später in Brixen als Kaufleute ansässig. Jesse Perkhofer, Sohn von Hans Perkhofer (-1631), Ratsmitglied und Handelsmann in Brixen, und dessen Frau, Katharina Kempter (-1655), der in Ingolstadt, Rom und Perugia studierte und der seit 1635 Domherr in Brixen war sowie Dekan in Flaurling, reiste als Gesandter des Brixner Fürstbischofs Wilhelm von Welsperg 1640 zum Reichstag in Regensburg, wo er auf dem entsprechenden Kupferstich von Matthäus Merian als Nr. 18 vermerkt ist. Dem Domherrn gehörte in Bruneck der heutige Ansitzes Sternbach, in Brixen der Adelssitz Köstlan und in Neustift der Vorderriggerhof.

 

Ein Bruder des Brixner Weihbischofs von diesem Grabdenkmal war Ludwig Perkhofer (1610-1686), vermählt in erster Ehe 1633 mit Barbara Anreiter und in zweiter Ehe 1648 mit Magdalena Gugler, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Brixen, welcher 1653 von Erzherzog Ferdinand Karl gegen einen fünfstelligen Guldenbetrag Burg Taufers erwarb und 1654 das Gericht Taufers zu Lehen bekam, welcher ferner von den Herren von Wolkenstein das Ahrner Bergwerk kaufte, damit aber in Konkurs ging. Auch die Burg Taufers mußte besagter Bruder Ludwig 1685 wegen seiner Schulden an Graf Hieronymus Bernhard Ferrari verkaufen. Aber der ehemalige Bergwerksbesitzer hatte noch ganz andere Sorgen: Er wurde der Teufelsbeschwörung bezichtigt und mußte sich deswegen ab 1681 vor Gericht verantworten.

Das Wappen ist nach der Fischnaler Wappenkartei golden, auf einem grünen Hügel steht ein naturfarbener, d. h. blauer Pfau mit grünem Rad. Die Helmdecken sind blau-golden. Als Kleinod wird auf einem grünen Dreiberg ein radschlagender Pfau wie beschrieben geführt. Im Siebmacher Band: Bg1 Seite: 5 Tafel: 1 wird unter "Berghofer" in Gold auf blauem Dreiberg ein Pfau in natürlicher Farbe angegeben. In der Fischnaler Wappenkartei ist ein vermehrtes Wappen der Perkhofer von Taufers und Moos abgebildet, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4 der radschlagende Pfau, Feld 2 und 3: in Blau zwei schräggekreuzte goldene, beiderseits gestümmelte durchgehende Äste, Herzschild: fünfmal rot-silbern geteilt, in den silbernen Plätzen 4:3:2 (oder2:3:3) blaue Rauten (Taufers), auf dem gekrönten Helm mit rechts blau-goldenen und links blau-silbernen Decken auf einem grünen Dreiberg der radschlagende Pfau. Ein solches Wappen ist auch auf einer Grabplatte für Matthäus Perkhofer auf dem Fußboden der Schwazer Pfarrkirche in der Fischnaler Wappenkartei verzeichnet, allerdings nur der gekrönte Schild ohne Oberwappen.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@46.716143,11.6576034,20z - https://www.google.de/maps/@46.716143,11.6576034,92m/data=!3m1!1e3
Der Alte Friedhof in Brixen:
https://www.hiwio.com/de/Artikel/Der-Alte-Friedhof-in-Brixen-78
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Josef Resch (Josephus Reschius): Monumenta veteris ecclesiae Brixinensis, Brixen 1765, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10939445?page=,1 - https://books.google.de/books?id=vYxQAAAAcAAJ
Johanna Bampi: Ein "Businesstrip" vor 380 Jahren: Jesse Perkhofer reist nach Regensburg, in: KulturSüdtirol, Artikel vom 13.6.2020
https://kultursuedtirol.com/jesse-perkhofer/
Hansjörg Rabanser: Hexenwahn: Schicksale und Hintergründe. Die Tiroler Hexenprozesse, Haymon Verlag, Innsbruck und Wien, 2006, ISBN: 978-3-7099-7365-3, Kapitel Nr. 187 -
https://books.google.de/books?id=ydt2DwAAQBAJ
Wappen Perkhofer in der Fischnaler-Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=2664&sb=perkhofer&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=2671&sb=perkhofer&sw=&st=&so=&str=&tr=99 (nach dieser Platte) - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=2667&sb=perkhofer&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=2666&drawer=&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=2669&drawer=&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=2676&drawer=&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=2677&drawer=&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=2675&drawer=&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?wappen_id=29045&drawer=&tr=1#next - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=2665&sb=taufers&sw=&st=&so=&str=&tr=99

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