Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3053
Bregenz (Bundesland Vorarlberg, Österreich)

Deuring-Schlößle und Deuring-Häuser in Bregenz

Bregenz ist in eine Unterstadt und eine Oberstadt gegliedert. Die Unterstadt ist die Bürgerstadt, die Oberstadt war die mittelalterliche Altstadt mit dem Grafensitz. Das Deuringschlößle (Ehregutaplatz 4) bildet die Westecke der Oberstadt. Die Oberstadt bildete früher den eigentlichen herrschaftlichen Kern von Bregenz, und hier stand auch die gräfliche Burg, am östlichen Ende beim oberen Tor. 1857 wurde die Burg, 1884 wurde der mächtige Schelmenturm, der Bergfried und das mächtigste Bollwerk der Oberstadt, jeweils wegen angeblicher Baufälligkeit abgerissen, und anstelle der Burg entstand das Gefangenenhaus im zeittypischen Festungsklassizismus, wo heute das Bundesdenkmalamt seinen Sitz hat. An der Westecke der Oberstadt standen früher ein paar Bürgerhäuser, und dort gab es eine kleine Nebenpforte in der Stadtmauer, das "Türlin", durch das man herunter zum Thalbach gelangen konnte. Die beiden Hauptzugänge der Oberstadt waren jedoch das obere und das untere Tor, beide im gemeinsamen Besitz der Stadt und der Grafen. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. wurde anstelle von mehreren Bürgerhäusern von Johann Albert von Deuring das Deuringschlößle erbaut, wobei ein Eckturm der Stadtbefestigung integriert wurde. Insgesamt gehörten den Deuring in der Westecke der Oberstadt 10 Häuser, und so konnte man den Besitz großzügig neu gestalten.

Die genaue Bauzeit liegt zwischen 1660 und 1690. Die Rollwerk-Malereien rund um die Fenster verweisen auf die barocke Entstehungszeit. Der Kern des Ensemble ist jedoch mittelalterlich und stammt aus dem 14. bzw. 15. Jh. Der Bauherr des vorher bestehenden dreigeschossigen Herrenhauses ist nicht bekannt. 1539 war es im Besitz von Hans von Wolfurt. Als die Schweden 1647 Bregenz im Dreißigjährigen Krieg einnahmen, erlitt der Baubestand Schäden. Johann Albert von Deuring kaufte das Anwesen 1660 hinzu, und nun konnte er das gesamte Areal neu gestalten und dabei auch den freien Bereich zwischen bisherigem Baubestand und Stadtmauer überbauen. An der Westecke der Stadtmauer bestand ein Geschützturm, der längst wehrtechnisch überholt war und nun aufgestockt und in den Bau als Eckturm einbezogen werden konnte. Das aufgesetzte Geschoß ist achteckig und hat interessante, oben und unten halbkreisförmig ausgebogene Fensterlaibungen. Der Turm erhielt ferner eine etwas überdimensionierte barocke Zwiebelhaube. 1702 entstand der Torkel als Neubau im Südosten des Herrenhauses.

Die Deuring, die früher auch Thüring oder Türing geschrieben wurden, saßen seit spätestens 1482 zu Brittenhütten auf der Fluh, auf dem Südhang des Pfänderstockes. Gall Deuring erhielt 1512 das Bürgerrecht der Stadt Bregenz. Die Familie begann damals noch sehr bescheiden, denn Gall war Turmwächter auf dem Bergfried der Burg, dem Schelmenturm. Nichtsdestotrotz war das eine besonders verantwortungsvolle Stelle, denn dort auf der Bergseite war die gefährlichste Stelle, und der Schelmenturm war der mächtigste und größte Turm der Altstadt. Während des 16. Jh. breitete sich die Familie im östlichen Bodenseeraum aus. Die Familie Deuring war hauptsächlich im Holzhandel aktiv, der ihr finanziell die Etablierung in der Stadt und den Aufstieg zu einer der bedeutendsten Bregenzer Familien ermöglichte. Die Deuring wurden eine bekannte Kaufmannsfamilie (neben Holz auch Wein und Rebstecken, ein für die Region extrem wichtiger Handelsartikel) und erlebten innerhalb von nur drei Generationen einen rasanten gesellschaftlichen und finanziellen Aufstieg. Im späten 16. und im 17. Jh. zählten die Deuring zu den reichsten und mächtigsten Familien von Bregenz.

In österreichischen Diensten stiegen die Familienmitglieder gesellschaftlich auf (z. B. Johann Albrecht von Deuring als Landschreiber beider Herrschaften Bregenz und Hohenegg 1662-1663, Adrian von Deuring zu Bitzenhofen als Regimentsrat und kaiserlicher Kommissar, Gall Diethelm von Deuring zu Mittelweiherburg als kaiserlicher Hochtruchseß und oberösterreichischer Regierungsrat, Gall Ignaz von Deuring zu Bitzenhofen als Hofkammerrat zu Bregenz, Franz Josef Chrisostomus von Deuring zu Bitzenhofen und Neuhaus als kaiserlicher Hofkammerrat zu Innsbruck, Ignaz Dominikus Freiherr von Deuring als oberösterreichischer Regimentsrat in Innsbruck), und in der Stadt brachten sie es mehrfach zum Stadtammann (z. B. Gallus Karl von Deuring, Adrian von Deuring, Hans Georg von Deuring, Johann von Deuring zu Bitzenhofen, Gall Diethelm von Deuring, Gall Ignaz von Deuring zu Bitzenhofen und Neuhaus). Sie waren mittlerweile so wohlhabend, daß sie selber zu Kreditgebern wurden und ins Finanzwesen einstiegen. Und sie bauten repräsentative Häuser in der Stadt wie das Deuring-Schlößle und die anderen hier vorgestellten Bauten. Die Deuring wurden eine der mächtigsten Ratsfamilien der Stadt, in einem Atemzug zu nennen mit den Bildstein und den Rüst. Durch ihren Aufstieg war der Weg in den Adelsstand vorbereitet.

 

Ein erster Wappenbrief mit dem redenden Stammwappen gab es am 28.2.1605 für Gallus Deuring, Bregenzer Bürger, Ratsmitglied und Stadtammann. Das war in Blau der goldene Löwe, der einen goldenen Fingerring mit spitzem Stein emporhält, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der Löwe wachsend, ein Zepter haltend.

Der Besitz Mittelweiherburg, nach dem sich die Bregenzer Familie in der Hauptlinie nannte, war ein Wasserschloß in Hard, südlich der Einmündung der Bregenzer Ach in den Bodensee. Dieses 4 km südwestlich des Deuring-Schlößles gelegene Schloß wurde um 1570 von Hans Christoph Schnabel von Schönstein erbaut und vor 1580 an Martin Deuring verkauft. Die von Deuring hielten den Besitz bis 1618, dann kam er an das Kloster Weingarten. Die von Deuring nannten sich aber weiterhin nach dem ehemaligen Besitz. Heute ist nach Brandzerstörung 1818 und 1827 und nachfolgendem Abriß nur noch ein Fragment des Schlosses übrig, ein turmartig wirkender, dreistöckiger Nebentrakt mit steil aufragendem Treppenturm. Der Hauptbau ist längst abgerissen, der Weiher ist verfüllt. Der einsam in Wiesen und Feldern südlich von Hard stehende Restbau wird als Heimat- und Textildruck-Museum genutzt. Über dem Rechteckportal der einstigen Kapelle ist ein sandsteinerner Wappenstein der Familie Deuring aus dem 17. Jh. angebracht, mit beiden Kleinoden (ohne Abb.).

Am 8.9.1621 bekam Gallus Deuring von und zu Mittelweiherburg aus der Hauptlinie, Stadtammann zu Bregenz, zusammen mit seinen Söhnen, Niklas Deuring, iuris utriusque Licentiatus und Reichshofratsprotonotar, und Peter Deuring, iuris utriusque doctor, herzoglich bayerischer Regierungsrat zu Landshut, eine Bestätigung des rittermäßigen Adelsstandes, dazu die Wappenvereinigung mit dem Wappen der erloschenen Schilling von Wildegg, weiterhin die Rotwachsfreiheit und andere Immunitäten, die Berechtigung zum Schlösserbauen, das privilegium denominandi, die exemptio ab oneribus et fori, das Privilegium gegen die Juden, den kaiserlichen Schutz und Schirm, die Salva Guardia, und für Gallus und Niklas Deuring zusätzlich die Titel "kaiserlicher Hofdiener" (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 81.8).

Damals entstand also dieses gevierte Wappen, wie wir es mehrfach in Bregenz sehen können: Geviert, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein goldener Löwe, der einen goldenen Fingerring emporhält (Stammwappen), Feld 2 und 3: in Silber ein roter Pfahl, der mit drei goldenen Kugeln pfahlweise belegt ist (Schilling von Wildegg), zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu blau-goldenen Decken ein wachsender, doppelschwänziger, gekrönter, goldener Löwe, in den Vorderpranken ein goldenes Zepter haltend (Stammkleinod), Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit einem roten, mit drei goldenen Kugeln pfahlweise belegten Pfahl (Schilling von Wildegg).

Am 23.2.1623 bekamen Niklas Deuring von und zu Mittelweiherburg, kaiserlicher Reichshofratsprotonotarius, und Peter Deuring, iuris utriusque doctor, herzoglich bayerischer Regierungsrat zu Landshut, zu Regensburg das Palatinat (Hofpfalzgrafenwürde), außerdem bekam Gallus Deuring, kaiserlicher Hofdiener und Stadtammann zu Bregenz, verschiedene adelige Freiheiten für sich und seine Deszendenz verliehen (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 81.9). Das Wappen blieb unverändert.

Am 31.1.1630 bestätigte Kaiser Ferdinand II. dem Nikolaus von Deuring zu Mittelweiherburg und seinen Brüdern Peter, Adrian, Mathäus und Hans Georg von Deuring, alle von ihrem Vater Gall von Deuring hergebrachten und demselben und seinen Voreltern von Kaiser und Reich verliehenen Privilegien und verleiht ihnen weiter eine Reihe neuer, weitgehender Privilegien.

Am 27.7.1637 bekam Mathäus Deuring von und zu Mittelweiherburg, Rat der Erzherzogin Claudia von Österreich, das Palatinat ad personam verliehen (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 81.11).

Am 22.9.1688 erhielt Adrian von Deuring, Kanzler in Innsbruck, von Kaiser Leopold I. zu Wien den Freiherrenstand mit dem Prädikat "zu Heylsperg" und der Anrede "Wohlgeboren" nebst einer Wappenbesserung (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 182.20). Zu diesem Wappen der Heilsberger Linie unten mehr.

Am 28.2.1728 erhielten Gallus Ignatz Deuring (-1743) zu Mittelweiherburg, Neuhaus und Bitzenhofen, oberösterreichischer Hofkammerrat und Stadtammann von Bregenz, und Ignatz Dominik Deuring, oberösterreichischer Regierungsrat, von Kaiser Karl VI. zu Wien den Freiherrenstand mit der Anrede "Wohlgeboren" und eine Wappenbesserung (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 182.21). Jener Ignatz Dominik von Deuring war 1729-1736 Oberamtsdirektor des Oberamtes Bregenz.

Der diesem Akt beiliegende, nachträglich in Teilen gestrichene Wappenentwurf war geviert mit eingepfropfter Spitze und mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein gekrönter goldener und doppelschwänziger Löwe, in der erhobenen Vorderpranke jeweils einen goldenen Fingerring emporhaltend, Feld 2 und 3: in Silber ein roter, pfahlweise mit drei goldenen Kugeln belegter Pfahl, eingepfropfte Spitze: in Rot eine silberne Rose (nachträglich gestrichen), Herzschild (nachträglich gestrichen): in Silber ein schwarzer, golden bewehrter Doppeladler, zwischen den Häuptern eine goldene, rot gefütterte Kaiserkrone. Dazu werden drei gekrönte Helme vorgeschlagen: Helm 1 (Mitte, wieder gestrichen): zu rechts schwarz-silbernen und links rot-silbernen Decken ein schwarzer, golden bewehrter Doppeladler, zwischen den Häuptern eine goldene, rot gefütterte Kaiserkrone, Helm 2 (rechts): zu rot-silbernen Decken ein wachsender, doppelschwänziger goldener Löwe, in den Vorderpranken ein goldenes Zepter haltend, Helm 3 (links): zu blau-silbernen Decken ein silberner Flügel, belegt mit einem roten Pfahl, dieser wiederum pfahlweise belegt mit drei goldenen Kugeln. Dieser ambitionierte Entwurf wurde also nicht verliehen.

Vielmehr bekam diese freiherrliche Mittelweiherburger Linie 1728 folgendes Wappen, mit dem sie 1812 in Bayern in der Freiherrenklasse immatrikuliert wurde: Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein goldener Löwe, der einen goldenen Fingerring emporhält (Stammwappen), Feld 2 und 3: in Silber ein roter Pfahl, der mit drei goldenen Kugeln pfahlweise belegt ist (Schilling von Wildegg), Herzschild silbern-rot geteilt, oben der Namenszug "C VI" in goldenen Lettern, unten drei (1:2) silberne Rosen, dazu drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): zu rechts blau-goldenen und links rot-silbernen Decken drei (1:2) silberne Rosen zwischen einem silbern-rot übereck geteilten Paar Büffelhörner, Helm 2 (rechts): zu blau-goldenen Decken ein wachsender, doppelschwänziger, gekrönter, goldener Löwe, in den Vorderpranken ein goldenes Zepter haltend (Stammhelm), Helm 3 (links): zu rot-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit einem roten, mit drei goldenen Kugeln pfahlweise belegten Pfahl (Schilling von Wildegg). Dieses Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 31 Tafel: 27. Den Diplomunterlagen beigefügt ist eine Zeichnung ausschließlich der neuen Zutaten, wobei die Rosen im Herzschild und in der Zier jedoch 2:1 stehen.

Ebenfalls wurde 1812 die Heilsberger Linie (Deuring-Gottmadingen und Heilsberg), die bereits 1688 in den Freiherrenstand erhoben worden war, in Bayern in der Freiherrenklasse immatrikuliert, mit folgendem Wappen der Verleihung von 1688 (Siebmacher Band: Bay Seite: 31 Tafel: 27), bei dem eine angestammte Komponente verballhornt wurde (diese "Besserungen" sind heraldisch und gestalterisch leider oft das Gegenteil von "gut"): Geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein goldener Löwe, der einen goldenen Fingerring mit spitzem Diamant emporhält (Stammwappen), Feld 2 und 3: von Rot (!), Blau (!) und Silber gespalten, der mittlere Pfahl mit drei goldenen Kugeln pfahlweise belegt, Herzschild: in Rot eine gesichtete goldene Strahlensonne. Drei gekrönte Helme: Helm 1 (Mitte): zu rechts rot-silbernen und links blau-silbernen Decken eine goldene, gesichtete Strahlensonne zwischen einem silbernen Paar Büffelhörner, Helm 2 (rechts): zu rot-silbernen Decken ein wachsender, doppelschwänziger, gekrönter, goldener Löwe, in den Vorderpranken ein goldenes Zepter haltend, Helm 3 (links): zu blau-silbernen Decken ein beiderseits von Rot (!), Blau (!) und Silber gespaltener Flug, der mittlere Pfahl mit drei goldenen Kugeln pfahlweise belegt.

Im Siebmacher Band: Bay Seite: 8 Tafel: 3 ist noch eine weitere Variante unter den Grafen gelistet, die sich nur hinsichtlich einer Helmzier unterscheidet, wo der Pfahl verdoppelt wird, also das überlieferte Symbol der Schilling von Wildegg künstlich verfremdet wird und nicht mehr in Übereinstimmung zum Feld ist (mal wieder so eine "Besserung"): Geviert, Feld 1 und 4: in Blau einwärts ein goldener Löwe, der einen goldenen Fingerring emporhält (Stammwappen), Feld 2 und 3: in Silber ein roter Pfahl, der mit drei goldenen Kugeln pfahlweise belegt ist, zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu blau-goldenen Decken ein wachsender, doppelschwänziger, gekrönter, goldener Löwe, in den Vorderpranken ein goldenes Zepter haltend, Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein silberner Flug, beiderseits belegt mit zwei (!) roten, mit je drei goldenen Kugeln pfahlweise belegten Pfählen. Das Diplom der von Deuring Grafen von und zu Hohenthann und Stätzling, deren Linie bereits 1629 den Freiherrenstand erlangt hatte, datiert von 1790; der Begünstigte war Johann Gallus Ignatius Freiherr von Deuring, kurbayerischer Kämmerer, Landrichter und Kastner in Friedberg. Die Erhebung erfolgte durch Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern in seiner Funktion als amtierender Reichsvikar. Bereits in der zweiten Generation erlosch diese gräfliche Linie im Mannesstamm.

Zurück zum Bauwerk: Über eine Erbtochter kam das Deuring-Schlößle an ihren Ehemann, Felix Thaddäus Freiherr Rüpplein von und zu Keffiko (-1801). Dann wurde es an Johann Jakob von Vicari verkauft, Landvogt und Kreishauptmann. 1821 erfolgte ein erneuter Verkauf, diesmal an Christoph Anton Kayser,  k. u. k Rentmeister, der hier seine Kanzlei einrichtete. Danach kam der Besitz auf dem Erbwege an den Schweizer Architekten Johann Anton Tscharner, der Aus- und Umbauten im Stil des Historismus vornahm, vor allem im Inneren. 1989 erfolgte ein nächster Verkauf, diesmal an Ernst und Heino Huber aus Bregenz.

Das Deuring-Schlößle wurde von 1989 bis 2015 als Hotel geführt. Zunächst hatte es den Anspruch gehobener Gastronomie und galt als Gourmet-Restaurant. Doch in den letzten Jahren seines Bestehens war davon nicht mehr viel übrig außer gehobenen Preisen; das schöne historische Gebäude war abgewohnt und heruntergekommen, der Ruf als Luxushotel längst zur Farce geworden, der Service war nachlässig, und das Essen war teuer und qualitativ weit entfernt vom Anspruch. Es wurde nichts mehr investiert, und den Rest ließ man motivationslos schleifen. Verdientermaßen schloß das Hotel 2015 wegen Insolvenz der Deuringschlößle Hotel und Restaurant GmbH (im Besitz von Heino Huber). Danach wurde das Anwesen zu je 50% von den beiden Gesellschaftern der Deuring Schlößle Immobilien GmbH übernommen, den Firmen G. Hinteregger GmbH & Co OG  und Huber Invest GmbH. Die lange genährte Hoffnung, daß das Hotel mit frischem Elan wieder eröffnet würde, erfüllte sich nicht. Woran es lag - jeder schob die Schuld dem anderen zu: fehlende Genehmigungen für Terrassenvergrößerung und Lift vom Talgrund waren nur ein Grund von vielen. Dann brach der Tourismus wegen Corona ein, und alle Wetten waren ungültig. Nach 4 Jahren Umbau- und Renovierungszeit hatte das Deuringschlößle 2020 eine neue Nutzung bekommen: Nach umfangreicher denkmalgerechter Sanierung ist das revitalisierte Gebäude das private Wohnhaus der im Immobiliengeschäft tätigen Unternehmerfamilie Hinteregger, von Dipl. Ing. Richard Hinteregger und seiner Frau Andrea, sowie Raphaela und Christopher bewohnt

Es gibt in Bregenz aber noch weitere heraldische Spuren der Familie Deuring: In der Maurachgasse 3 in der Unterstadt befindet sich das dreigeschossige Deuringhaus, ein im Kern aus dem 16. Jh. stammender Stadtsitz der Familie. Über der spätgotischen Rundbogenöffnung, die zwischenzeitlich vermauert war und später wieder freigelegt worden ist und heute als Schaufenster dient, ist ein barocker Wappenstein der Familie Deuring angebracht. Er hat die Form eines Allianzwappens mit zwei nebeneinandergestellten Wappenschilden unter einer gemeinsam genutzten vielperligen Krone und eingerahmt von zwei unten mit einer Schleife zusammengebundenen Palmzweigen. Der heraldisch rechte Schild zeigt das Deuring-Wappen wie beschrieben (man kann sogar eine Andeutung eines Dreiberges unter dem Löwen wahrnehmen, wie er auch in manchen Darstellungen auftritt), der andere Schild für die Ehefrau ist gespalten mit einem Balken rechts, da kommen regional nur zwei Familien in Frage, entweder die von Roth (Rodt) mit eigentlich umgekehrter Anordnung (gespalten, rechts ledig und golden, links in Rot ein silberner Balken) oder die aufgrund der hier vorliegenden Anordnung zutreffenden von Welden (gespalten, rechts in Grün ein silberner Balken, links rot und ledig).

Das Wappen gehört zu Gall Diethelm von Deuring zu Mittelweiherburg, kaiserlicher Hochtruchseß und oberösterreichischer Regierungsrat, welcher Anna Katharina Freifrau von Welden zu Großlaupheim geheiratet hatte, und das wurde auch zeitlich in die erste Hälfte des 18. Jh. passen. Gall Diethelm (-1718) war kaiserlicher Hoftruchseß und Regierungsrat (Regimentsrat) in Innsbruck und von 1690 bis 1700 zweimal Stadtammann von Bregenz. Von ihm gibt es im Stadtarchiv Bregenz ein Stammbuch (liber amicorum) aus der Zeit 1654-1678 mit Ingolstadt, Landsberg am Lech, Schloß Rodenegg in Südtirol, Siena, Rom, Turin, Hall in Tirol, Innsbruck, Wien, Bregenz, Tanneberg, Köln, Münster und den Niederlanden als Eintragungsorten, die belegen, wie weit er als Student und danach herumgekommen ist. Eine Tochter dieses Paares war Maria Johanna Katharina Freiin von Deuring zu Mittelweiherburg (1669-), welche Christoph Ludwig Freiherr von Künßberg zu Kirmsees (1666-1713) heiratete.

Die Maurachgasse verbindet die Unterstadt und den Leutbühel mit dem Stadtsteig zur Oberstadt. Das besagte Haus ist das Geburtshaus von Engelbert Bernhard (1836-1906), dem Gründer des Vereins für Gemeinnützige Zwecke, dem 1871 entstandenen ersten Verkehrsverein der Habsburger-Monarchie. In dem Gebäude befindet sich aktuell die Firma Boss Deuring, ein von Margot Deuring-Boss geführtes Geschäft für Waffen, Jagd- und Outdoorbedarf.

Die dritte Spur der Familie Deuring begegnet uns in der Rathausstraße 2 am ehemaligen Deuringhaus, auch bekannt als Pircherhaus, benannt nach der Bregenzer Handelsfirma Pircher. Das vierstöckige Wohn- und Geschäftshaus am Hauptplatz der Unterstadt ist im traufständigen linken Flügel fünfachsig und im giebelständigen Querflügel dreiachsig. Über der Geschäftsebene im Erdgeschoß, wo die Buchhandlung Brunner zu finden ist, sind die einzelnen Stockwerke ganz unterschiedlich gestaltet, im ersten Obergeschoß mit Rundbogenfenstern, im zweiten Obergeschoß mit Dreiecksgiebeln über den Fenstern und im dritten Obergeschoß mit einfachen Rechteckfenstern. Im linken Teil bildet eine Balustrade mit drei kleinen Voluten-Zwerchhäusern den oberen Abschluß, den Querflügel schließt ein Volutengiebel im Stil der Neo-Renaissance ab. Das Haus ist rosa angestrichen und besitzt blaue Fensterläden.

Die Wappentafel mit dem Deuring-Wappen befindet sich auf der Giebelseite des Quertraktes zwischen den mittleren Fenstern des 1. und 2. Obergeschosses. Das gevierte Deuring-Wappen mit zwei Helmen und den oben beschriebenen Inhalten wird von zwei Tieren als Schildhaltern flankiert.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.com/maps/@47.5001336,9.7481474,19z?hl=de - https://www.google.com/maps/@47.5001893,9.7481893,78m/data=!3m1!1e3?hl=de
Thomas Klagian: Aus der Geschichte der Stadt Bregenz -
https://www.bregenz.gv.at/fileadmin/user_upload/document/kultur/stadtarchiv/Aus_der_Geschichte_der_Stadt_Bregenz.pdf
Hinteregger Unternehmensgruppe:
https://www.hinteregger-bau.at/
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 81.8: 
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=1605295
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 81.9
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=1605296
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 81.11:
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=1605298
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 182.20
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4333197
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 182.21
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4333198
Wappen Deuring in der Fischnaler Wappenkartei: https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8667&sb=deuring&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8664&sb=deuring&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8666&sb=deuring&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8668&sb=deuring&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8669&sb=deuring&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8670&sb=deuring&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8662&sb=deuring&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=8663&sb=deuring&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Urkunden: https://www.monasterium.net/mom/AT-StaAB/Urkunden/fond?block=28 - https://www.monasterium.net/mom/AT-StaAB/Urkunden/fond?block=29
Mittelweiherburg auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelweiherburg
Mittelweiherburg auf Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=567
Familie Deuring auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Deuring_(Adelsgeschlecht)
Deuringschlößle in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deuringschlössle
Deuringschlößle in Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=1567
Deuringschlößle im Umbruch:
https://www.vn.at/markt/2016/06/29/deuringschloessle-ball-liegt-bei-den-behoerden.vn
Alois Niederstätter: Die Vogteien Bregenz, Feldkirch, Bludenz und Neuburg bis 1750, ein Beitrag zur Verwaltungsgeschichte Vorarlbergs, in: Montfort, Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs, 63. Jahrgang, Band 1, 2011, S. 77-95
http://apps.vorarlberg.at/vorarlberg/pdf/m111niederstaettervogteie.pdf

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