Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3058
Bregenz
(Bundesland Vorarlberg, Österreich)
Pfarrkirche St. Gallus: Georg Andreas von Buol-Berenberg
Dieses außen an der Kirchenwand angebrachte Epitaph ist für Georg Andreas von Buol-Berenberg (1739-10.12.1789). Er war der Sohn von Johann Georg Conrad von Buol-Berenberg (1699-1750), Reichsritter und Herr zu Mühlingen, kaiserlicher Vogt und Oberregierungsrat sowie Oberamtsdirektor zu Stockach. Sein Vater heiratete zweimal, in erster Ehe Maria Anna Barbara von Hormayr von Hortenburg (-1733) und in zweiter Ehe Franziska Perpetua von Hormayr von Hortenburg (-1784). Georg Andreas stammt aus der zweiten Ehe. Die Inschrift des Epitaphs ist nur im oberen Teil gut lesbar und lautet: "D(EO). O(PTIMO). M(AXIMO). / GEORGIO ANDR(EAE) S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) EQUITI DE BUOL A BER(E)NBERG / DINASTAE IN MIHLINGEN (= Mühlingen) / IMPERATRICI MARIAE THERESIAE HIC BRIGANTII DEIN / IOSEPHO II OENIP(ONTE = zu Innsbruck) A CONSILIIS ET CIRCULI PUSTERENSIS (= Pustertalkreis) / PRAEFECTO (= Kreishauptmann) / PIETATE IN DEUM FIDE IN PRINCIPEM BONITATE / OMNES PRAECLARO / QUI A CAESARE AD RESTITUENDAM POPULI TRAN/QUILITATEM BRIGANTIUM MISSUS AD AETERNAM A / ABIIT ANNO MDCCXXXIX X DEC(EMBRIS) AETATE XLIX / FILII MAERENTES" - etwa: Dem besten und größten Gott und dem Reichsritter Georg Andreas von Buol zu Berenberg, Herr zu Mühlingen, der Kaiserin Maria Theresia hier zu Bregenz und des Kaisers Joseph II. zu Innsbruck Rat und Kreishauptmann des Pustertals, mit Frömmigkeit zu Gott und mit Treue zum Fürsten und mit Vortrefflichkeit alles auszeichnend, der vom Kaiser nach Bregenz geschickt wurde, um die Ruhe des Volkes wiederherzustellen, ist in die Ewigkeit eingegangen im Jahre 1789 am 10. Dezember im Alter von 49 Jahren, die trauernden Söhne (setzten ihm dieses Epitaph). Das Epitaph besteht aus drei ganz unterschiedlichen Steinsorten, wobei der Inschriftenteil aus rotem Marmor wohl die schlechteste Wahl für bleibende Lesbarkeit war.
Der obere Teil aus weißem Stein enthält das unten von klassizistischen Festons eingefaßte Wappen in einem Kreis, dessen obere Hälfte durch das nach oben ausgebogene Abschlußband gebildet wird. Das Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber auf einem grünen Dreiberg einwärts ein roter Löwe, der in seinen Vorderpranken ein grünes, gestieltes Kleeblatt hält, Feld 2 und 3: in Gold einwärts ein aufrechter schwarzer Bär, der in seinen Vorderpranken eine naturfarbene (grüne), sich krümmende Schlange hält, zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu rot-silbernen Decken wachsend ein roter Löwe, der in seinen Vorderpranken ein grünes, gestieltes Kleeblatt hält, Helm 2 (links) zu schwarz-goldenen Decken wachsend ein schwarzer Bär, der in seinen Vorderpranken eine naturfarbene (grüne), sich krümmende Schlange hält. Dieses Wappen bekam Hans Andreas Buol (1647-1708), Rat bei mehreren Reichsfürsten und Ständen, zusammen mit dem alten Ritterstand als "Edler von Buol und Bernberg, Ritter" als Besserung des bisherigen Wappens am 11.10.1707 von Kaiser Joseph I. zu Wien verliehen (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 52.49). In den Unterlagen zum Diplom ist in allen vier Feldern ein Boden bzw. flacher Dreiberg unter den Tieren gemalt; bei dem hiesigen Epitaph ist nichts davon zu sehen. Der Erhobene war zweimal verheiratet, erst mit Maria Waldburga von Echbegg, dann mit Marsilia Freiin von Schellenberg. Georg Andreas von Buol-Berenberg war sein Enkel.
Georg Andreas von Buol-Berenberg wurde in Stockach geboren. Er begann seine Karriere im Verwaltungsdienst 1768-1787 als Landschreiber, Gubernialrat (Regierungsrat) und kaiserlicher Oberamtsrat in Bregenz. 1787-1789 war er Kreishauptmann in St. Lorenzen im Pustertal. 1789 wechselte er als Kreishauptmann nach Bregenz, konnte dieses Amt aufgrund seines im selben Jahr erfolgten Todes nicht lange ausüben. Die Inschrift erwähnt, daß er erst unter Kaiserin Maria Theresia diente, dann unter Kaiser Joseph II. Für letzteren spielte er eine Schlüsselrolle bei dessen den Klerus und die Klöster betreffenden Reformen. Eine dieser Reformen war schon 1782, daß alle Ordensniederlassungen in den habsburgischen Erblanden von ausländischen Obrigkeiten abgekoppelt und unabhängig gemacht werden mußten. Das war noch nicht besonders spürbar und änderte das Leben eher wenig. Viel einschneidender war, daß 1780-1790 viele Klöster ganz aufgehoben wurden, darunter die in Viktorsberg, Valduna, St. Anna und Thalbach. Georg Andreas von Buol-Berenberg war als Bregenzer Kreishauptmann verantwortlich für die mit besonderer Brutalität durchgeführten Zwangsräumungen: Man verjagte auf seinen Befehl hin die Mönche, versteigerte die Einrichtung und verbrannte die Bücher. Er ging um einiges konsequenter und härter vor als der bei der Bevölkerung beliebtere Amtsvorgänger, Kreishauptmann Karl von Schenk. Insofern atmete Bregenz auf, als Buol-Berenberg schon kurz nach seinem Amtsantritt einer Brustwassersucht (Hydrothorax) erlag. Ignaz Anton von Indermauer wurde als sein Nachfolger eingesetzt, doch die Bevölkerung kam mit ihm vom Regen in die Traufe, und sein hartes Vorgehen bei der Umsetzung der Klosterauflösungen sollte ihn dann im Montafon das Leben kosten, denn dieser wurde am 10.8.1796 im Dominikanerkloster St. Peter in Bludenz von einer agitierten Menschenmenge grausam ermordet.
Georg Andreas von Buol-Berenberg heiratete Sidonia Maria von Buol-Berenberg, die Tochter von Joseph von Buol-Berenberg und Sidonia Geist von Wildegg. Er hatte zwei Söhne und eine Tochter, 1.) Joseph Andreas von Buol-Berenberg (1773-1812), k. k. Legationsrat in Dresden, später in Kopenhagen, 2.) Gebhard von Buol-Berenberg (6.7.1775-28.4.1824), vermählt mit Amalia von Stotzingen, Nachkommen bis heute, und 3.) Anna von Buol-Berenberg (-1792).
Das in der Inschrift genannte Mihlingen ist Mühlingen im Landkreis Konstanz. Dieser ehemalige Familiensitz, der im Jahre 1731 von Hans Andreas und Johann Georg Konrad von Buol-Berenberg von den Ebinger von der Burg erworben wurde, besitzt ein Herrenhaus auf rechteckigem Grundriß mit hohem Walmdach aus der Barockzeit, dazu Zehntscheune, Remise und Stallgebäude. Von seinem Vater Johann Georg Konrad erbte Georg Andreas die Herrschaft Mühlingen. Bis 1805 blieben die Freiherren von Buol-Berenberg Grundherren im Ort. Der letzte Bewohner aus der Familie war Ignaz Freiherr von Buol-Berenberg (1.5.1927-9.6.1997). Dessen Sohn Andreas Freiherr von Buol-Berenberg (20.1.1960-) verkaufte am 22.9.2021 das Schloß mit allen Grundstücken an die Gemeinde Mühlingen. Er ist der Ururururenkel des Klosterauflösers Georg Andreas.
Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bad Seite: 6 Tafel: 5, Band: Bay Seite: 71 Tafel: 79, Band: Tir Seite: 3 Tafel: 3. Dort wird auch eine freiherrliche Variante beschrieben, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber auf einem grünen Dreiberg einwärts ein golden gekrönter roter Löwe, der in seinen Vorderpranken ein grünes, gestieltes Kleeblatt hält, Feld 2 und 3: in Gold einwärts ein aufrechter, golden gekrönter schwarzer Bär, der in seinen Vorderpranken eine naturfarbene, sich krümmende Schlange hält, Herzschild: blau-silbern gespalten mit einer Jungfrau in einem farbverwechselten Kleid, in der erhobenen Rechten einen Blumenstrauß haltend, die Linke eingestemmt, drei gekrönte Helme, Helm 1 (Mitte): zu blau-silbernen Decken ein wachsender, blauer, golden gekrönter und rot gezungter Löwe, der ein silbernes Zepter mit speerförmiger Spitze in den Vorderpranken hält, Helm 2 (rechts): zu rot-silbernen Decken wachsend ein golden gekrönter roter Löwe, der in seinen Vorderpranken ein grünes, gestieltes Kleeblatt hält, Helm 3 (links) zu schwarz-goldenen Decken wachsend ein schwarzer, golden gekrönter Bär, der in seinen Vorderpranken eine naturfarbene, sich krümmende Schlange hält. Am 29.5.1795 erhielt Joseph Ignaz von Buol-Berenberg (21.9.1749-27.8.1817), Grenadierhauptmann im Infanterieregiment Mitrowsky, zu Wien den Freiherrenstand mit dem Prädikat "zu Berenberg und Mühlingen" nebst der beschriebenen Wappenbesserung (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 117.27). Neu sind also der Herzschild, die mittlere Helmzier und insgesamt sechs goldene Kronen der Tiere. Der Begünstigte war k. k. Kämmerer, wurde 1807 Generalmajor, 1809 Kommandant der österreichischen Streitkräfte in der Schlacht von Innsbruck, 1813 Feldmarschall-Lieutenant, 1814-1816 Militärkommandant in Linz und 1816-1817 militärischer Stadtkommandant von Prag. Er war der jüngere Bruder "unseres" Georg Andreas von Buol-Berenberg, und seine Kalterer Linie erlosch am 21.5.1943 mit Maria Anna von Buol-Berenberg.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf
Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,20z - https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,88m/data=!3m1!1e3
Pfarrei St. Gallus: https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/bregenz/pfarren/bregenz-st-gallus/willkommen
Galluskirche: https://www.brigantium.at/sankt-galluskirche
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel RAA 52.49 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=1523063
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 117.27 https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4457766
Wappen Buol-Berenberg in der Fischnaler-Wappenkartei: https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5120&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5123&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5124&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5127&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5134&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5118&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5127&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Wappen anderer Buol-Linien in der Fischnaler-Wappenkartei: https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5126&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5119&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5121&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5122&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5129&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - https://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=5130&sb=buol&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Doris Eichkorn: Die Gemeinde Mühlingen ist jetzt
Schlossbesitzerin, Artikel im Südkurier vom 11.10.2021 https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/muehlingen/die-gemeinde-muehlingen-ist-jetzt-schlossbesitzerin;art372452,10937234
Schloß Mühlingen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Mühlingen
Stammliste der von Buol auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stammliste_von_Buol
Buol-Berenberg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Buol-Berenberg
Tobias Bilgeri: Josephinische Kirchenreform in Vorderösterreich,
die Reaktion der Vorarlberger Bevölkerung, PS-Arbeit,
Universität Innsbruck, 2009, in: historia.scribere 2 (2010), S.
277-290 - http://historia.scribere.at - https://webapp.uibk.ac.at/ojs2/index.php/historia_scribere/article/view/2324/1881
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright bzw. Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2023
Impressum