Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3063
Bregenz (Bundesland Vorarlberg, Österreich)

Pfarrkirche St. Gallus: Adelheid von Ebner zu Rofenstein

Die Inschrift dieses Gedenksteins für Adelheid von Ebner zu Rofenstein lautet: "Zur frommen Erinnerung an das Fräulein / Adelheid von Ebner zu Rofenstein / geb: am 7 Oct: 1829 gest: am 20 Nov: 1849 / von den trauernden Eltern // Lasst uns nicht am Grabe weinen / Stärkt das Herz und Zuversicht / Aus der Nacht zu Lohn und Licht / Weckt des Meisters Ruf die Seinen". Sie wurde nur 20 Jahre alt. Adelheid von Ebner zu Rofenstein (7.10.1829-20.11.1849) war die Tochter von Johann Nepomuk Ritter Ebner von Rofenstein (8.5.1790-8.7.1876), Vorarlberger Kreishauptmann, und Johanna Schüller (14.7.1801-15.1.1856). In der Mitte der unteren Zone ist das Familienwappen angebracht, oberflächlich von Ausblühungen durch Korrosion gezeichnet.

Adelheids Vater, Johann Nepomuk Ritter Ebner von Rofenstein, studierte Rechtswissenschaften in Landshut. Danach trat er in den österreichischen Verwaltungsdienst und machte nach dem Rückerhalt der Territorien nach der bayerischen Besatzungszeit Karriere. Er wurde 1814 Kreiskommissar am Landgericht in Imst. Danach war er in der gleichen Position 1817-1821 in Schwaz tätig. Anschließend wurde er Kreishauptmann von Imst, dann wechselte er nach Bregenz und übte 1822-1850 das Amt des Kreishauptmanns von Vorarlberg aus. Er hat sehr viel für die Region getan, u. a. das Krankenhaus Bregenz ausgebaut, Krankenkassen und Sparkassen für Industriearbeiter errichtet und wichtige Straßen ausbauen lassen. In dieser Zeit fand der Umbau der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft statt, und es gab extrem viel zu tun, um die Infrastruktur damit Schritt halten zu lassen. Er hinterließ 16 Bände Tagebücher, die ein Lebensbild jener Zeit vermitteln. 1850-1857 war er schließlich Statthaltereirat bei der Regierung in Innsbruck. Er wurde am 7.2.1839 in den erblichen Ritterstand erhoben mit dem Prädikat "von Rofenstein" (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 203.44). Rofenstein ist der Name eines Ansitzes in Imst, direkt im Zentrum am Marktplatz gelegen. Der Ansitz ist hervorgegangen aus einer alten Gerichtsburg, die aber ständig verpfändet worden war. Die Liste der besitzenden Familien ist lang. Ende des 17. Jh. wurde die Burg zu einem vierflügeligen Schloß im Stil des Barock umgebaut, dann nach einer 1822 erfolgten Brandzerstörung 1824 im schmucklos-nüchternen Ingenieursstil als dreigeschossige, quadratische Vierflügelanlage mit Innenhof  wiederhergestellt; der bis dahin noch bestehende Bergfried wurde größtenteils abgerissen; die Reste wurden verbaut. Seit 1868 ist der Ansitz das Amt der Bezirkshauptmannschaft von Imst.

Das bei der Erhebung in den Ritterstand vergebene und den Archivunterlagen beigefügte Wappen der Ebner von Rofenstein ist geteilt, oben in Blau ein goldener Löwe, der in seinen Vorderpranken einen silbernen, abwechselnd rot und silbern befiederten Pfeil schräg vor sich hält, unten in Silber ein roter Sparren zwischen drei (2:1) roten, sechszackigen Sternen, dazu zwei gekrönte Helme, Helm 1 (rechts): zu blau-goldenen Decken wachsend ein goldener Löwe, der in seinen Vorderpranken einen silbernen, rot-silbern befiederten Pfeil schräg vor sich hält, Helm 2 (links): zu rot-silbernen Decken ein Flug, der rechte Flügel golden-blau geteilt, der linke rot-silbern, auf beiden Flügeln ein sechszackiger Stern in verwechselten Farben (österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 203.44). In der Fischnaler-Wappenkartei gibt es mehrere Einträge, nur ein einziger entspricht der Darstellung in den Diplomunterlagen, ein anderer vereinigt beide Kleinode auf einem einzigen Helm unter Verweis auf einen Wappenbrief für Andre Ebner, Pfleger zu Imst, vom 23.7.1569 zu Innsbruck, und die restlichen geben die Motive nicht korrekt wieder. Im Rietstap/Rolland wird das Wappen korrekt wiedergegeben ("Ebner Chevaliers de Rofenstein, Tyrol, Conc. d'arm. 23 juillet 1569, chevalier, 30 mars 1839): Coupé, au 1 d'azur au lion d'or, tenant de ses pattes une flèche, posée en pal, empennée d'un fascé de gueules et d'argent, au 2 d'argent au chevron de gueules acc. de trois étoiles du même. Cimiers: 1° le lion du 1 issant. Lambrequin: d'or et d'azur. 2° un vol, l'aile dextre coupée d'or sur azur et ch. d'une étoile de l'un en l'autre, l'aile senestre coupée de gueules sur argent et ch. d'une étoile de l'un en l'autre. Lambrequin: d'argent et de gueules."), aber mit fünfzackigen Sternen abgebildet.

Johann Nepomuk Ebner hatte zuvor bereits am 16.8.1838 das Ritterkreuz der ö. k. Leopold-Ordens verliehen bekommen, das die Erhebung in den Ritterstand nach sich zog. Dieses Ordenskreuz sehen wir unten am Wappen, es gehört zum Vater, nicht zu Adelheid. Dieser Orden wurde am 8.1.1808 von Kaiser Franz I. anläßlich seiner Verlobung mit seiner späteren dritten Ehefrau, Maria Ludovika Beatrix von Modena, gestiftet und wurde bis 1918 verliehen. Der Kaiser war der Großmeister des Ordens. Die Auszeichnung, die den Namen des Vaters von Kaiser Franz I. trug, konnte für zivile und für militärische Verdienste gewährt werden. An einem hellroten Band mit weißen Randstreifen wird ein rot emailliertes und weiß eingefaßtes Tatzenkreuz geführt, in dessen Mitte sich innerhalb einer kreisförmigen Einfassung mit der Ordensdevise "INTEGRITATI ET MERITO" (für Rechtschaffenheit und Verdienst) die verschlungenen verschnörkelten Initialen "FIA" (Franciscus Imperator Austriae) befinden. Auf der Rückseite des Kreuzes ist innerhalb eines Eichenlaubkranzes der Wahlspruch Leopolds II., "OPES REGUM CORDA SUBDITORUM" (die Taten der Könige sind es, die die Herzen der Untertanen gewinnen) zu lesen. Als Verbindungsglied zwischen Band und Kreuz dient die österreichische Kaiserkrone (sog. Hauskrone des Kaisers Rudolf II.) mit zwei wehenden Bändern. Diese Details sind hier freilich nicht aufgelöst. Es galt bis 1884 die Regel, daß ein Ritterkreuzempfänger in den erblichen Ritterstand, ein Kommandeurkreuzempfänger in den Freiherrenstand erhoben wurde und daß ein Großkreuzempfänger Geheimrat wurde, danach wurde dieser Automatismus abgeschafft.

Die vier Großeltern von Adelheid waren Josef Anton Ebner (29.1.1758-15.5.1821), Landrichter von Imst, und Notburga Jais sowie Ignaz Anton Schüller, Kaufmann, und Anna Lang. Adelheid hatte noch mehrere Geschwister, Ritter Franz Ignaz Robert Ebner von Rofenstein (3.3.1831-1.9.1905), Otto Johann Josef Ebner von Rofenstein (16.6.1833-21.5.1837), schon als Kind verstorben, Magdalena Sophie Marie Ebner von Rofenstein (24.5.1834-1919), vermählte Kerner von Marilaun, Ritter Dr. iur. Friedrich Ebner von Rofenstein (25.4.1837-26.10.1866), Ritter Dr. med. Ritter Anton Gilbert Viktor Ebner von Rofenstein (4.2.1842-20.3.1925), Histologe, Dekan der medizinischen Fakultät und Rektor der Universität Wien, Hofrat, und Johann Ebner von Rofenstein (11.8.1839-8.9.1854), der als drittes der Kinder nicht alt wurde.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,20z - https://www.google.de/maps/@47.4984844,9.7479855,88m/data=!3m1!1e3
Pfarrei St. Gallus:
https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/bregenz/pfarren/bregenz-st-gallus/willkommen
Galluskirche:
https://www.brigantium.at/sankt-galluskirche
Wappen der von Ebner in der Fischnaler-Wappenkartei:
http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=10191&sb=ebner&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=10192&sb=ebner&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=10193&sb=ebner&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=10198&sb=ebner&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=10199&sb=ebner&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=10201&sb=ebner&sw=&st=&so=&str=&tr=99 - http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=10202&sb=ebner&sw=&st=&so=&str=&tr=99
Ansitz Rofenstein in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ansitz_Rofenstein
Ansitz Rofenstein in Burgen-Austria:
http://www.burgen-austria.com/archive.php?id=1190
Familienangehörige von Adelheid:
https://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_von_Ebner-Rofenstein - https://geschichte.univie.ac.at/de/personen/viktor-ritter-von-ebner-rofenstein-o-univ-prof-dr-med - https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_E/Ebner-Rofenstein_Viktor_1842_1925.xml - https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Viktor_von_Ebner-Rofenstein - Vater: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Nepomuk_Ebner_von_Rofenstein
Johann Nepomuk von Ebner-Rofenstein, in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 212 f.
https://www.biographien.ac.at/oebl_1/212.pdf - https://www.biographien.ac.at/oebl_1/213.pdf
Philipp E. Kafka: Genealogie von Adelheid von Ebner-Rofenstein:
https://www.geni.com/people/Adelheid-Ebner-von-Rofenstein/6000000055657948460- https://www.geni.com/people/JOHANN-Nepomuk-Ritter-Ebner-von-Rofenstein/6000000055635454239 - https://www.geni.com/people/Johanna-Edle-Ebner-von-Rofenstein/6000000055658652849 und abhängige Seiten
Leopold-Orden auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/österreichisch-kaiserlicher_Leopold-Orden
österreichisches Staatsarchiv AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 203.44
https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4357652 dort falsch Rosenstein statt Rofenstein

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