Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3204
Vianden (Großherzogtum Luxemburg)
Das Rathaus (Stadhous) von Vianden
Das heutige Rathaus von Vianden (Stadhous, Hôtel de Ville) ist ein altes Verwaltungsgebäude der Grafschaft Vianden, das bereits 1469 erwähnt wird. Der Dienstsitz ging dann sukzessive in Privateigentum über, zunächst in Besitz der Familie von Zievel, dann an die Veyder. Aus ersterer Familie findet Dietrich von Zievel als Mannrichter zu Vianden Erwähnung. Letztere kommen als Bürger der Stadt Vianden vor, und Johann Veyder heiratete eine Margaretha von Zievel, auf diesem Wege ging der Besitz an die Veyder, spätere Veyder von Malberg. Im 17. und 18. Jh. erhielt das Gebäude die heutige Form. Seit 1950 nutzt die Stadt das Gebäude als Rathaus.
Von heraldischem Interesse ist der Türsturz über dem Haupteingang. Dort sind zwei Wappenschilde in Form eines Ehewappens zusammengestellt. Die etwas ungelenk und hölzern wirkenden Schildhalter sind witzig, einerseits deuten die Flügel auf Engel, und das nähmen wir auch gerne an, doch der mißgelaunte Gesichtsausdruck und untere Bereich mit den komischen Beinen und exponierten Genitalien erinnert eher an kleine Dämonen oder Faune. Aufgrund der geringen Höhe des Türsturzes wirken beide Figuren zudem in der Höhe gestaucht - lustig, aber wahrlich kein bildhauerisches Meisterwerk. In der oberen Kehlung des Abschlußprofils befand sich einmal eine Inschrift, die heute kaum noch lesbar ist.
Das heraldisch rechte Wappen ist klar als dasjenige der Herren von Zievel zu identifizieren. Das war ein Zweig der Herren von Daun. Die von Zievel stammen von Heinrich II. (-1237) ab, einem Bruder Richards von Daun (-1256), und führen eine Variante des Dauner Wappens, in Rot ein silbernes Schräggitter und darüber einen blauen dreilätzigen Turnierkragen. So führte es bereits 1415 Johann von Zievel, und ebenso führten es die Brüder Johann und Werner von Zyvel, Burgmänner zu Manderscheid. Französischer Blason: De gueules fretté d'argent au lambel d'azur brochant en chef. Als Helmzier wird zu rot-silbernen Decken ein schwarzer, silbern bewehrter Eberkopf geführt (Rietstap: cimier une hure et col de sanglier de sable), ähnlich bei Loutsch.
Das andere Wappen zeigt unter einem mit Wellenlinien belegten Schildhaupt drei (2:1) deichselförmig in den Dreipaß gestellte, mit den Spitzen aneinanderstoßende, rund ausgeschlagene Herzen; die gesamte Figur wird auch als Kleeblatt bezeichnet. Dieser Schild gibt Rätsel auf und ist nicht sicher identifizierbar. Die Ehefrau des Dietrich von Zievel ist nicht weiter bekannt; Urkunden nennen den Vornamen Eva. Aber es ist auch nicht gesichert, daß dieser Sturz für besagten Dietrich und seine Frau angefertigt wurde, oder für ein anderes Familienmitglied. Robert Matagne diskutiert in seinem Standardwerk über die Zievel das Wappen, liest die von ihm auf 1570 datierte (er konnte es wohl noch lesen, heute nicht mehr zu entziffern und damit nicht zu verifizieren) Inschrift als "....IEVE.....TSCHEID...", und er kommt trotz entgegengesetzter Wahrnehmung und Diskussion der unterscheidenden Details dennoch zum Schluß, daß es sich um eine ungewöhnliche Variante des Wappens der Herren von Bourtscheid = Bourscheid handeln muß. Dem kann hier auf keinen Fall gefolgt werden, weil es sich um ein grundsätzlich anderes Wappenbild als bei den von Bourscheid handelt, denn diese führen drei Herzen oder besser Seeblätter in der Stellung 2:1, d. h. alle Figuren sind gleichermaßen mit der Spitze nach unten und der Kerbe nach oben ausgerichtet. Hier sind die Herzen jedoch deichselförmig im Dreipaß angeordnet, wie es z. B. von den Familien von Nordeck zur Rabenau, von Trohe, von Dernbach, von Lundorf, von Cleen u. v. a. m. bekannt ist. Das ist ein grundsätzlich anderes, inkommensurables Motiv, und diese beiden Wappen als Varianten voneinander zu bezeichnen, liegt weit außerhalb akzeptabler und von Zeitgenossen akzeptierter Variationsbreite, mal ganz abgesehen vom mit Wellenlinien bezeichneten Schildhaupt, dessen Signifikanz es zudem zu verifizieren gilt. Drei Seeblätter unter einem Schildhaupt haben die Schmeich von Lissingen, aber auch die haben die Seeblätter in 2:1-Stellung. Die Unterschiede sind so eklatant und bedeutungsunterscheidend, daß es zwei grundverschiedene Wappen sind, und aufgrund des mehrfachen Vorkommens dieses Motiv bei verschiedenen Familien ist die namentlich nicht bekannte Ehefrau ohne weitere Belege nicht zuzuordnen. Deshalb sei hier Robert Matagne entschieden widersprochen, besser keine Zuordnung als eine sicher falsche.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.9329343,6.2061118,20z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.9329343,6.2061118,70m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
einschlägige Genealogie-Register
Robert Matagne: Les Zievel, in: Biographie Nationale du pays de
Luxembourg depuis ses origines jusqu'à nos jours, Xme fascicule,
Luxemburg 1959, S. 453-455 - https://luxemburgensia.bnl.lu/cgi/luxonline1_2.pl?action=idc&sid=luxbio&vol=10&chapter=2 - https://luxemburgensia.bnl.lu/cgi/luxonline1_2.pl?action=fv&sid=luxbio&vol=10&page=453&zoom=3 ff.
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2025
Impressum