Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3205
Vianden (Großherzogtum Luxemburg)
Trinitarierkirche: Heinrich von Nassau
In der Trinitarierkirche (l'église des Trinitaires) zu Vianden finden wir das Epitaph für Heinrich von Nassau (-22.11.1589), der einst Amtmann des Grafen von Criechingen zu Pittingen war, das mit folgender Inschrift auf dem bogenförmig geschweiften Unterhang versehen ist: "A(NN)O 1589 DEN 22 NOV(E)MBRIS IST IN GOTT VER/STORBE(N) DER LON VND EHRNVESTEN HE(I)NRICH VON / NASSAVW IN ZEIT SEINNES LEBEN GEWESSENER / CHRICHNISCHER AMPTMAN(N) ZVC / PITTINGEN DERO SE(E)LEN GOT(T) / GN(A)EDIG SEIN WOLLE / AMEN". Heinrich von Nassau war mit Hildegard von Lellich verheiratet.
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Das Epitaph zeigt in der von zwei Wandvorlagen und einem Abschlußbogen gebildeten Nische den leicht nach links gewendeten Verstorbenen in voller Ritterrüstung, nur den Helm mit Federschmuck hat er neben seinem linken Fuß abgestellt. Er ist mit Schwert und Dolch bewaffnet.
Im Bogenfeld ist, auf den Rundbogenrahmen übergreifend, ein rundes Medaillon ohne Rahmung mit dem Vollwappen der Herren von Nassau angebracht, in blauem und mit goldenen aufrechten Schindeln bestreuten Feld ein goldener und ungekrönter Löwe, rot gezungt, rot bewehrt, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein schwarzer Flug, im unteren Teil ein verschlungenes Band als Trenner, darunter mit goldenen Lindenblättern bestreut. Die Details weisen den Wappenträger als Sproß der ottonischen Linie aus.
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Seitlich tragen die Pilaster insgesamt acht Wappenschilde einer Ahnenprobe. Es fällt auf, daß hier die Familien zu den eher einfachen oder niederadeligen Familien gehören, ganz im Gegensatz zu dem sonst üblichen Heiratsverhalten im Hause Nassau-Vianden oder Nassau-Dillenburg. Auch gibt es hier keinerlei Vermehrung des Nassauer Stammwappens, wie sie Ende des 16. Jh. allgemein im Hause Nassau üblich waren. Das liegt daran, daß Heinrich ein Vertreter einer unehelichen, illegitimen Linie war, und diese Linie mußte nicht nur auf alle zusätzlichen Felder mangels Anspruch darauf verzichten, sondern auch ihre Heiratspartner gesellschaftlich erheblich tiefer suchen als die Hauptlinien. Auf der Schwertseite wiederholt sich ganz oben das Wappen der Nassauer wie beschrieben ("NASSAVWE"). Der Vater des Probanden war Johann von Nassau, verheiratet mit Betarix de Belva / de Belvaux. Deren Wappen ("BELLVA") zeigt in Silber drei (2:1) rote Fensterrauten, auf denen jeweils eine schwarze Merlette sitzt (frz. d'argent à trois mâcles de gueules sommées chacune d'une merlette de sable), auf dem Helm eine der schwarzen Merletten (cimier: une merlette de l'écu), so hier, oder nach Loutsch auch eine rote Fensterraute mit einer schwarzen Merlette darauf zwischen einem silbernen Flug (une mâcle de gueules sommée d'une merlette de sable, le tout entre un vol d'argent).
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Die Großeltern des Probanden waren väterlicherseits Adam von Nassau und seine Frau, Eva Laudolff oder Ludolf von Bitburg. Deren Wappen ("BIETBORGH") ist als zweites von oben auf der Schwertseite zu sehen, in Rot zwei silberne, golden beschlagene Jagdhörner mit verschlungenem goldenem Band übereinander (frz.: de gueules à deux cors d'argent, virolés (et embouchés) d'or), auf dem Helm ein Jagdhorn (Hifthorn) wie im Schild, so hier, oder nach Loutsch auch ein silbern-rot gevierter Flug (un vol écartelé d'argent et de gueules). Die Großeltern mütterlicherseits waren Godefroid de Belvaux und Marguerite (Marie) d'Arimont. Deren Wappen ("AR....NT") ist als zweites von oben auf der Spindelseite zu sehen, geviert, Feld 1 und 4: in Gold ein links gewendeter roter Stierkopf, Feld 2 und 3: in Schwarz ein silbernes Mühleisen, bewinkelt von vier goldenen Rosen (frz.: écartelé, au 1 et 4 d'or à une tête de boeuf contournée de gueules, au 2 et 3 de sable à l'anille d'argent cantonnée de 4 roses d'or), auf dem Helm hier ein wachsender Hahn, exakt wie unten beim Wappen der de Recogne. Loutsch beschreibt für das Stammwappen (Mühleisen bewinkelt von vier Sternen) mehrere Helmzier-Varianten: a) une étoile d'or entre deux aigrettes s'argent, b) une étoile d'or entre un vol parti d'argent et de gueules, c) une étoile d'or entre un vol parti d'or et d'azur, d) trois plumes d'autruche d'or et d'azur. Hier haben wir eine komplett andere Variante, mit Rosen anstelle der Sterne und mit einem wachsenden Hahn als Kleinod.
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Nun kommen wir zur Generation der Urgroßeltern. Väterlicherseits waren das der illegitime Sproß der Linie Nassau-Dillenburg-Breda, Johann von Nassau, der 1451 als Rentmeister zu Vianden genannt wird und der 1455 den Hof Amel im Lande St. Vith für 200 Gulden erpfändete, und seine Frau, Jeannette bzw. Johanna von der Rouwen (Rauwen, Ruwen), die am 5.2.1457 Güter zu St. Vith erpfändete. Die anderen beiden Urgroßeltern waren Nikolaus Laudolff bzw. Ludolf von Bitburg und seine Frau, Lisa oder Lysa von Beifels (Byvels). Das Wappen der einen Urgroßmutter ("DIE RANW") zeigt in Blau drei (2:1) goldene, mit einem goldenen Band gebundene Garben (frz.: d'azur à tris gerbes d'or liées du même), auf dem Helm eine goldene Garbe zwischen einem blau-golden gevierten Flug (frz.: cimier: une des gerbes entre un vol écartelé d'azur et d'or). Das Wappen der anderen Urgroßmutter ("BEYVELS") ist mehrfach von Hermelin und Rot geteilt (frz.: burelé d'hermine et de gueules), im Loutsch die andere Reihenfolge, also von Rot und Hermelin mehrfach geteilt, auf dem Helm hier mehrere (5) Straußenfedern, nach Loutsch ganz anders ein wie der Schild bezeichneter Flug (un vol aux armes); die Wappen sind beide auf einer Ebene angebracht, jeweils auf der dritten Position der Schwert- und der Spindelseite. Der Vorfahr dieses illegitimen Johanns war Engelbert I. Graf von Nassau-Dillenburg, Herr von Breda, der im Jahre 1417 die Grafschaft Vianden erbte und Johanna von Polanen geheiratet hatte, die Erbin von Breda.
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Die Vorfahren der anderen, mütterlichen Seite waren Godefroid de Belvaux and Béatrice de la Vaulx und Winkin d'Arimont und eine Frau de Recogne. Das Wappen der ersten Urgroßmutter ("LA VAHL") weicht erheblich von den Erwartungen ab, die eigentlich in Schwarz drei silberne Türme hier sähen (Loutsch: de sable à trois tours à l'antique d'argent, cimier un tambour d'argent, surmonté de deux baguettes de gueules, en sautoir), statt dessen sehen wir eine Wiederholung des typischen Nassauer Wappens mit dem Löwen und den Schindeln. Denn selbst die de Vaulx aus der Dauphiné, hier eher unwahrscheinlich, hatten zwar einen Löwen im Schild, aber keine Schindeln. Die Familie scheint ein Zweig der Familie de Bazeilles zu sein, die sich nach ihrem Sitz Lavaulx bei Montmédy nannte. Das Wappen der zweiten Urgroßmutter ("ARCONGNI") zeigt in Gold einen roten Hahn (frz.: d'or au coq de gueules; Loutsch nennt noch als weitere mögliche Varianten: d'argent au coq de gueules, patté et crêté d'or, oder: d'or au coq d'argent, crêté, couronné et barbé de gueules), auf dem Helm der Hahn wachsend (nach Loutsch abweichend ein Flug, cimier: un vol de gueules et d'or, oder un vol d'or et de gueules); die Wappen sind beide auf einer Ebene angebracht, jeweils auf der vierten und letzten Position der Schwert- und der Spindelseite. Insofern ist die Ahnenprobe nicht ganz logisch, wir sehen als Anordnung nicht 1 - 2 / 3 - 4 / 5 - 6 / 7 - 8, sondern 1 - 2 / 3 - 4 / 5 - 7 / 6 - 8. Abgesehen von dieser logischen Abweichung haben wir ein Wappen, das fehl am Platze ist, und mehrere Differenzen bei den Kleinoden zwischen Befund und Literatur.
Trinitarierkirche: Maria von Vianden
In der Trinitarier-Kirche befindet weiterhin eine spätgotische Tumba für Maria von Vianden (-21.10.1400). Maria war eine Tochter von Heinrich II. von Vianden (-1337) und Maria von Flandern. Ihre Großeltern väterlicherseits waren Philipp III. Graf von Vianden (-1315) und Lucia von der Neuerburg. Sie heiratete Simon III. Graf von Sponheim-Kreuznach und von Vianden (-30.8.1414), welcher 1380-1414 Graf der Vordergrafschaft Sponheim war. Dessen Eltern waren Walram Graf von Sponheim-Kreuznach (-22.1.1380), 1336-1380 Graf der Vordergrafschaft, der erst in Kastellaun residierte und dann 1340 Kreuznach von seinem Onkel erbte und dorthin zog, und Elisabeth von Katzenelnbogen (-1368).
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Entsprechend sehen wir an der Tumba zwei Wappenschilde, zum einen ihr eigenes Wappen Vianden, in Rot ein silberner Balken (Abb. oben links), zum anderen das Wappen der Vordergrafschaft Sponheim, blau-golden geschacht (Abb. oben rechts). Die Schraffur ist hier unzutreffend, denn die würde rot-golden bedeuten, aber ein solches Schach führten die Sponheimer in keiner Linie. Marie von Vianden hatte eine Tochter, Elisabeth Gräfin von Sponheim-Vianden (1365-3.9.1417), die in erster Ehe mit Engelbert III. Graf von der Mark und in zweiter Ehe am 29.8.1392 in Alzey mit Ruprecht Pipan Erbprinz bei Rhein (20.2.1375-25.1.1397) verheiratet war. Besagte Tochter war 1414-1417 Gräfin der Vordergrafschaft und starb kinderlos als letzte der Linie, sie schenkt 1/5 der Vordergrafschaft an Kurfürst Ludwig von der Pfalz, die anderen 4/5 gingen an die andere Linie der Hintergrafschaft.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@49.9331323,6.2047194,19.62z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.9331241,6.2047116,88m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Liste der Grafen von Sponheim auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Grafen_zu_Sponheim
katholische Kirche in Luxemburg: https://www.cathol.lu/de/ - Pfarrei Parc Our Saint-Nicolas: https://web.cathol.lu/1/paroisses/par-parc-our-saint-nicolas/gottesdienstordnung-celebrations
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