Bernhard Peter
Besondere Motive: Der Baselstab

Der Baselstab
Wohl manch einer hat in Südwestdeutschland oder der Schweiz dieses Motiv gesehen. Nur - was um Himmels Willen ist das? Der Baselstab ist eine Sonderform eines Bischofsstabes, einer Bischofskrümme. Bischöfsstäbe kommen als Wappenzeichen häufiger vor, z. B. hat auch das Bistum Eichstätt den Krummstab im Wappen, aber diese eine besondere und charakteristische Form kommt nur im Raum des Bistums Basel vor. Schon um 1100 erscheint dieses Zeichen auf den Münzen, welche die Bischöfe von Basel prägten. Ende des 14. Jh. erscheint der Baselstab schon in der heute üblichen Form als Symbol des Hochstifts und Bistums Basel mit rechtsgewandter schneckenförmig eingerollter Krümme, dick-konischem und sich fächerförmig verbreiterndem Schaft mit Knauf in der Mitte und vor allem mit seinen drei charakteristischen Spitzen, in die er am unteren Ende ausläuft. Die beiden äußeren Spitzen können seitlich nach außen geschwungen oder gerade dargestellt werden, je nach Stil, dazwischen ist die dritte Spitze wie eine Zunge oder ein Klöppel bei einer Glocke. Insgesamt sieht der Baselstab eher wie das Futteral eines Bischofsstabes aus denn wie ein solcher selbst, und als solches ist er auch häufig gedeutet worden. Ein Beleg aus jener Zeit ist das Siegel des bischöflichen Schultheissengerichts an einer Urkunde aus dem Jahre 1384. Vielleicht wird hier eine Reliquie dargestellt, der Stab des Märtyrers Germanus, der im 7. Jh. das Kloster Moutier-Grandval gegründet hatte.

Basel, Hochstift, Bistum

Basel, Stadt und Kanton

Basel, Stadt und Kanton

Verschiedene Farben
Es gibt ihn in rot auf Silber für das Hochstift, sowie seit 1385 in schwarz auf Silber für die Stadt Basel, als jene das Schultheissengericht zu Pfand erwarb. Auch der Kanton Basel führt ihn im Wappen. Die Unterscheidung hinsichtlich der Farben, rot für das Hochstift und schwarz für die Stadt, ist schon im späten 14. Jh. belegt. Später gab es ein farbliches Intermezzo, als Papst Julius II. 1512 die eidgenössischen Stände für ihre Hilfe bei seinem Krieg um lombardische Städte mit Privilegien belohnte, Basel durfte seitdem den Baselstab golden führen. 1529 war es damit aber wieder vorbei, und Basel (Stadt) kehrte - nicht zuletzt unter dem Einfluß der Reformation - zum schlichten und heraldisch korrekten Schwarz zurück. Im Siebmacher (Bistümer) sind die Fürstbischöfe mit einem schwarzen Baselstab abgebildet, wohl um ihren Herrschaftsanspruch über die Stadt auszudrücken. Die heutigen Bischöfe führen den Baselstab jedenfalls wieder im ursprünglichen und korrekten Rot. Als Schildhalter dient seit dem Ende des 15. Jh. ein Basilisk.

Abb.: Ein heraldisches Exlibris aus der Zeit um 1920, entworfen von Carl Roschet (1868-1925) für die Baseler Versicherungsgesellschaft gegen Feuerschaden, mit dem Wappen der Stadt Basel.

Abb. links: Wappen des Hochstifts Basel (in Silber ein roter Baselstab) als Pflaster-Mosaik vor dem Basler Hof in Freiburg (Breisgau), heute Regierungspräsidium. Abb. rechts: Wappen des Hochstifts Basel über dem Eingang in den Basler Hof in Freiburg. Als die Basler Domherren nach der Reformation die Stadt fluchtartig verließen, erwarben sie diesen Hof und schmückten ihn mit dem Zeichen des Hochstiftes. Sie blieben hier bis 1677.

Abb.: historische Darstellung des Wappens der Stadt Basel, mit schwarzem Baselstab und mit dem Basilisken als Schildhalter, den Riemen im Schnabel haltend. Es handelt sich um ein Werk einen unbekannten Meisters der Renaissance, dem "Formenschatz" entnommen.

Abb.: historische Darstellung des Wappens der Stadt Basel, mit schwarzem Baselstab und mit dem Basilisken als Schildhalter, den Riemen um den Hals tragend. Es handelt sich um ein Werk einen unbekannten Meisters der Renaissance, dem "Formenschatz" entnommen.

Weiteres Vorkommen:
Der Kanton Basel-Land führt in Silber einen roten Baselstab, aber mit linksgewendeter Krümme, der Kanton Jura führt den roten Baselstab mit rechtsgewandter Krümme im gespaltenen Schild. Verschiedene weitere Orte führen ihn ebenfalls in diversen Variationen, z. B. Bättwil auf rot-silbern geteiltem Schild in verwechselten Farben, Röschenz einen silbernen linksgewendeten Baselstab in Schwarz in gespaltenem Schild oder Wahlen mit einem goldenen Löwen in Rot, der in seinen Pranken einen silbernen Baselstab hält. Laufen hat einen silbernen Baselstab in Schwarz. Auch Gemeinden der Bundesrepublik haben ihn im Wappen: Schliengen im Landkreis Lörrach hat im gespaltenen Schild in Silber einen schwarzen Baselstab, Efringen-Kirchen einen roten, ebenfalls im gespaltenen Schild. Der Baselstab ist insofern ein Kuriosum, als der Sitz des Bistums Basel nur bis zur Reformation in der Stadt Basel lag, später aber in Pruntrut (seit 1528) und Solothurn (seit 1828), und auch insofern, als die führenden Städte und Orte (Basel, Reinach, Bärschwil, Delémont, Laufen, Grellingen, Lajoux, Hochwald etc.) und Kantone (Basel-Stadt, Basel-Land, Jura) alle reformierten Bekenntnisses sind. Auch in Freiburg ist der Baselstab zu sehen, z. B. am Regierungspräsidium, dem ehemaligen Stürzelschen Palais, in dem die 1529 aus Basel vertriebenen Domherren ab 1587 Zuflucht fanden.

frz.: Crosse de Bâle, engl.: staff of Basel, head of a crosier erased

Literatur, Links und Quellen:
Rosemarie Beck, Helmut Hartwig, Vom Adler zum Kreuz, Wappen in Freiburg erzählen Geschichte, 1993, Rombach Verlag Freiburg, ISBN 3-7930-0676-X.
Die heraldischen Abb. historischer Künstler auf dieser Seite mit dem Vermerk "Formenschatz" sind dem Werk entnommen: Georg Hirth (Hrsg., lebte 13.7.1841-28.3.1916): Der Formenschatz (früher: Der Formenschatz der Renaissance). Eine Quelle der Belehrung und Anregung für Künstler und Gewerbetreibende, wie für alle Freunde stylvoller Schönheit, aus den Werken der besten Meister aller Zeiten und Völker. Leipzig, Georg Hirth Verlag, 1884, ca. 32 x 24 cm. Textwerk mit losen Tafeln. Da die Künstler, Autoren und der Herausgeber länger als 70 Jahre nicht mehr leben, handelt es sich mittlerweile um gemeinfreie Werke.

Zurück zur Seite: Besondere Motive
Zurück zu Heraldik-Regeln

Home

© Copyright Text, Graphik und Photos - sofern nicht anders angegeben: Bernhard Peter 2004-2010
Die Abb. alter Graphiken sind selbst angefertigte Scans historischer, aufgrund ihres Alters gemeinfreier Originale.
Sofern bekannt, ist der Urheber bei der jeweiligen historischen Graphik angegeben.
Impressum