Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1136
Dresden
(Sachsen)
Das Cosel-Palais in Dresden
Das
Cosel-Palais heute
Dieses Photo ist typisch für
Dresden und die Gebäude rings um den Neumarkt: Die Baukräne
noch im Hintergrund, spielen uns die Neubauten ein
wiedererstandenes Dresden vor, außen perfekter Nachbau des
historischen Vorbildes, aber doch nur eine Kulisse vor modernem
Innenleben. Denn von dem beeindruckenden Adelssitz war nach 1945
nur ein Rest übriggeblieben: Die beiden Seitenflügel mit der
Toranlage sind noch alt, während der gesamte fünfgeschossige,
elfachsige Hauptbau mit Mansarddach vernichtet und 1951
abgeräumt wurde. Die beiden seitlichen Torhäuser wurden 1976/77
zur Nutzung als Büro hergerichtet. 1998-2000 wurde das
Cosel-Palais detailgetreu mit allem Reliefschmuck der Fassaden
wiederaufgebaut. Innen jedoch wurden nur das Foyer, das
Treppenhaus und der Festsaal originalgetreu hergerichtet,
während oben moderne Büros auf Mieter warten. Im Erdgeschoß
befindet sich ein exzellentes Restaurant, der Ehrenhof wird als
Café genutzt. Ein Tribut an die moderne wirtschaftliche Nutzung
ist auch der Verzicht auf die ehemals vorhandenen Innenhöfe.
Es
heißt Cosel-Palais, hat aber nichts mit der berühmten Mätresse
zu tun
Beim Namen Cosel denkt man
sofort an die berühmteste aller Mätressen Augusts des Starken,
doch sie hat nie hier gewohnt. Ihr Domizil war vielmehr das
Taschenberg-Palais, ferner gehörte ihr das Lustschloß Pillnitz
im Osten von Dresden. Dieses Cosel-Palais gehörte aber ihrer
beider Sohn, Friedrich August Graf v. Cosel (1712 - 15.10.1770),
General der kursächsischen Infanterie, Befehlshaber der Garde du
Corps, vermählt mit Friederike Christiane Gräfin v.
Holtzendorff. Das Anwesen kam also erst in die Familie Cosel, als
die berühmte Mätresse schon seit Jahrzehnten in der Burg
Stolpen schmachtete, bis sie schließlich 1765 im Gefängnis
starb. Als die Gräfin Cosel noch in Dresden in Gunst war, stand
hier noch der Pulverturm, in dem die Vorräte an Schießpulver
für die Dresdener Garnison gelagert wurden. Doch auch ihr Sohn
hatte nicht viel von seinem neuen Palais: Er hat es nie richtig
bewohnt. Vielmehr starb er 1770 auf seinem Gut Sabor in
Schlesien.
Baugeschichte
1744 wurde der Pulverturm
abgerissen, denn mittlerweile war nebenan die barocke
Frauenkirche entstanden, wozu der Pulverturm stilistisch nun gar
nicht so recht passen wollte. Der Kurfürst und König Friedrich
August II. schenkte das Grundstück Johann Christoph Knöffel
(1686-1752), dem damaligen Oberlandbaumeister. In den Jahren
1744-46 entstanden hier statt des Pulverturmes, dessen Fundamente
1995 freigelegt wurden, zwei barocke Bürgerhäuser, eines für
den Eigentümer, eines wurde an Johann Carl Caesar verkauft,
Sekretär und Oberzeugschreiber. Beide Häuser wurden 1760 durch
preußische Kanonen im Siebenjährigen Krieg (1756-1763, auch
Dritter Schlesischer Krieg genannt, bei dem das Kurfürstentum
Sachsen in die Allianz mit Österreich, Frankreich und Rußland
und den Vertrag von Versailles eingebunden war) schwer
beschädigt. Friedrich August Graf von Cosel (1712 - 15.10.1770)
kaufte beide Häuser und machte daraus das neue Palais mit einem
genialen architektonischen Trick: Die beiden Häuser,
ursprünglich mit Eingängen "zur Seite", wurden
verschmolzen, bekamen eine um 90° gedrehte neue Hauptachse und
auf der Seite zur Frauenkirche einen neuen triumphalen
Eingangsbereich. Zwei neue Seitenflügel, eine vorspringende
Toranlage, ein neuer Dreiecksgiebel - fertig war die neue
Schauseite, während im Kern noch die beiden ehemaligen
Bürgerhäuser mit ihren Höfen und Treppen steckten. Dieser neue
Ehrenhof macht aus den Bürgerhäusern ein Adelspalais im Stile
des Rokoko, auch wenn die unterschiedlichen Höhenkonzepte das
Gebäude nach wie vor "spannend" machen. Der neue
Festsaal nimmt gleich zwei Geschosse ein. Die Baumeister waren
Christian Gottfried Hahmann und Christoph Gotthard Schwarze.
Das
Wappen der Grafen von Cosel:
Das gräfliche Wappen ist
gespalten, vorne in Blau ein von Gold und Silber geteilter
(andere Angabe: goldener) Löwe, hinten in Rot ein silberner
Adler am Spalt. Im vorliegenden Fall wird das Wappen mit einer
über den Voluten angebrachten Grafenkrone geführt, aber es
besitzt theoretisch auch eine zugehörige Helmzier: Auf
gekröntem Helm ein silberner, dreimal mit grünem Zweige
umwundener Spitzhut, aus dessen Krone Pfauenfedern hervorkommen.
Decken blau-golden und rot-silbern. Man beachte die Dekoration
mit militärischen Elementen, Helmen, Fahnen etc. was eine
Anspielung auf die militärische Karriere des Hausherrn ist.
Zur Genealogie der Grafen von Cosel:
Exkurs:
August der Starke und seine Frauen:
Nein, es waren nicht über 300
Kinder, auch wenn Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth ihm diese
andichtete. Diese Zahl ist vielmehr ein Bedeutungsmaßstab, den
Augusts Lotterleben für sie hatte: Unersättlich in allen
weltlichen Genüssen, also auch im Punkt Frauen. Tatsächlich
waren es aber nur elf Frauen und 9 Kinder, darunter ein einziges
"legitimes", sein Nachfolger auf dem sächsischen wie
auf dem polnischen Thron. Von seinen zehn Mätressen trugen fünf
den Titel "Maitresse en titre", waren also offizielle
Mätressen.
Literatur,
Links und Quellen
Siebmachers Wappenbücher
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Matthias Donath, Jörg Blobelt: Altes und Neues Dresden, 100
Bauwerke erzählen Geschichten einer Stadt, edition Sächsische
Zeitung, SAXO'Phon GmbH, Dresden 2007, ISBN 978-3-938325-41-4
Heinz Quinger: Dresden und Umgebung, Geschichte, Kunst und Kultur
der sächsischen Hauptstadt, DuMont Kunstreiseführer, 5. Auflage
2007, ISBN 978-3-7701-4028-2
Dresden (Sachsen): Postdistanzsäule - Cosel-Palais - Hofkirche - Johanneum - Kunstakademie - Zwinger, Wallpavillon - Zwinger, Frz. Pavillon - Zwinger, Math.-Phys. Pavillon - Zwinger, Kronentor - Residenzschloß
Ortsregister - Namensregister
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter
2009
Impressum