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Photos schöner alter Wappen Nr. 531
Bischofsstadt
Eichstätt
Eichstätt: Das Mortuarium - Teil (10): Reichenau-Denkmal
Dieses Epitaph wurde von dem Eichstätter Fürstbischof Wilhelm von Reichenau (reg. 1464-1496) für zwei verwandte Kanoniker errichtet. Er wurde 1491 angefertigt von Dombaumeister und Bildhauer Hans Paur.
Das Wappen des Stifters ist geviert, Felder 1 und 4: in Rot ein silberner Krummstab (Hochstift Eichstätt), Felder 2 und 3: dreimal rot-silbern-schwarz-silbern geteilt (von Reichenau). Helm 1 (rechts): ein wachsender behandschuhter Arm, in der Faust einen silbernen Krummstab haltend, Helmdecken rot-silbern (Hochstift Eichstätt), Helm 2 (links): ein zwischen zwei wie der Schild geteilten Büffelhörnern stehender Vogel (von Reichenau).
Die beiden Eichstätter Domherren aus der Familie, an die hier erinnert werden soll, waren Ulrich von Reichenau und Heinrich von Reichenau. Die Stifterinschrift lautet: Anno salutis m cccc lxxxxi xiii Kalendis Martii impensis Reverendissimi in Christo Patris ac Domini, Domini Wilhelmi de Reichenau, Episcopi Eystettensis hoc insigne opus effectum est ob honorem intactae virginis Mariae, meritorumque majorum suorum venerabilium Dominorum Vdalrici et henrici de Reichenau, qui ambo hic sepulti Canonici Ecclesiae Eystettensis, Praepositique novi Collegii Spaltensis fuere, quorum primus anno m cccc vi pridie Nonas Aprilis, alter Anno m cccc lv pridie Idus Augusti obiit.- Quisquis ergo huc transibus, si pius, dic quaeso, in pace quiescat anima.
Anmerkung zu den Farben: Im Schöler (Familienwappen in Franken, S. 86, T. 4) wird als Reihenfolge bei den von Reichenau rot-golden-schwarz-golden angegeben, wahrscheinlich nach Siebmacher Band: BayA1 Seite: 53 Tafel: 53. Dem widersprechen historische Darstellungen, die im Gegensatz zu untingierten oder möglicherweise fehltingierten bauplastischen oder reliefplastischen Wappen im Außenbereich als authentisch anzusehen sind, z. B. im Ortenburger Wappenbuch (BSB Cod. icon. 308) oder auf einem Schlußstein im Willibalds-Chor des Eichstätter Doms, wo beidesmal eindeutig die Farbe Silber vorhanden ist, nicht golden. Dem widerspricht auch die Tatsache, daß die Stammesgenossen der von Reichenau, die von Dürrwangen (Siebmacher Band: BayA2 Seite: 24 Tafel: 15) und die von Farrenbach auch die Abfolge rot-silbern-schwarz-silbern haben. Ganz anders ist die Reihenfolge im Berliner Wappenbuch: Rot-silbern-rot-schwarz. Die Verwechslung ist offensichtlich, aber auch hier wird Silber verwendet, kein Gold. Am Stadttor in Dollnstein im Landkreis Eichstätt ist die Farbabfolge gleichfalls rot-silbern-schwarz-silbern. Bei Conrad Grünenberg (Münchener Handschrift: "die richennower"): Von Rot, Silber, Schwarz und Silber dreimal geteilt, die Büffelhörner in der Helmzier ebenso, zwischen den Büffelhörnern: ein goldener auffliegender Vogel (Taube, Adler). Aus diesen Gründen ist die genannte wahrscheinlich die korrekte Farbabfolge, und bei Schöler ist Fehlerfortpflanzungsgesetz nach Siebmacher passiert. Viel später taucht eine Familie des Namens von Reichenau, vermutlich Abkömmlinge der aus der Gegend von Ansbach stammenden fränkischen Familie, mit genau dieser Farbabfolge im mährischen Adel auf (Siebmacher Band: Mä Seite: 110 Tafel: 86, Freiherrenstand 20.12.1773 für Franz von Reichenau für geleistete Kriegsdienste, freiherrliches Wappen mit unverändertem Schild, aber drei Helmen).
Literatur
und Links:
Siebmachers Wappenbücher,
bes. Band Bistümer
Eugen Schöler, Historische
Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Dr. Claudia Grund, Der Dom zu Eichstätt, Hrsg. Domkapitel
Eichstätt, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 2007, ISBN
978-3-89870-293-5
ein herzliches Dankeschön an Frau Siglinde Buchner für
wertvolle Hinweise zu den von Reichenau
http://www.bistum-eichstaett.de
http://www.bistum-eichstaett.de/dom/domfuehrung/mortuarium.htm
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Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus dem Mortuarium mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Domkapitular Manfred Winter, Summus Custos, als Vertreter des Bischöflichen Ordinariats Eichstätt, vom 07.05.2007, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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