Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 578
Friedberg
(Wetterau)
Wappen
in der Burg Friedberg
Burg Friedberg bietet eine
außergewöhnlich reichhaltige Zusammenstellung von Wappen.
Insgesamt finden wir an 18 Stellen über 50 Vollwappen bzw.
Wappenschilde aus mehreren Jahrhunderten, vom 15. bis zum 18.
Jh., in den Stilen von der Spätgotik bis zum Frühklassizismus,
wobei der Bogen thematisch von der Reichsritterschaft bis zum
Deutschen Orden gespannt wird. Das älteste Wappen befindet sich
am sog. Teehäuschen hinter der Rentei, eine unscheinbare
Sandsteinplatte an der Westwand mit einem von St. Georg
gehaltenen Reichsadler-Wappen, datiert auf 1496. Der jetzige
Platz ist nicht der ursprüngliche, es ist zu vermuten, daß es
früher am Südtor war vor dessen Umbau. Die jüngsten Wappen
sind die frühklassizistischen an der Burgkirche. Im einzelnen
gibt es folgende Fundstellen:
- Südliches Burgtor - 1 Wappen
- Burgkanzlei - Gruppe von 3 Wappen
- Wache beim Südtor - Gruppe von 3
Wappen
- langes Marstallgebäude - Gruppe von 3
Wappen
- kurzes Marstallgebäude - Gruppe von 3
Wappen
- Burgmannenhaus Cronberg - 3 Stellen, 2
+ 2 + 2 Wappen
- Deutschordenshaus - 2 Wappen
- Portal zum Burggrafiat - 2 Bauphasen,
2 + 3 Wappen
- St. Georgsbrunnen - 11 + 3 Wappen
- Kirche - Gruppe von 3 Wappen am Giebel
- Burgmannenhaus Riedesel von Eisenbach
- 1 Wappen
- Burgmannenhaus Löw von Steinfurt - 1
Wappen
- äußeres Nordtor - 1 Wappen
- Teehäuschen - 1 Wappen
- Schillerbau (Burgmannenhaus Brendel v.
Homburg) - 2 Wappen
- im Innern der Burgkirche
Abb.: Position aller
Wappenfundstellen in Burg Friedberg im schematischen
Burggrundriß.
Friedberg:
Deutschordenshaus
Das Deutschordenshaus in
Friedberg befindet sich innerhalb der weitläufigen Burganlage
(eine der größten Burgen Deutschlands) und ist an das
Burggrafiat angebaut. Ursprünglich war es ein Burgmannenhaus,
nämlich das der Grafen von Dörnberg. Ab 1491 diente es dem
Deutschen Orden als Sitz und Niederlassung. Im Barock kam es zu
einem vollständigen Neubau des Deutschordenshauses, dessen
Pläne kein Geringerer als der Architekt Maximilian von Welsch
fertigte. In den Jahren 1716-1718 wurde er ausgeführt.
Auftraggeber war der Landkomtur der Ballei Hessen (Sitz in
Marburg), Kardinal Damian Hugo von Schönborn. Erst 1809 verließ
der Deutsche Orden Friedberg im Zuge der Säkularisierung. Danach
wurde das Gebäude zusammen mit dem benachbarten Feldwebelbau als
Kaserne verwendet. 1833/34 waren hier Gefährten Georg Büchners
inhaftiert. Heute dient das Gebäude nach vorbildlicher
Restaurierung staatlichen Behörden als Sitz (Finanzamt).
Wappen
des Landkomturs
Über dem Portal befindet sich
das Prunkwappen des Bauherren, Kardinal Damian Hugo von
Schönborn, Landkomtur der Ballei Hessen.
Herzschild: In Rot auf drei silbernen
Spitzen ein schreitender goldener Löwen mit blauer
Krone. Stammwappen der Grafen von Schönborn. Darüber:
Reichsständische Grafenkrone.
Hauptschild:
- Feld 1 und 3: In Silber ein
schwarzes Kreuz, Deutscher Orden, Balleien
Alden-Biesen und Hessen
- Feld 2: In Gold der
kaiserliche golden nimbierte schwarze
Doppeladler, im rechten Fang Szepter und Schwert,
im linken Fang den Reichsapfel haltend.
- Feld 4: In Rot drei (2:1)
silberne Schildchen. Reichsständische Herrschaft
Reichelsberg.
- Feld 6: In Blau ein silberner
Balken (fehlt hier), begleitet von 3 (2:1)
silbernen Rauten. Herrschaft Heppenheim, von
Heppenheim genannt von Saal.
- Feld 7: In Schwarz 3 (2:1)
goldene aufrechte Getreidegarben, aus dem Wappen
derer von Buchheim.
- Feld 9: In Gold ein schwarzer
Wolf. Grafen von Wolfsthal.
- Feld 10: In Hermelin auf einem
roten und mit goldenen Quasten verzierten Kissen
ein goldener Reichsapfel mit goldenem Kreuz.
Erbtruchsessen-Amt in den österreichischen
Landen ob und unter der Enns, Anspruch ab 1712.
- Feld 11: Erzherzogtum
Österreich auf einem kleinen Schild unter dem
Erzherzogshut mit Fürstenmantel: In Rot ein
silberner Balken. Es handelt sich hierbei um ein
besonderes Gnadenzeichen, das zusammen mit dem
Titel der von Buchheim von den Schönborns
übernommen wurde
- Feld 12: In Silber ein blauer
Löwe, belegt mit zwei roten Balken. Truchsess
von Pommersfelden
Die Anzahl der Fiocchi ist auf
den ersten Blick etwas verwirrend, sieht man doch unten nur je
vier. In der zweituntersten Reihe sind aber drei und ein
angeschnittener zu sehen, und von der Höhenverteilung kommen wir
insgesamt auf fünf Reihen. Ferner wird der äußerste untere von
nur einer Kordel getragen, der letzte sichtbare auf der
Innenseite jedoch von zweien. Aus all dem ist zu folgern, daß
hier dem Schild erlaubt wurde, den jeweils innersten der unteren
Reihe zu verdecken, es also insgesamt 2x 15 Fiocchi sind - dem
Kardinalsrang entsprechend, den er 1713 erhalten hatte.
Lebenslauf von
Damian Hugo von Schönborn
- geb. 19.9.1676 in Mainz als dritter
Sohn von Melchior Friedrich von Schönborn (1644-1717),
kurmainzischer Diplomat und Vizedom von Aschaffenburg,
und Maria Sophia geb. von Boineburg (1652-1726)
- 1686-1692 Besuch des Jesuitenkollegs
in Aschaffenburg
- Rang eines Hauptmannes im Alter von 11
(!) Jahren - so früh wurde der Grundstein für die
militärische Karriere gelegt. Befehligt wurde die
Schönborn-Kompanie freilich von Leutnant Schlehdorn.
Diese Kompanie war eine Art Durchgangs- und
Qualifizierungsstufe der Schönborn'schen Karrieren.
- 1691 wird mit dem damaligen
Hochmeister der Eintritt in den Deutschen Orden
vereinbart. So früh (15 Jahre alt) wurde die Karriere
des Jungen schon verplant.
- 1.5.1693 Tonsur und niedere Weihen in
der Benediktinerabtei Seligenstadt. Dies war eigentlich
für den Deutschen Oden nicht nötig. Ordensritter lebten
zwar ehelos, aber sie waren keine Geistlichen. Es ging
der karriereorientierten Familie eher darum, dem Kind
vorbeugend weitere Karrierewege offen zu halten.
- 31.10.1693 Eintritt in das Collegium
Germanicum in Rom. Die dafür nötige Empfehlung, vom
damaligen Hochmeister ausgestellt, war wohl Teil oben
erwähnter Vereinbarung. Die Schule war sorgfältig und
karrierebewußt von den Eltern ausgesucht worden: Der
Besuch dieses Collegiums galt als wichtige Stufe auf dem
Weg zu einer Karriere in der Reichskirche. Der Besuch war
ein besonderes und begehrtes Privileg, denn das Studium
war kostenlos, das Ansehen hoch, und die Karrierechancen
für Absolventen waren aussichtsreich.
- 30.9.1695 Immatrikulation in Siena
- 1696-1700 Rückkehr nach Deutschland,
Aufenthalt am Hof seines Onkels, Fürstbischof Lothar
Franz von Schönborn in Mainz, Studien in Leiden,
Militärdienste, 1699 Aufnahme in den Deutschen Orden in
Alden-Biesen unter dem dortigen Landkomtur Hendrik von
Wassenar, Aufenthalt in Paris und Versailles - was nicht
von allen gern gesehen wurde, war es doch üblich, erst
einmal eine Zeitlang in der Kommende, in der man
aufschwor, zu bleiben.
- 1700 Komtur der Kommende Holt
(lediglich eine Titularkommende), Kommende Flörsheim
- 1701 Erhebung zum Statthalter der
Ballei Hessen. Die Schönborns nutzten geschickt aus,
daß die Würde des Landkomturs in der Ballei Hessen
alternierend an Mitglieder lutherischen, reformierten und
katholischen Bekenntnisses vergeben wurde. Der amtierende
Landkomtur war reformiert, und der einzige katholische
Ritter gerade verstorben. Welch Gelegenheit! Man sorgte
rasch für "Versetzung" von Alden-Biesen nach
Marburg. Und die Rechnung ging auf: 1701 verstarb der
Landkomtur, und Damian Hugo rückte auf. Erst als
Statthalter, denn dem Senkrechtstarter fehlten noch ein
paar Voraussetzungen, z. B. die drei geforderten
Feldzüge gegen die Türken oder Frankreich. Aber das
hatte eigentlich nur retardierende Wirkung und war kein
wirkliches Hindernis, vor allem bei der mächtigen
Protektion. Also:
- 9.1.1703 Landkomtur der Ballei Hessen.
Später nachlässige Amtsführung, die ihn strenger
Visitationen aussetzte. Schließlich mußte er 1724 der
Einsetzung eines Statthalters zustimmen.
- Diplomat in kurmainzischen Diensten,
"Obristkammerherr und Obermarschall"
- 1707/1708 Kommende Ordingen
- 12.11.1707 kaiserlicher Gesandter beim
Niedersächsischen Kreis. Im Grunde lag Norddeutschland
außerhalb der Schönborn'schen Interessensphäre.
Wichtig war aber das Amt an sich als Karrieresprosse.
Auch hier zeigt sich, wie planvoll die Familie Schönborn
ihre Familienmitglieder in Schlüsselpositionen brachte.
Sein Einsatz für die Reichsinteressen in Norddeutschland
war bei der Erlangung der Kardinalswürde in jedem Falle
hilfreich. Kaiserlicher Gesandter in Hamburg, 1711 Sieg
über die unruhigen Bürger. Kaiserlicher Gesandter in
Mecklenburg. Diplomatische Missionen in Norddeutschland
bis 1716.
- 20.9.1709 nach umfangreichen und
hochkomplexen Verwicklungen Statthalter des Deutschen
Ordens in Alden-Biesen
- 5.2.1711 Landkomtur in Alden-Biesen.
Er war damit zweifacher Landkomtur, was ihn zum einen
ganz real an der wirklich guten Verwaltung jeder
einzelnen Ballei hinderte und somit berechtigter Kritik
aussetzte, zum anderen dem Neid vieler Ordensmitglieder.
Nicht jeder war angetan von dem Günstling, der Ämter
und Pfründen in einem Maße anhäufte, das
Seltenheitswert hatte.
- 1713 Kardinalswürde
- 21.7.1716 Koadjutor in Speyer mit
Nachfolgerecht
- 1719 Bischof von Speyer. Erbauer der
Bruchsaler Residenz. Hintergrund war barockes
Repräsentationsbedürfnis und schönborn'scher
"Bauwurmb", Anlaß waren Streitigkeiten mit der
überwiegend protestantischen Bürgerschaft Speyers.
- 1722 Einführung der allgemeinen
Schulpflicht
- 18.5.1722 Koadjutor von Konstanz
- 12.7.1740 Fürstbischof von Konstanz
- 19.8.1743 Tod in Bruchsal an den
Folgen einer Malaria-Erkrankung
Zwei
Deutschordenskreuze:
Damian Hugo von Schönborn ist
aufgrund seiner Karriere und Ämterakkumulation ein besonderer
Mensch. So wundert es nicht, daß er im Gegensatz zu den meisten
anderen Deutschordens-Würdenträgern zweimal das
Deutschordenskreuz im zusammengesetzten Schild führt. Ein
Deutschordenskreuz in das Wappen selbst aufzunehmen war
Landkomturen und höheren Rängen vorbehalten. In der Regel wurde
ein gevierter Schild verwendet, in zwei Feldern das
Familienwappen, in den anderen beiden Feldern das
Deutschordenskreuz, früher ein durchgehendes schwarzes Kreuz in
Silber, später auch ein Tatzenkreuz oder getatztes Kreuz. Obwohl
zweimal abgebildet, stand es für eine einzige Würde, so wie
auch das Familienwappen in zwei Feldern repräsentiert war, aber
für eine einzige Familie stand. Nicht so in unserem Falle: Hier
führt Damian Hugo von Schönborn tatsächlich zwei
Landkomturs-Kreuze, weil er Landkomtur von zwei verschiedenen
Balleien war, in der Landkommende Marburg (Ballei Hessen) und in
der Landkommende Alden-Biesen (Ballei Alden-Biesen). Die zwei
Kreuze können in ein größeres Komplexwappen als zwei einzelne
Felder aufgenommen werden (wie hier, desgleichen an der Marburger
Deutschordenskommende) oder aber in einem separaten Schild
geführt werden, wie in den Darstellungen am Bruchsaler Schloß,
dort zusätzlich bereichert um ein den Schilden unterlegtes
Deutschordenskreuz, wie es jeder Deutschordensritter führen
darf. Somit führt er hier wirklich zwei Deutschordenskreuze mit
zwei verschiedenen Bedeutungen.
Wappen
des Deutsch- und Hochmeisters
Ganz oben im Giebel ist das
Wappen des damaligen Deutsch- und Hochmeisters angebracht, Franz
Ludwig von Pfalz-Neuburg. Das Wappen ist aufgeteilt in
Hauptschild, Mittelschild, Hochmeisterkreuz und Herzschild und
nochmals einen winzigen Schild auf diesem, hat also rein formal 5
(!) Ebenen übereinander. Der Hauptschild enthät das
Familienwappen, also amtsunabhängige Komponenten, die auch
während seiner Lebenszeit nicht verändert wurden. Der
Mittelschild enthält Amtswappen, die im Laufe seiner Karriere
Änderungen erfuhren. Zwischen Mittelschild und Herzschild liegt
das Großmeisterkreuz, der Herzschild mit dem schwarzen Adler in
Gold gehört zu ihm. Das winzige Herzschildchen ganz obenauf ist
wieder ein kirchenamtsabhängiges Detail. Das eigentliche
Stammwappen ist aber das der Wittelsbacher, von denen die
Herzöge von Pfalz-Neuburg abstammen, als schmalrechteckiges Feld
eingeklemmt zwischen den Pfälzer und Jülicher Löwen und dem
Wormser Schlüssel.
Hauptschild: Familienwappen der Herzöge von
Pfalz-Neuburg. Geviert:
- Feld 1: Zweimal gespalten:
- Haus Wittelsbach: Silbern und
Blau schräg gerautet. Ursprünglich (seit 1204)
war das das Wappen der Grafen von Bogen, wurde
aber 1247 von den Wittelsbachern als Stammwappen
übernommen. Die silbern-blauen Rauten sind heute
das bayerische Wahrzeichen, und der Rautenschild
symbolisiert heute Bayern als Ganzes.
- Pfalz: In Schwarz ein goldener
Löwe, rot gekrönt, gezungt und bewehrt. Altes
Wappen der Pfalzgrafen bei Rhein. Nach der
Belehnung des Herzog Ludwig von Bayern im Jahre
1214 mit der Pfalzgrafschaft diente es als
gemeinsames Kennzeichen der altbayerischen und
pfälzischen Wittelsbacher.
- Jülich: In Gold ein schwarzer
Löwe. Nachdem die Herzöge 1609 ausstarben,
werden die Vereinigten Herzogtümer
Jülich-Kleve-Berg aufgeteilt. Die Stadt gehört
danach mit dem Herzogtum zu Pfalz-Neuburg.
- Feld 2: Gespalten:
- Herzogtum Kleve: In Rot mit
silbernem Herzschild ein goldenes Glevenrad.
Wurde 1521 mit Berg, Jülich und der Mark zu den
Vereinigten Herzogtümern Jülich-Kleve-Berg
verbunden.
- Berg: In Silber ein roter
Löwe, gold bewehrt, blau gekrönt,
doppelschwänzig
- Feld 3: Gespalten
- Grafen von Moers: In Gold ein
schwarzer Balken
- Grafschaft Veldenz: In Silber
ein blauer Löwe, golden bewehrt und golden
bekrönt. Im Jahre 1444 fielen die Burg und
Umland an der Mittelmosel an den Grafen von
Pfalz-Zweibrücken.
- Feld 4: Gespalten:
- Grafschaft Mark: In Gold ein
silbern-rot geschachter Balken. Die Grafschaft
Mark lag beiderseits der Ruhr in
Westfalen/Sauerland. 1394 wurden das Herzogtum
Kleve und die Grafschaft Mark vereinigt.
- Grafschaft Ravensberg: In
Silber drei rote Sparren. Hintergrund: Die
Grafschaft Ravensberg im nordöstlichen Westfalen
(Zentrum: Bielefeld) war ab 1346 mit Berg, ab
1437 mit Jülich-Berg und ab 1511 mit Kleve
verbunden. 1346 starb das Haus
Calvelage-Ravensberg im Mannesstamm aus, über
Margarete, Ehefrau von Gerhard I, wird dieser
1348 der neue Graf von Berg. 1511 gibt es einen
weiteren Erbfall: Jülich-BergRavensberg
verbindet sich mit Kleve-Mark. 1609 kommt es zum
Jülich-Klevischen Erbfolgestreit, nachdem Johann
Wilhelm IV. ohne Erben gestorben war und sich
mehrere fürstliche Häuser, vor allem
Pfalz-Neuburg, Sachsen und Brandenburg, um die
Ansprüche und hinterlassenen Länder stritten.
1614 werden die strittigen Gebiete im Vertrag von
Xanten geteilt: Das Haus Pfalz-Neuburg erhält
Jülich und Berg, Brandenburg (Preußen) bekommt
Kleve, Mark und Ravensberg. Das heißt, daß hier
im Wappen zwar noch die kompletten Ansprüche
aufrecht erhalten werden, obwohl die realen
Zugewinne sich auf Jülich und Berg beschränken.
Der Mittelschild enthält ausschließlich geistliche
Ämter. Dieser Mittelschild hat sich im Laufe des Lebens
entsprechend verändert, er wurde immer den jeweiligen Ämtern
angepaßt. Frühe Hochmeisterwappen zeigen im Mittelschild Worms,
Ellwangen und Breslau, welches beide unteren Felder einnimmt. Als
Fürstbischof von Trier rückt Breslau in ein einziges Feld (wie
hier in Feld 3), das Prümer Lamm belegt Feld 4. Ein kleiner
Herzschild (Ebene 5) noch auf dem Hochmeister-Herzschild zeigt
das Trierer rote Kreuz in Silber. 1729 wurde dieses gegen das
Mainzer silberne Rad in Rot ausgetauscht, dem Ämterwechsel
entsprechend. Hier finden wir ein Wappen aus der Zeit als Trierer
Fürstbischof:
- Feld 1: Hochstift Worms (im schwarzen,
mit goldenen Schindeln belegten Feld ein schräg
aufwärts gerichteter silberner Schlüssel)
- Feld 2: Gefürstete Propstei Ellwangen
(in Silber eine goldene Prälatenmütze)
- Feld 3: Fürstbistum Breslau-Schlesien
(oben schlesischer Adler, in Gold ein schwarzer Adler,
auf der Brust belegt mit einem silbernen Mond, unten in
Rot 6 (eigentlich 3:2:1, hier 3:3) silberne Lilien
- Feld 4: Prümer Lamm
Die dritte und vierte Ebene des Wappens bildet das
über alles gelegte Hochmeisterkreuz, ein schwarzes durchgehendes
Kreuz, belegt mit einem goldenen Lilienkreuz. Herzschild in Gold,
belegt mit einem schwarzen Adler. Das aufgelegte kleinste
Schildchen zeigt in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz, Zeichen
des Fürstbistums Trier, sein zu der Zeit wichtigstes Amt.
Zur Territorialgeschichte der einzelnen Komponenten
des Wappens existiert ein eigener Artikel (ehem.
Pfarrhaus Ellwangen).
Lebenslauf von
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Fürstbischof von Trier und Mainz
(Hochmeister 16941732)
- geb. 18.7.1664, Bruder seines
Vorgängers im Amte, Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg, Sohn
des Pfalzgrafen Phillip Wilhelm und seiner Frau,
Elisabeth Amalie Landgräfin von Hessen. Für das Geburtsdatum von Franz Ludwig gibt
es übrigens drei Termine, den 18. Juli, der relativ
wenig genannt wird; Franz Ludwig selber hat einem
Münzstecher befohlen, dieses Datum auf einer Münze
anzugeben. Der Deutsche Orden
hat sich von vornherein auf den 26. Juli festgelegt.
Die Mutter von Franz Ludwig hat in
einem Brief an eine Kammerfrau den 24. Juli genannt.
Alle drei Geburtsdaten können belegt
werden.
- für die geistliche Laufbahn bestimmt
- 1683 Fürstbischof von Breslau
- 1694 Propst der Fürstpropstei
Ellwangen
- 1694 Bischof von Worms
- 1694 Hochmeister des Deutschen Ordens
- 1696 Regiment Hoch- und
Deutschmeister in Donauwörth als Beitrag zum Kampf
gegen die Türken
- 1716-1729 Fürstbischof von Trier
- 1729-1732 Fürstbischof von Mainz
- gest. 18.4.1732 in Breslau
Hier
friedlich vereint, doch in Wahrheit....
Hier stehen sie übereinander,
die beiden Wappen. Doch so friedlich standen sich die beiden
Herren nicht immer gegenüber. Damian Hugo vernachlässigte seine
Ballei Hessen. 1723 fand eine Visitation statt. Visitationen
waren durchaus nichts Ungewöhnliches, eher normal. Hier aber
waren schwere Vorwürfe vorausgegangen, so daß die Visitation zu
einer strengen Inspektion wurde. Ursächlich waren die ständige
Abwesenheit des Landkomturs, während der die Ballei verlotterte.
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg schrieb eigenhändig an Damian
Hugo von Schönborn, daß dieser entweder ab sofort in Marburg zu
residieren habe und sich persönlich um die Angelegenheiten
kümmern solle oder aber die Einsetzung eines Statthalters
akzeptieren solle - natürlich in geschraubten und höflichen
Formulierungen, aber de facto war es ein Ultimatum, seinen
Marburger Saustall in Ordnung zu bringen. Natürlich war Damian
Hugo ein Meister im "Niemand versteht mich, alle sind so
böse zu mir". Fakt aber ist: Man kann nicht zwei Balleien
und ein Bistum und diverse eigene Kommenden gut und gleichzeitig
führen, solange man ein Mensch ist und der Tag nur 24 Stunden
hat. Da war der Hochmeister wohl im Recht.
Position der besprochenen
Wappen im schematischen Burggrundriß.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher,
bes. Band Bistümer
Informationstafel am Gebäude
Michael Keller, Stadtführer Friedberg, hrsg. vom Friedberger
Geschichtsverein e.V., ISBN 3-87076-072-9
Michael Keller, Klaus-Dieter Rack, Hans Wolf, Burg Friedberg -
Adolfsturm - Römisches Bad, hrsg. vom Friedberger
Geschichtsverein e.V.
Friedberger Geschichtsverein: http://www.friedberger-geschichtsverein.de
Burggymnasium http://www.burggymnasium-friedberg.de/index.html - http://www.burg100.de/ - Burggeschichte: http://www.burg100.de/burggeschichte/burggeschichte.htm
Hans Wolf, Michael Keller, Dr. Klaus-Dieter Rack, Dr. Vera Rupp:
Burg Friedberg: http://www.fh-friedberg.de/fbhistorisch/Burg_Friedberg.pdf
http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schoenborn_d_h.shtml
Stephan Mauelshagen, Ordensritter - Landesherr - Kirchenfürst:
Damian Hugo von Schönborn, Verlag Regionalkultur, 2001, ISBN
3-89735-173-0
Burg Friedberg: http://www.wissenportal-friedberg.info/index.html - Geschichte: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal18.html - Georgsbrunnen: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal07.html - Rundgang: http://www.wissenportal-friedberg.info/Rundgang_Burg.html - Südseite: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal03.html - Nordseite: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal04.html - Burgkirche: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal08.html - Wache und Kanzlei: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal09.html - Schloß: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal06.html - Wetterauer Rittergesellschaft: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wetterauer_Rittergesellschaft.html
Burgfreunde Friedberg: http://www.burgfreunde-friedberg.de/index2.html
Kulturdenkmäler in Hessen: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=5496&session=913&event=Query.Details (Landesamt für Denkmalpflege Hessen)
Friedberg
(Wetterau): Deutschordenshaus - Burgkirche - St.
Georgs-Brunnen (1)
- St. Georgs-Brunnen (2) - Burgtor - Marstall
(1) - Marstall
(2) - Kronberger
Hof (1) -
Kronberger Hof (2) - Kronberger
Hof (3) -
Schloßportal - Burgmannenhaus
Löw, Burgkanzlei und Wache
Die Entwicklung des Wappens der von
Schönborn
Wappen der Wittelsbacher (1): Pfalz
Wappen des Deutschen Ordens - Hochmeister des
Deutschen Ordens
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