Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 754
Blomberg
(Lippe)
Blomberg: Klosterkirche, Tumba (Teil 1)
Die ehemalige Klosterkirche zu Blomberg, eines der Wahrzeichen von Blomberg, war früher Teil eines Augustiner-Chorherrenstiftes und ist heute Kirche der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde. Der Bau ist nicht nur eine der bedeutendsten Leistungen spätgotischer Sakralbaukunst in Westfalen-Lippe, sondern erhält seine besondere Bedeutung durch die enge Verbindung mit dem Haus zur Lippe, als dessen Grablege sie diente. Die Kirche ist aber nur der Rest einer größeren Anlage; die ehemaligen Klostergebäude sind größtenteils verschwunden.
Die Wurzeln der Kirche liegen in der Blomberger Wallfahrt zum "Wunderbrunnen", die so bedeutend wurde, daß 1462 Bernhard VII. Herr zur Lippe von Papst Pius II. gestattet bekam, eine Kirche "Zum Heiligen Leichnam Christi" erbauen zu lassen (Capella corporis Christi, beatae Mariae virginis et S. Georgii). 1468 wurde dann das zugehörige Kloster gegründet. Die Kirche wurde 1462 vom Baumeister Hinrich Goellerth begonnen, der auch im Kloster Falkenhagen tätig war. Die Kirche wurde ein typisch westfälischer Hallenbau mit zwei hohen Seitenschiffen. 1474 wurde sie geweiht.
Die Kirche diente als Grablege der Herren und Grafen zur Lippe. Davon wird nur an ein Paar in der Kirche selbst erinnert, die anderen ruhen in der im Jahre 1623 erbauten West-Gruft (dort stehen die Särge von 19 Familienmitgliedern, darunter von vier regierenden Grafen). In einer Seitenkammer befindet sich einer der bedeutendsten lippischen Herrscher, Simon VI., der von 1554 bis 1613 lebte, Schloß Brake erbaute, Lippe unter seiner Herrschaft zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Blüte brachte und Wegbereiter der Renaissance-Kunst und -Kultur im Lippischen war, und der dazu der Stammvater aller lippischen und schaumburg-lippischen Prinzen und Prinzessinnen ist. Hier liegt er neben seinen beiden Ehefrauen, Ermgard von Rietberg (1. Frau) und Elisabeth von Holstein-Schaumburg (2. Frau).
Zurück zu dem augenfälligsten Grabdenkmal in der Kirche, der im Chor der Klosterkirche aufgestellten Tumba von Bernhard VII. Herr zur Lippe (1429 - 1511) und seiner Ehefrau Anna v. Holstein (ca.1435 - 23.9.1495). Bernhard VII war der Gründer des Chorherrenstiftes. Beide Figuren liegen auf der Deckplatte nebeneinander, zu ihren Häupten und zu ihren Füßen befinden sich in einem spätgotischen Rahmen die zugehörigen Wappen. Die Rahmen an der Fußseite werden von kleinen Löwen gehalten.
Die umlaufende Inschrift auf der abgeschrägten Kante lautet übersetzt: "Im Jahre des Herrn 1511 starb der edle Herr Bernhard zur Lippe, Stifter dieses Klosters und sein großer Förderer bis an seines Lebens Ende. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen. Im Jahre des Herrn 1495 starb die edle Herrin Anna zur Lippe, Gräfin von Holstein und in Schaumburg, am Tage nach Mauritius. Hier ist sie bestattet. Ihre Seele ruhe in Frieden. Amen." Die Inschrift wird von insgesamt 16 kleinen Wappenschilden unterbrochen, die im zweiten Teil behandelt werden.
Wappen der Grafen zur Lippe am Fußende der Tumba: In Silber eine rote Rose mit goldenem Samen, hier ohne Kelchblätter. Auf dem Helm ein beiderseits mit der Rose belegter Flug in den Farben rot-silbern. Helmdecken ebenfalls rot-silbern. Das ist sehr bemerkenswert, denn die Lippe'sche Helmzier war ganz früher ohne die Flügel, in alten Siegeln der edlen Herren zur Lippe sitzt die Rose aus dem Schildbild direkt dem Helm auf oder ist kurz gestielt. Erst im 15. Jh. trat der Flug hinzu, silbern, später rot, auch silbern-rot. Das heißt, die übliche lippische Helmzier ist eine rote Rote mit goldenem Butzen zwischen den beiden Flügeln, hier ist die Rose aber beiderseits auf den Adlerflügeln abgebildet.
Wappen der Grafen von Holstein-Schauenburg am Fußende der Tumba: In Rot ein silbernes, genageltes Nesselblatt, belegt mit einem Schildchen. Das Nesselblatt bezeichnet einen dreieckig geformten Schildinhalt mit gezacktem Rand, wobei die Anzahl der Zacken nicht festgelegt ist, gewöhnlich wird es mit 3-4 Zacken an den Dreiecksseiten dargestellt, hier oben drei, an den Seiten vier. Varianten sind möglich, insbesondere die Ecken können wie hier nagelartig ausgezogen werden. Die Helmzier zeigt einen Stoß von sieben goldenen Lanzen mit Fähnchen, die zwar keine Feinstruktur erkennen lassen, aber üblicherweise das silberne Nesselblatt auf rotem Grund zeigen, Helmdecken rot-silbern. Auch hier weicht die Darstellung vom gewohnten Schema ab: Das Stammkleinod der Grafen von Holstein-Schauenburg zeigt schon in frühen Darstellungen des 13. und 14. Jh. die beiden charakteristischen Elemente Fähnchen und Pfauenwedel, wenn auch die Anordnung und Stellung zueinander noch gewissen Variationen unterworfen wurde. Erst in späteren Darstellungen erlangt die Helmzier die Form, in der sie dann konstant beibehalten wurde: Zwei goldgestielte Pfauenwedel (Schleswig), schräg nach oben gestellt, und dazwischen ein Stoß von sieben goldenen Lanzen mit Fähnchen, die das Nesselblatt zeigen (Holstein-Schauenburg), Helmdecken rot-silbern. Hier am Fußende der Tumba fehlen die Pfauenwedel gänzlich.
Blick auf das Kopfende der Tumba. Die beiden Stifterfiguren liegen mit den Füßen nach Osten und den Häuptern nach Westen auf der Tumbaplatte.
Wappen der Grafen von Holstein-Schauenburg am Kopfende der Tumba: In Rot ein silbernes, genageltes Nesselblatt, belegt mit einem Schildchen, das wiederum mit einer Rose belegt ist. Die Helmzier zeigt diesmal die vollständige Kombination aus zwei goldgestielten Pfauenwedeln (Schleswig), schräg nach oben gestellt, und dazwischen einen Stoß von sieben goldenen Lanzen mit Fähnchen, die üblicherweise das Nesselblatt zeigen (Holstein-Schauenburg, hier nicht aufgelöst), Helmdecken rot-silbern.
Wappen der Grafen zur Lippe am Kopfende der Tumba: in Silber eine rote Rose mit goldenem Samen, hier ohne Kelchblätter. Auf dem Helm ein beiderseits mit der Rose belegter Flug in den Farben rot-silbern. Helmdecken ebenfalls rot-silbern. Wie auch beim Fußende sei angemerkt, daß dies eine seltene Variante der lippischen Helmzier ist. Die übliche lippische Helmzier ist eine rote Rote mit goldenem Butzen zwischen den beiden Flügeln, hier ist die Rose aber beiderseits auf den Adlerflügeln abgebildet.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage
2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Klosterkirche Blomberg, Geschichte: http://www.blombergref.de/klkirche.htm
Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Blomberg: http://www.blombergref.de/
Blomberg (Lippe): Klosterkirche: Tumba (1) - Klosterkirche: Tumba (2) - Klosterkirche: Fenster - Klosterkirche: Kopf/Theopold
Die Entwicklung des Wappens der Herren,
Grafen und Fürsten zur Lippe
Die Entwicklung des Wappens der Grafen
von Schauenburg in Westfalen
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Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Erlaubnis der Ev. ref. Kirchengemeinde Blomberg vom 13.12.2007, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
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Copyright Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2007
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