Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1051
Burghausen an der Salzach

Regierungsgebäude

Bei diesem Gebäude im Herzen der Altstadt handelt es sich um das Verwaltungsgebäude des Rentamtes Burghausen, später kurfürstliches Regierungsgebäude (Regierungssitz 1505 - 1802). Das den großräumigen Stadtplatz beherrschende Gebäude ist im 16. Jh. entstanden, die Fassade mit dem in Stuck gefertigten prachtvollen kurbayerischen Wappen stammt aus dem 18. Jh., jedenfalls nach 1729. Im Jahr 1938 wurde das Haus für Gemeinschaftszwecke umgebaut. Heute ist es das "Stadtsaalgebäude" mit Theater- und Konzertsaal sowie einer Bühne im ersten Stock sowie dem Meier-Helmbrecht-Saal und dem Terrassensaal im Erdgeschoß nebst Gastronomie. Wie so viele andere Häuser in der Altstadt von Burghausen ist die hohe Fassade nur Schein, hinter der sich vier geneigte Dachflächen befinden, wie man an den beiden Ausflußöffnungen für die Regenrinnen sehen kann. Diese hochgezogenen Stirnmauern der Häuser Burghausens verleihen dem weiten Platz eine großartige Geschlossenheit. Ein niedliches Dekorationselement sind die markanten drei Türmchen mit Kupferdach.

Das kurbayerische Wappen ist geviert mit Herzschild:

  • Feld 1 und 4: Von Blau und Silber schräg geweckt (Wittelsbach, Alt-Bayern)
  • Feld 2 und 3: In Schwarz ein goldener, rot gekrönter Löwe (Pfalz)
  • Herzschild: in Rot ein goldener Reichsapfel (Erzamt des Erztruchsessen). 1623 wurde die pfälzische Kurwürde (Erztruchsessenamt) an die Herzöge von Bayern übertragen. 1706 verliert Bayern die Kurwürde zur Strafe für das Engagement im Spanischen Erbfolgekrieg, die Pfalzgrafen bei Rhein bekommen wieder das Erztruchsessenamt. 1714 wurde Bayern von der Geschichte verziehen, sie bekamen die Kurwürde zurück. Sie forderten ihr altes Amt zurück, was sich 1777 nach langem Streit von selbst erledigte, als die Pfälzer Wittelsbacher die bayrische Linie beerbten.
  • Zwei widersehende Löwen dienen als Schildhalter. Unter dem Wappenschild befindet sich eine ganze Sammlung von Ehrenzeichen. Die innerste Kette ist der Orden vom Goldenen Vlies, wobei die Kette arg vom Gewohnten abweicht, typisch jedoch das herabhängende Schaffell. Von Löwenpranke zu Löwenpranke läuft der Orden des Hl. Georg, korrekt "Militärischer Haus-Ritter-Orden vom Heiligen Georg" (Hausorden). Er wurde von Kurfürst Karl Albrecht am 20.3.1729 gestiftet. Merkmale und Kennzeichen: Ein achtspitziges, weißbordiertes blaues (hier farbliche Abweichungen) Kreuz mit goldenen Kugelenden, mit ebensolchen Winkelspitzen, die vor blauem Hintergrund die Initialen V, I, B, I tragen: Virgini Immaculatae Bavaria Immaculata - Der unbefleckten Jungfrau das unbefleckte Bayern. Im Revers ist die blaue Farbe des Kreuzes durch Rot ersetzt, und wir finden andere Initialen in den Winkelspitzen: I, V, P, F: Iustus Vt Palma Florebit - Der Gerechte wird grünen wie die Palme. Das goldene Medaillon trägt das Bild des Hl. Georg mit dem Drachen innerhalb eines grünen Lorbeerkranzes. Die Verbindung mit der Collane ist ein goldener Löwenkopf, mit einem golden gefaßten, blauen, gestürzten Halbmond im Rachen. Die Kette setzt sich aus drei verschiedenen Gliedern zusammen: 1.) zwischen zwei seitlich 90° gedrehten goldenen Kronen eine rechteckige Inschriftenkartusche. Die Devise lautet: In fide iustitia et fortudine - in Treue, Gerechtigkeit und Tapferkeit. Diese Buchstaben sind über die entsprechenden Glieder des Types 1 verteilt: IN - FIDE - IVS - TI - TIA - ET - FOR - TITV - DINE. Davon ist nur der Ausschnitt IUS - TI dagestellt, der Rest fehlt. Oberhalb und unterhalb der rechteckigen Tafel finden wir rote, golden gefaßte Flammenbündel. 2.) zwei auf Ornamenten ruhende liegende Wecken (Rauten, Querrauten), jeder durch ein Schrägkreuz in vier Wecken unterteilt, zwei weiß, zwei blau. 3.) Auf goldener Basis eine weiße Säule mit goldenem Kapitell, darauf ein goldener Reichsapfel. Die Säule wird flankiert von zwei goldenen, aufgerichteten, zur Säule gewandten Löwen, der optisch linke trägt eine weiße, golden brennende Fackel, der optisch rechte trägt eine blaue Säbelklinge in der freien Pranke.

    Die Ordenskette ganz außen, ebenfalls von Löwenpranke zu Löwenpranke gehend, ist die des bayerischen Ordens des Hl. Michael. Er wurde von Herzog Joseph Clemens von Bayern, Fürsterzbischof von Köln, im Jahre 1693 gestiftet. Üblicherweise ist ein Prinz einer Nebenlinie Ordens-Großmeister des Ordens. Die Mitgliedschaft im Orden war ausschließlich Adeligen vorbehalten. Die Zahl der Mitglieder ist auf 18 Kommandeure oder Großkreuze sowie 36 Ritter festgelegt. Eigentlich lautet der vollständige Titel des Ordens "Ritterorden der Beschützer der göttlichen Ehre unter dem Schutze des heiligen Erzengels Michaels". Das Ordenszeichen ist ein goldenes, blau emailliertes Kreuz, auf dessen vier gleichlangen Enden üblicherweise in goldener Schrift die Buchstaben: P. F. P. F. stehen, für die Tugenden Pietas, Fidelitas, Fortitudo und Perseverantia (fehlt hier, farbliche Abweichungen). Zwischen den Kreuzarmen sind strahlenartig goldene Donnerkeile und/oder Flammen angebracht, hier Blitze. Auf der goldenen Medaillonfläche des Avers befindet sich üblicherweise eine bildnerische Darstellung des Hl. Michaels, den Drachen mit Füßen tretend, und in der linken Hand einen Schild mit der Inschrift: Quis ut Deus, haltend. Auf dem Revers steht mit goldenen Lettern: Dominus potens in proelio. Die Kette ist eine heraldische, die Glieder sind einerseits Waffentrophäen (üblicherweise ein Ensemble aus Helm, Harnisch und Fahnen, hier genau zwei mal repräsentiert) und andererseits ovale Medaillons mit den bayrischen Rauten, von denen zu beiden Seiten je drei Donnerkeile (Blitze) (oder wie hier zwei Blitze und eine gedrehte Mittelspitze) strahlen. Ordenssitz war in Bonn das 1751-57 eigens von Kurfürst Clemens August hierfür errichtete Koblenzer Tor. Mit der Säkularisation des Kölner Fürsterzbistums ging der Orden im Rheinland unter. In Bayern wurde er 1837 von König Ludwig I. in einen Verdienstorden umgewandelt, der bis zum Untergang der Monarchie 1918 verliehen wurde.

    Literatur, Quellen und Links
    Siebmachers Wappenbücher
    Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
    Georg Miesgang, Wolfgang Schütz: Burghausen. Pannonia-Verlag 1979, ISBN 3-7897-0031-2
    Hinweistafel des Heimatvereins am Gebäude
    Wilhelm Neu, Volker Liedke: Oberbayern, in: Michael Petzet: Denkmäler in Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern, Bd. I.2, hrsg. vom Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Oldenbourg Verlag, München, 1986, ISBN 3-486-52392-9.
    Baudenkmäler in Burghausen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Burghausen

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