Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1057
Burghausen an
der Salzach
Burg Burghausen
Längste Burg Europas - das ist der berechtigte Superlativ für die Burg Burghausen. Über einen Kilometer lang ist die sich auf einem langen und schmalen Bergsporn hinziehende Burganlage. Die eigentliche Kernburg befindet sich auf der Südspitze des Bergrückens ganz links im von österreichischer Seite aus aufgenommenen Panoramabild, und hier dürfte auch die erste und älteste Befestigung in vorgeschichtlicher Zeit gewesen sein. Die erste in Stein errichtete Burg bildet noch den Kern des Baubestandes der Baugruppe auf der Südspitze. Die Umfassungsmauern des Palas, die Dürnitz, die Kapelle mit ihrem romanischen Bauschmuck, Teile der Kemenate - das sind die ältesten erhaltenen Teile. Sie stammen etwa aus der Mitte des 13. Jh. Nach Norden hin grenzt eine mächtige Schildmauer die Kernburg von dem System der Vorburgen ab, und ab hier wird der Baubestand lockerer. Den Ausbau zur längsten Burg Europas verdankt Burghausen Herzog Georg dem Reichen, dem letzten Herzog von Niederbayern. Zur Kernburg gehören noch ein Bergfried am östlichen Ende der Schildmauer und ein Torbau sowie diverse Zwingermauern.
An die Kernburg links im Bild schließt sich ein langer Hof an, der nach Norden durch das mächtige Georgstor begrenzt wird, dessen Türme auf dem Panoramabild rechts hinter dem Kirchturm von St. Jakob zu sehen sind. Dieser Hof enthielt früher den 1478 erbauten Marstall, heute zu sehen sind noch die Behausungen der Marstall-Bediensteten, Bäckerei, Brauhaus und diverse Türme. Von diesem Hof aus führt ein Weg zur Stadt hinunter.
Der dritte, sich rechts daran anschließende Bereich enthält rings um den dritten Hof das 1427 errichtete Alte Zeughaus (sog. Kurzer Kasten, das ist der einzelne Bau in der Bildmitte hinter den drei Türmchen, den drei "Pfefferbüchsl"). In diesem Bau lagerten in den unteren Stockwerken Handwaffen, Kriegsgerät, Geschütze und oben Getreidevorräte. Rechts daneben war einst die Zeugschmiede. Das diesen dritten Hof abschließende Tor wird gesichert vom Büchsenmeister-Turm.
Rechts daneben kommt der vierte Burghof mit dem langen Haberkasten aus Tuffstein, das ist der langgestreckte Bau rechts der Bildmitte mit dem Kornmesserturm an seiner linken Ecke und dem Hexenturm an seiner rechten Seite, von dem aus eine Hangmauer zur Stadt herunter führt (sog. Foltergang). In diesem Haberkasten war einst Platz für rund 100 Pferde im Erdgeschoß und darüber für die entsprechednen Futtervorräte. 1878 wurde der alte Bau abgetragen, als die Garnison hier Platz brauchte. 1960/61 wurde in den alten Dimensionen die Jugendherberge errichtet.
Die Abschnittsburg setzt sich weiter nach Norden fort, der vierte Hof enthält Spinnhäusl, äußere Burgkapelle, Haus des Kastners und Haus des Kastengegenschreibers, die beide zugleich Flankierungsbauten des Tores sind.
Außerhalb dieses Abschnittes folgt der letzte, der sechste Burghof, der mit 230 m Länge zugleich auch der größte ist. Hier waren die Arbeitsstätten und Wohnungen der Beamten und des Personals zur Verwaltung des Viztum- bzw. Rentamtes untergebracht. Entsprechend der Funktionen sind auch die Türme benannt: Zimmermeisterturm, Rentschreiberturm, Kanzlerturm, Rentmeisterei. Dieser Hof wird nach Norden von einem mächtigen Querriegel begrenzt, dem sog. Schütt. Der Zugang war seitlich und führte zuerst in einen Zwinger, ehe man in den Hof gelangte.
Blick von Südwesten auf den Kernbau der Burg Burghausen auf der Südspitze: Rechts im Bild der Palas von der Wöhrseite aus gesehen. Das Satteldach für den Palas ist relativ neu, denn bis ins 19. Jh. hinein trugen Palas und Dürnitz noch ein Grabendach mit umlaufenden Zinnenkranz, wie auf alten Abbildungen zu sehen ist. Links an den Palas schließen sich die mehrteiligen Kemenaten an, hinter denen sich der innerste Burghof befindet. Umlaufend um diese Baugruppe befinden sich diverse Zwingermauern, am Palas doppelt, an den Kemenaten einfach. Eine hohe und mit Türmen verstärkte Hangmauer (durch den blühenden Baum verdeckt) zieht sich bis zur Stadt hinunter.
Der innere Burghof wird durch einen Bogen zwiscxhen Dürnitz und Kemenaten in zwei Bereiche geteilt. Der Bogen ist mit den Wappenschilden Bayern (von Silber und Blau schräg geweckt) und Baden (in Gold ein roter Schrägrechtsbalken) bemalt. Datiert ist es auf 1523 - das paßt zeitlich zu Wilhelm IV. Herzog v. Bayern (13.11.1493 - 1550) und seiner Frau Maria Jakobäa v. Baden (25.6.1507 - 16.11.1580).
Blick in den vorderen Teil des inneren Burghofes, links die Kemenate, rechts die dicke Schildmauer.
Blick von Nordwesten auf die Ecke der Kernburg, links im Bild der Bergfried, anschließend die Schildmauer, rechts die Kemenate.
Das von zwei Türmen flankierte Georgstor riegelt an der schmalsten Stelle des Höhenzuges den Burgbereich nach Norden ab. Es ist das mächtigste Tor der ganzen Anlage.
Außen am Georgstor finden wir innerhalb eines spätgotischen Rahmens die beiden Wappen von Georg dem Reichen Herzog v. Bayern (15.8.1455 - 1.12.1503, Sohn von Ludwig IX. Herzog v. Bayern und Amalia v. Sachsen) und seiner Frau Jadwiga (Hedwig) Prinzessin von Polen (21.9.1457 - 1501/1502/1509, Tochter von Kazimierz IV. Jagiellonczyk Krol Polski und Elisabeth v. Österreich). Das ist das Paar, deren Hochzeit im Historienspiel "Landshuter Hochzeit" nachgespielt wird. Und es ist auch der Bayern-Herzog, nach dessen Tod der Landshuter Erbfolgekrieg ausbrach, denn seine Söhne Ludwig v. Baiern, Ruprecht und Wolfgang starben früh, und seine älteste Tochter Elisabeth Herzogin v. Baiern (1476/1478 - 15.9.1504) heiratete Ruprecht von der Pfalz und war die Mutter der ersten Herzöge von Pfalz-Neuburg, das nach dem Landshuter Erbfolgekrieg als neues Fürstentum geschaffen wurde. Seine zweite Tochter Margarete v. Bayern (1480 - 6.1.1531) wurde 1484 Nonne zu Altenhohenau, 1504 Benediktinerin, 1509-1521 Äbtissin zu Neuburg. Georg war damit der letzte Herzog von Niederbayern.
Das herzoglich-bayerische Wappen ist geviert: Feld 1 und 4: Blau-silbern schräg geweckt. Feld 2 und 3: In Schwarz ein goldener Löwe, rot bewehrt, hier aus Courtoisie dem Wappen der Frau zugewandt. Helmzier: Zwischen einem mit blau-silbernen schrägen Wecken tingierten Adlerflug ein goldener Pfälzer Löwe auf gekröntem Helm. Helmdecken blau-silbern.
Das polnische Wappen ist geviert, Felder 1 und 4: Königreich Polen: In Rot ein silberner Adler, golden gekrönt, auf den Flügeln mit goldenen Kleestengeln belegt. Felder 2 und 3: Großherzogtum Litauen: In Rot ein silbernes Roß mit geharnischtem, goldenen Reiter, mit bloßem erhobenen Schwert in der Rechten dargestellt, mit blauer Satteldecke und hier abweichend silbernem Schild, darin ein rotes Patriarchenkreuz. Helmzier ein silberner Adler, golden gekrönt und bewehrt, rotgezungt, auf den Flügeln mit goldenen Kleestengeln belegt. Helmdecken rot-silbern.
Wie eine Wespentaille ist hier der Bergrücken eingeschnürt. Ein breiter Halsgraben trennt die weiteren Vorburgen vom inneren Bereich ab. Das Georgstor ist ein ungegliederter Baukörper mit zwei Rundtürmen, die aber nicht vorspringen, sondern in die Fassadenflucht eingebaut sind, und deren Dächer auch mit dem des Torbaues verschmelzen.
Dieses Wappen befindet sich an einem zentral im sechsten Hof stehenden Turm. Es ist das Wappen von Kurfürst Karl Theodor.
Blick auf die drei "Pfefferbüchsl" des dritten Hofes.
Literatur,
Quellen und Links
Siebmachers Wappenbücher
Georg Miesgang, Wolfgang Schütz: Burghausen. Pannonia-Verlag
1979, ISBN 3-7897-0031-2
Alois Buchleitner, Die Burg von Burghausen, hrsg. vom
Heimatverein Burghausen a. d. Salzach e. V. 1977
Wilhelm Neu, Volker Liedke: Oberbayern, in: Michael Petzet:
Denkmäler in Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern, Bd. I.2, hrsg.
vom Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Oldenbourg Verlag,
München, 1986, ISBN 3-486-52392-9.
Baudenkmäler in Burghausen: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Burghausen
Burg Burghausen: http://www.burg-burghausen.de/deutsch/burg/bedeut.htm
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