Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank

Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 113
Bad Mergentheim und der Deutsche Orden

Wappen von Maximilian von Habsburg im Tor des Deutschordensschlosses in Bad Mergentheim

Der nächste Wappenstein befindet sich im Bereich des äußeren Schloßhofen an der nordöstlichen Seite in dem Torbogen des zu den Parkanlagen führenden Tores neben dem Flughaus und dem ehemaligen Priesterseminar und ist seitlich eingemauert. Die Abb. links unten zeigt die Innenseite des Torturms, die Abb. rechts seine Außenseite.

Bei diesem Wappen ist die Anordnung besonders interessant. Zum einen haben wir die Aufteilung in drei Ebenen von Hauptschild, Mittelschild und Herzschild. Im Hauptschild ist eine Unterstruktur von sich wie Dachziegel überlappenden Schilden zweier Größen. Und das Hochmeisterkreuz liegt hier ausnahmsweise nicht auf dem Mittelschild und Hauptschild, sondern unter dem Hauptschild. Dadurch wird der Herzschild des Hochmeisters mit dem schwarzen Adler in Gold vollständig verdeckt. Das Torgebäude wurde 1604 anstelle eines gotischen Vorgängerbaus errichtet. Ein gleichartiges Wappen, dessen ursprünglicher Ort unbekannt ist, befindet sich im Deutschordensmuseum. Obendrüber ein Herzogshut. Über dem Tor zum inneren Schloßhof ist ein weiteres Wappen dieses Hochmeisters, aber mit anderer Anordnung.

Im Detail lassen sich folgende Elemente zuordnen:

Herzschild: gespalten:
- rechts: in Rot ein silberner Balken, Erzherzogtum Österreich
- links: innerhalb eines roten Schildbordes fünfmal von Gold und Blau schrägrechts geteilt, Herzogtum Burgund
Mittelschild: Geviert:
- Feld 1: in Rot ein goldenes Kastell, eigentlich dreitürmig und mit blauen Fenstern und ebensolchem Tor, Königreich Kastilien
- Feld 2: in Silber ein golden bekrönter und ebenso bewehrter roter Adler mit goldenen Kleestengeln, gefürstete Grafschaft Tirol
- Feld 3: in Blau 5 (2:2:1) gestellte goldene Adler, Altösterreich, Niederösterreich
- Feld 4: in Gold ein blau bekrönter und ebenso bewehrter roter Löwe, Grafschaft Habsburg

Hauptschild, obere Hälfte:
- siebenmal von Rot und Silber geteilt, Königreich Ungarn, Farbfolge hier silbern-rot
- in Rot ein golden gekrönter silberner Löwe mit doppeltem Schweif, Königreich Böhmen
- in Gold vier rote Pfähle, Königreich Aragon, Neu-Aragon
- hier in Schwarz ein goldener Löwe, passender wäre hier der rote Löwe des Königreichs Leon in silbernem Feld
- in Grün ein silbernes Pantier, aus dessen Rachen und Ohren rote Flammen züngeln, Herzogtum Steiermark
- gespalten, rechts in Rot ein silberner Balken, links in Gold drei schwarze, rot bewehrte, schreitende Löwen übereinander, Herzogtum Kärnten

Hauptschild, untere Hälfte:
- in Rot ein goldener Schrägrechtsbalken, begleitet oben und unten von drei 1:2 bzw. 2:1 gestellten goldenen Kronen, Landgrafschaft Elsaß
- in Rot ein goldener Schrägrechtsbalken, oben und unten begleitet von je einem schreitenden goldenen Löwen, Grafschaft Kyburg
- in Silber ein blauer Adler mit rot-golden geschachter Brustspange, Herzogtum Krain
- schräggeteilt, oben in Blau ein golden gekrönter, rot bewehrter, goldener, schreitender Löwe, unten fünfmal von Silber und Rot schräglinks geteilt, Grafschaft Görz
- in Rot zwei voneinander abgewandte goldene aufrechte Fische, Grafschaft Pfirt
- ursprünglich in Gold, später meist in Silber ein schwarzer, rot gefütterter windischer Hut mit roter Schnur, Windische Mark
- gespalten, rechts dreimal von Silber und Rot gespalten, links eigentlich in Schwarz ein goldener Adler, rot gezungt, hier umgekehrt, Herzogtum Oberösterreich
- geviert, Feld 1 und 4: in Blau 3 (2:1) goldene, sechsstrahlige Sterne, Feld 2 und 3: in Silber zwei rote Balken, Grafschaft Cilli
- über einem grünen Dreiberg in Rot ein silberner Balken, überdeckt von einem goldenen Tor mit weit geöffneten Türflügeln, Mark Portenau, Pordenone

Lebenslauf von Maximilian von Habsburg, Erzherzog von Österreich (Hochmeister 1590–1618)

geb. 12.10.1558 in Wien, Sohn von Kaiser Maximilian II
1584 Ordenseintritt
1585 Wahl zum Koadjutor
1587 Wahl zum König von Polen, konnte das Amt aber nicht antreten, da er Sigismund Wasa unterlag, 1589 endgültiger Thronverzicht
1590 Wahl zum Hochmeister, er ist der 5. Mergentheimer Hochmeister.
1593-1595 Regent in Innerösterreich und dann in Tirol
1599 Einrichtung der Hofkapelle (1736 wegen Baufälligkeit abgerissen)
1602 Regentschaft in Tirol
1607 Bau der Kirche in Stuppach
1607-1608 Bau des Priesterseminars im äußeren Schloßhof
1609 Bau der Michaelskapelle
gest. 2.11.1618 in Wien

Maximilian von Habsburg war der erste Hochmeister aus dem Hause Habsburg und war aktiv bei der Umgestaltung des Mergentheimer Schlosses in eine repräsentative Renaissance-Residenz beteiligt, wie die häufig vorkommenden Wappen von ihm zeigen. Ansonsten war er nicht sehr präsent in Mergentheim, die Amtsgeschäfte führte Marquard von Eck, sein Statthalter.

Literatur:
Hans-Georg Boehm: Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens 1198-1618, Frankonia Buch 1990, Fränkische Nachrichten Druck- und Verlags-GmbH, Tauberbischofsheim, ISBN 3-924780-15-3
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Glatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html

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