Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 114
Bad Mergentheim und der Deutsche Orden

Wappen des Wolfgang Schutzbar an der Burg Neuhaus (Igersheim bei Bad Mergentheim)

Wolfgang Schutzbar gen. Milchling (Hochmeister 1543–1566)
Wolfgang Schutzbar gen. Milchling wurde 1483 in Treis an der Lumda als Sohn von Crafft Schutzbar genannt Milchling aus einem oberhessischen Adelsgeschlecht und seiner Frau Margaretha geb. von Trohes geboren. Seine Deutschordenskarriere begann 1507 mit dem Ordenseintritt, 1525 wurde er Komtur in Griefstedt, 1529-1543 war er Landkomtur in Marburg für die Ballei Hessen. Eine Ballei ist eine Verwaltungseinheit, eine Provinz des Deutschen Ordens, die jeweils aus mehreren Ordensniederlassungen (Kommenden) besteht. Ein Landkomtur ist der Verwaltungschef einer Ballei. 1543 wurde er Hoch- und Deutschmeister, der 39. Hochmeister des Deutschen Ordens. Seine wichtigsten Leistungen sind der Bau des heute noch zu bewundernden Rathauses 1562 und der ersten Wasserleitung für Mergentheim, ausgehend vom Eisenberg, weiterhin verstärkte er in seiner Amtszeit die Mergentheimer Befestigungen.

Der Wappenstein über dem Hauptportal
Sein Amtsvorgänger Walther von Cronberg hatte sich der im Bauernkrieg zerstörten Burg Neuhaus im Südosten von Mergentheim angenommen, sie wurde wiederaufgebaut und verstärkt, aber erst unter seinen Nachfolgern wurde sie fertiggestellt, und der Wappenstein von Wolfgang Schutzbar gen. Milchling als Hochmeister mit der Jahreszahl 1546 ziert den Eingang, über dem Hauptportal angebracht, von der Landseite durch einen breiten Graben mit Brücke abgetrennt und flankiert von zwei dicken Rundtürmen in unterschiedlicher Distanz zum Tor. Lange hat der Frieden nicht gehalten, denn schon im Schmalkaldischen Krieg 1552 wurde die Burg wieder zerstört, und 1566 wurde die Burg wieder aufgebaut. Der Wappenstein aus Sandstein ist heute stark beschädigt.

Wappen:
Geviert. Feld 1: in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz, das ist das Deutschordenskreuz, Feld 2 und 3: in Silber drei (2:1) mit den Stielen zum Dreipaß verbundene schwarze Lindenblätter (auch als Kugeln oder Herzen dargestellt je nach Darstellung und Quelle), dies ist das Wappen der Schutzbar gen. Milchling, Feld 4: in Silber eine goldene Prälatenmütze (Fürstpropstei Ellwangen). Über allem ein Hochmeisterkreuz, ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Lilienkreuz, ein Herzschild in Gold belegt mit einem schwarzen Adler. Schildhalter: zwei Löwen.

Dazu die drei Helme mit Helmzier:

2.) Ein silberner Flug, belegt mit einem durchgehenden schwarzen Kreuz für die Mitgliedschaft im Deutschen Orden. Helmdecken schwarz-silbern. 1.) Ein silbernes Schirmbrett, belegt mit dem Hochmeisterkreuz, besteckt mit 7 goldenen hahnenfederbesteckten Kugeln. Helmdecken schwarz-silbern. 3.) Ein wie der Schild bez. Flug, zum Stammwappen der Schutzbar. Helmdecken schwarz-silbern.

Für diesen Hochmeister gibt es verschiedene Darstellungen seines Wappens. Eine spätere Variante ist die mit der Prälatenmütze in Feld 4, eine andere, früher geführte Möglichkeit ist ein weiteres Deutschordenskreuz in Feld 4 analog zu Feld 1.

Das Stammwappen Milchling gen. Schutzbar zeigt in Silber drei (2:1) mit den Stielen zum Dreipaß verbundene schwarze Lindenblätter. Helmzier ein offener silberner Flug, beiderseits mit der Schildfigur belegt. Helmdecken schwarz-silbern.

Später führte die Familie Schutzbar gen. Milchling ein vermehrtes Wappen: Geviert, Feld 1 und 4: in Silber drei (2:1) mit den Stielen zum Dreipaß verbundene schwarze Lindenblätter. Feld 2 und 3: In einem mit Sternen besäten Felde ein aus dem linken Rand hervorkommender geharnischter Arm, in der Faust einen Streitkolben haltend, Farben unklar. Helm 1: Ein offener silberner Flug, beiderseits mit der Schildfigur belegt. Helm 2: gekrönt, wachsende Frau mit zwei Standarten in den vor dem Körper gehaltenen Händen, rechte Standarte: Ein Adler, begleitet von vier Sternen, linke Standarte: Ein Krückenkreuz, bewinkelt von kleinen Kreuzchen, Farben unklar. Helmdecken rechts schwarz-silbern, links blau-golden.

Zur Führung des Wappens der gefürsteten Propstei Ellwangen: 1546 hatte Wolfgang Schutzbar gen. Milchling den Ellwanger Propst Pfalzgraf Heinrich dazu gebracht, zu seinen Gunsten zu resignieren, was durch Dekan Christoph von Westerstetten und das Kapitel des Stifts Ellwangen abgelehnt wurde, worauf es einen Prozeß mit dem Stiftskapitel über die Neubesetzung der Propstei vor der römischen Kurie gab. Am 25.3.1553 wurde festgelegt, daß Wolfgang Schutzbar gen. Milchling lebenslang Titel und Wappen eines Fürstpropsts von Ellwangen führen darf.

Die Familie Schutzbar genannt Milchling:
Die Schutzbar sind eigentlich ein hessisches Geschlecht. Der Stammsitz ist das Schloß Burgmilchling bei Treis a. d. Lumde. Im 16. Jh. erst ist die Familie nach Franken gekommen. In Wilhermsdorf (Ämter Wilhermsdorf, Buchklingen und Neuses), wo sie sich ankauften, errichteten sie ihre neue Burg Burgmilchling. 1569 wurden die Schutzbar in den Freiherrenstand erhoben. Die fränkische Linie starb aber schon 1661 aus. Dafür entwickelte sich die sog. Friedrich'sche Linie in Hessen und Westfranken weiter. Sie stellten mehrere Domkapitulare in Würzburg. Neben dem Hochmeister des Deutschen Ordens, Wolfgang Schutzbar gen. Milchling, sind von Bedeutung der gleichnamige Fürstabt von Fulda (1558-1567) und Johann Konrad Schutzbar genannt Milchling, Landkomtur der Ballei Franken zu Ellingen und Nürnberg (gest. 1612).

Burg Neuhaus
Dieser Wappenstein aus Sandstein ist zwischen zwei Schießscharten über dem Torbogen der äußeren Umfassungsmauer von Burg Neuhaus eingemauert. Beschreibung der Burg und ihrer Geschichte siehe unter Walther von Cronberg.

Literatur:
Hans-Georg Böhm: Hochmeisterwappen des Deutschen Ordens 1198-1618, Frankonia Buch 1990, Fränkische Nachrichten Druck- und Verlags-GmbH, Tauberbischofsheim, ISBN 3-924780-15-3
Die Hochmeister der Residenz Mergentheim, Heft 15 der Schriftenreihe der Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens e.V. und der Historischen Deutschordens-Compagnie Bad Mergentheim e.V., 1997
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
http://www.heraldique-europeenne.org/Armoriaux/Teutonique/index.html

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