Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2579
Bayreuth (Oberfranken)

Eremitage, Altes Schloß

Die spätbarocke Lust- und Gartenlandschaft Eremitage besteht aus vielen unterschiedlichen Kompartimenten, die sich um eine zentrale Einheit mit drei ganz unterschiedlichen Schloßbauten entwickelt haben und zusammen den Hofgarten der Eremitage bilden. Die zentrale Struktur ist eine trapezförmige Einheit, die sich von Westen nach Osten entwickelt und durch drei Alleen aufgespannt wird. Der westliche Teil ist parkartig mit kleineren Bauwerken gestaltet: Die nördliche Allee ist diejenige nach Monplaisir; dieses kleine Schlößchen ist am Ende ganz im Westen zu finden, mit vorgelagertem formalem Garten. Die Allee führt am Spiegelweiher vorbei. Zwischen der im Süden verlaufenden Hauptallee und der in der Mitte verlaufenden Allee liegt der Schneckenberg mit dem chinesischen Pavillon.

Der östliche Teil der Zentraleinheit bildet den Platz für die drei Schlösser. Zunächst gelangt man an das Neue Schloß mit dem großen Bassin im Norden davon. Das Neue Schloß bildet mit dem isolierten Zentralbau und den beiden gebogenen Flügelbauten einen zum See hin offenen Halbkreis. In der Hauptachse gelangt man jenseits des Sees im Norden zur Drachenhöhle, linkerhand jenseits der nördlichen Allee. Von da führen die Wege in die Tiefen des Schloßparks mit Brückenweiher, Vogelhaus, Unterer Grotte, Eremitenhaus des Markgrafen Friedrich und weiter zur Ökonomie.

Weiter östlich folgt im Zentralteil das Alte Schloß, ein Schloß aus Mittelrisalit und Eckpavillons, verbunden durch zwei niedrige Flügel, hinten angebaut eine rechteckig angeordnete Gebäudeflucht rings um einen Innenhof. Hier enden die Alleen, dafür wird eine zweite große Achse in Nord-Süd-Richtung aufgespannt. Nach Norden folgen aufeinander das formal angelegte Nordparterre und die Kaskade mit Kanälen, Becken und Wasserfällen, alles gesäumt von zwei dichten Baumreihen, die jeweils um die Becken zu einem Kreissegment rücklings ausweichen. Nach Süden endet diese zweite Achse im Rücken des Alten Schlosses am Parnaß, und dahinter an der Statue des Sokrates. Ein kurzer Weg führt von letzterer nach Südwesten zum Treillage-Pavillon.

Zurück zur Zentraleinheit: Ganz im Osten folgt ein dritter Gebäudekomplex, bestehend aus dem Älteren Wasserturm, dem Wirtschaftsgebäude (heute Gastronomie), dem Ruinentheater sowie etwas abgesetzt dem ehemaligen Eremitenhaus und Privatgarten der Markgräfin Wilhelmine. Wenn man von dort wieder in westlicher Richtung auf die große Kaskade zugeht, passiert man hinter dem Ruinentheater die Einsiedeleikapelle, ein antikisierendes Grabmal und einen Treillagepavillon.

Eine großartige, formale Gartenanlage befindet sich südwestlich des Zentralteils, südlich der Hauptallee. Hier setzt die Achse schräg an und führt nach Südwesten. Ein hochsymmetrisches Gartenparterre liegt zwischen der Gärtnerei und dem Küchengarten einerseits und dem Röhrenweiher und dem Jüngeren Wasserturm andererseits. Zwei parallele Laubengänge begrenzen den Kanalgarten, der so heißt, weil in der Mittelachse drei durch zwei Kanäle verbundene Bassins aufeinander folgen. Das mittlere Bassin bildet den Schnittpunkt aller Symmetrieachsen.

Das Alte Schloß wurde 1715-1718 als Keimzelle der Anlage unter Markgraf Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth (26.11.1678-18.12.1726) nach Plänen von Johann David Ränz erbaut. Es sollte Mittelpunkt einer höfischen Einsiedelei werden. Sein Nachnachfolger, Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth (10.5.1711-26.2.1763), schenkte 1735, im Jahr seines Regierungsantritts, das gesamte Gelände seiner Gemahlin, Prinzessin Sophie Friederike Wilhelmine von Preußen (3.7.1709-14.10.1758), Tochter von Friedrich Wilhelm I. König in Preußen (1688-31.5.1740) und Sophia Dorothea Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg-Hannover (26.3.1687-28.6.1757). Markgräfin Wilhelmine begann sofort mit umfangreichen Erweiterungsmaßnahmen und ließ zunächst 1736-1737 das Alte Schloß umbauen. Sie gestaltete unter anderem ein Musikzimmer (Deckenstuck: Orpheus, Wanddekoration: Musikinstrumente und Bilder von Freundinnen und Vertrauten der Markgräfin), ein Japanisches Kabinett (Verkleidung mit asiatischen Lacktafeln) und das Chinesische Spiegelkabinett (Dekoration: willkürlich angeordnete und zugeschnittene Spiegel). Das Alte Schloß gliedert sich in drei Bereiche: In der Mittelachse befindet sich im Norden der Marmorsaal als Festsaal; man achte auf den Ordensstern des Ordre de la Sincérité als Leitmotiv der Dekoration und das Deckengemälde von Gabriel Schreyer mit Apollo als Allegorie des absoluten Herrschertums. Jenseits des an den langen Seiten mit rohen Tuffsteinquadern verkleideten Innenhofs ist eine kuppelgewölbte und mit Glasschlacken verkleidete Grotte mit Wasserspielen (dazu dienen fast 200 im Boden eingelassene Düsen) im südlichen Quertrakt eingebaut, wo auch der Hauptzugang liegt, in einer wenig schloßartigen Front aus rohen Tuffsteinquadern.

Die beiden Seitenflügel zwischen Festsaal und Grottenbau dienten dem markgräflichen Eremitenspiel. Der westliche Seitenteil ist der Herrenflügel und enthält das Appartement des Markgrafen mit Vorzimmer, Audienzzimmer (Deckengemälde von Wilhelm Ernst Wunder: Ataxerxes empfängt Themistokles), Eckkabinett (klassizistisch eingerichtet), großem Kabinett (ursprünglich Porzellankabinett, herausragende Stukkaturen von Adam Rudolf Albini um 1750) und Schlafzimmer.

Der östliche Seitenteil ist der Damenflügel und enthält das Appartement der Markgräfin mit Vorzimmer (Kartuschen mit den SFW über den Türen), Audienzzimmer (Deckengemälde: Geschichte von Chilonis und Kleombrotos, eine Anspielung auf die eigene Lebensgeschichte von Wilhelmine), den bereits oben genannten drei Zimmern, Schreibkammer, Schlafzimmer, Garderobe, Arbeitskammer und Küche mit Ausstattung um 1852. Nach Ausbau des Alten Schlosses wurden 1743-1745 nach Entwürfen von Joseph St. Pierre die Brunnenanlagen und Kleinarchitekturen angelegt, die Einsiedeleien, das Ruinentheater und die Untere Grotte, die Heckenquartiere, Laubengänge und Wasserspiele im Park, traditionelle barocke Gestaltungselemente. Zuletzt baute man 1749-1753 das Neue Schloß und die Obere Grotte.

Heraldischen Schmuck findet man allein am Alten Schloß, an der Nordseite am Mittelrisalit. Der Wappenschild des großen Wappens ist dreimal gespalten und viermal geteilt mit einem Schildfuß, hat somit 21 Felder, und dazu noch einen Herzschild. Die einzelnen Felder sind wie folgt belegt:

Über allem schwebt anstelle eines Oberwappens ein gekrönter Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Im Wappenschild ist der brandenburgische Adler ungekrönt, der preußische Adler gekrönt. Die Markgräfin Wilhelmine war eine geborene Prinzessin von Preußen. Das drückt sich in der Dekoration des Vorzimmers aus, in dem schwarzer Stuckmarmor mit silberner Stukkierung die preußischen Farben aufgreifen als Hinweis auf die Herkunft der Hausherrin. Auch die ikonographische Ausstattung der Innenräume enthält viele mehr oder weniger versteckte Hinweise darauf, daß die Prinzessin aus Gehorsam gegen ihren Vater und zum Wohle des Staates den ehelichen Weg in die Provinz auf sich nahm.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9484966,11.6234135,17.25z - https://www.google.de/maps/@49.9489257,11.6249047,81m/data=!3m1!1e3
Stefanie Gansera-Söffing: Die Schlösser des Markgrafen Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth, Verlag C. u. C. Rabenstein, Bayreuth 1992, ISBN 3-928683-05-5
Ruth Bach-Damaskinos, Peter Borowitz: Schlösser und Burgen in Oberfranken, Hofmann Verlag, Nürnberg 1996, ISBN 3-87191-212-3, S. 38-39
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen:
https://www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/bay_as.htm und http://www.bayreuth-wilhelmine.de/ - http://www.bayreuth-wilhelmine.de/deutsch/eremitag/index.htm - Altes Schloß: http://www.bayreuth-wilhelmine.de/deutsch/eremitag/a_schloss.htm - Grundriß und Rundgang: http://www.bayreuth-wilhelmine.de/deutsch/eremitag/rundgang.htm - Plan der Eremitage: www.bayreuth-wilhelmine.de/deutsch/hofg_er/plan_eremitage.pdf - Übersicht Bayreuther Schlösser: www.schloesser.bayern.de/deutsch/service/infomat/screen-pdf/bayreuth_dt.pdf
Komplex der Eremitage auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eremitage_(Bayreuth)
Bayern-online:
https://bayreuth.bayern-online.de/die-stadt/natur/gaerten-und-parks/eremitage/
Gastronomie Eremitage Bayreuth:
https://www.eremitage-bayreuth.de/
Karla Fohrbeck: Markgräfliche Schlösser:
https://www.markgrafenkultur.de/portfolio-items/bayreuth-altes-schloss-in-der-eremitage/?portfolioCats=64
Fürstentum Bayreuth:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fürstentum_Bayreuth
Landes- und Wappenkunde der Brandenburgisch-Preußischen Monarchie, M. Gritzner, 1894
Maximilian Gritzner: Das Wappen der Kurfürsten zu Brandenburg von 1417 bis 1701, in: Festschrift zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens des Vereins für Wappen-, Siegel- und Familienkunde "Herold", hrsg. vom Verein Herold, Berlin 1894, S. 1-64

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