Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank

Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2580
Bayreuth (Oberfranken)

Adler-Apotheke, Maximilianstraße 47

Die Adler-Apotheke ist ein breitgelagertes dreigeschossiges Haus in der Maximilianstraße 47, an der Ecke zur Kirchgasse, in der Nähe des Herkulesbrunnens. Das im 17. Jh. errichtete Haus steht auf älteren Fundamenten und Kellern, die noch aus dem 14. und 15. Jh. stammen. Hier hat die älteste Apotheke der Stadt Bayreuth ihren Sitz; sie besteht seit 1579, von Johann Drosendorf gegründet. Über dem Portal ist noch ein älterer Name zu lesen: "1579 PRIV(I)L(EGIERTE) APOTHEKE ZUM GOLDENEN REICHSADLER RENOV(IERT) 1950". Eine rustizierte Portalblende wird oben mit einem gesprengten Dreiecksgiebel abgeschlossen, der ein auf das Jahr 1702 datiertes Wappenrelief trägt. Dieses Relief wurde 1950 durch einen nachfolgenden Besitzer, Regierungsapotheker und Pharmazierat Dr. Ludwig Raum, wiederhergestellt.

Zwei Löwen flankieren als Schildhalter das Ehewappen, das auf den Schriftbändern mit "17 HBN" und "AMD 02" bezeichnet ist. HBN steht für Heinrich Bernhard Nohr. Sein Wappen zeigt einen sich aus Flammen erhebenden Phönix, auf dem bewulsteten Helm ein wachsendes Einhorn mit einem dreiblättrigen Zweig im Maul. Gegenüber ist das Wappen seiner Ehefrau Anna Magdalena D. (Nachname unbekannt, Hinweise willkommen) angebracht, auf einem liegenden, mit dem Ring nach links gelegten Stockanker stehend ein Vogel mit einem dreiblättrigen Kleeblatt im Schnabel, auf dem bewulsteten Helm eine Rose angestemmt zwischen zwei Palmwedeln. Beide Wappen sind nicht in den Standardsammlungen enthalten; Hinweise zu Tinkturen und Belegen willkommen.

Heinrich Bernhard Nohr (ca. 1660-17.7.1720) kaufte die obere Apotheke 1697 von Dr. Schallern und dessen Ehefrau. Am 26.10.1697 wurde die Apotheke von Dr. Baumann, fürstlicher Leibarzt, Dr. Pertsch, Stadtphysicus, und Dr. Johann Ernst Schilling, Landphysicus, mit positivem Ergebnis visitiert. Am 28.9.1698 wurde Nohr zum Hofapotheker ernannt. Bekanntheit erlangte der dritte Sohn des Apothekers Nohr: Dr. Johann Matthäus Nohr (1704-1743) studierte in Halle Arzneikunde, promovierte dort 1731 und wurde Stadt- und Landphysicus in Wunsiedel.

Nach Heinrich Bernhard Nohrs Tod verkaufte seine Witwe Anna Magdalena die Apotheke am 2.3.1723 an den aus Nürnberg stammenden Johann Gottlieb Wittig (14.2.1690-11.5.1740), Sohn von Johann Gottlieb Wittig und Maria Regina Heuchelein. Der Käufer hatte seinerzeit selbst bei Nohr als Angestellter gearbeitet. Der Kaufpreis betrug "3000 Reichsthaler und 100 Spezies Thaler Leikauf". Nach ihm übernahm sein Sohn Elias Gottlieb Wittig (7.9.172915.1.1798-) 1752 die väterliche Apotheke. Es gab einen Skandal, als er am 30.1.1757 wegen Ehebruchs mit seiner Dienstmagd von seiner Frau, der Tochter des Hofapothekers Johann Stephan Naumann, geschieden wurde und daraufhin 1758 die Stadt verließ. Danach folgten viele weitere Inhaber, Johann Stephan Naumann, Gottfried Rudolph Schröder, wieder Johann Stephan Naumann, etc., bis aktuell zu Wolfgang Bauer.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9444166,11.573981,19.5z - https://www.google.de/maps/@49.9444826,11.5740293,41m/data=!3m1!1e3
Adler-Apotheke auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Adler-Apotheke_(Bayreuth)
Fritz Ferchl: Zur Geschichte der Pharmazie, Artikel in der Deutschen Apotheker-Zeitung / Süddeutschen Apotheker-Zeitung, Nr. 51, 22.12.1950, S. 999 ff. https://publikationsserver.tu-braunschweig.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbbs_derivate_00043983/1950_GdP_06.pdf
Georg Wolfgang Augustin Fikenscher: Gelehrtes Fürstentum Baireut, 6. Band, Nürnberg 1803, S. 125-126 https://books.google.co.jp/books?id=1PZLAAAAcAAJ
Von den Medicinal-Apotheken zu Bayreuth, in: Pharmaceutisches Correspondenz-Blatt für Süddeutschland, 5. Band, Erlangen 1845, Nr. 5, S. 73-74 https://books.google.co.jp/books?id=AUY9AAAAcAAJ
Adler-Apotheke: http://www.bayreuther-apotheken.de/adlerapotheke/index.php

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