Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3202
Munshausen (zu Clerf bzw. Clervaux, Großherzogtum
Luxemburg)
Pfarrkirche Saint-Hubert in Munshausen: Gaspard III. de Heu
Hier soll ein zweites Kindergrabdenkmal vorgestellt werden, dasjenige für den als Kleinkind verstorbenen Gaspard III. de Heu / de Huy (18.4.1573-20.5.1573). Die traurig kurzen Lebensdaten gehen aus der Inschrift im Sockelbereich hervor: "ANNO DOMINE 1573 DEN 18 AP/RILIS NACH MITTACH IST GEPO / RNN IASPAR VAN HEW IM SEL/BEN IAR IN GOTT VERSTORBEN / DEN 20 MAIIS DEM GOTT GNAT".
Jener kleine Gaspard III. hatte eine Schwester Odile bzw. Ottilie de Heu, dame de Beaufort et de Buy, welche vermählt war mit Heinrich von Nassau-Chalon, einem Sohn von Pallamades de Chalon und Polyxene von Mansfeld, wobei der Vater ein illegitimer Sohn von Réné (Renatus) de Chalon, Prinz von Oranien, war. Der Großvater von Ottilies Ehemannes und Gaspards Schwager war jener berühmte Sproß aus dem Hause Nassau, der 1530 Chalon und Orange erbte, 1538 Graf von Nassau-Breda und 1559 Statthalter von Holland, Seeland und Geldern, von Westfriesland, Burggraf von Antwerpen und schließlich Generalstatthalter der Niederlande wurde. Aber als Sproß eines unehelichen Sohnes mußte man seine Ansprüche sehr tief ansetzen und heiratete eine de Heu. So kam es zu der illustren Querverbindung.
Die Eltern des kleinen Gaspard waren Gaspard II. de Heu / de Huy (-15.4.1593), seigneur d'Ennery, seigneur de Buy en pays messin und co-seigneur de Clervaux, und Inhaber der luxemburgischen Herrschaft Beaufort, wegen Lehnsbruch, Landesverrat und Häresie (er war Hugenotte, so wie sich alle Familienmitglieder auf der Seite des Protestantismus positioniert hatten) durch Enthauptung mit dem Beil hingerichtet in Luxemburg im Hause des Provinzialrates am Fischmarkt, ferner durch Einziehung seiner Güter (Herrschaft Beaufort) bestraft, und Margaretha von Velbrück (1543-), Herrin zu Beaufort. Es wäre zur Beurteilung wichtig zu erwähnen, daß Beaufort aus der Familie Velbrück kam und durch Margaretha in die Ehe gebracht wurde, und dem Ehemann wurde es dann abgenommen. Mit Gaspard II. de Heu erlosch die Familie im Mannesstamm, die Letzte der Familie war die oben genannte Odile de Heu.
Das Wappen der Herren de Heu ist rot mit einem silbernen, mit drei schwarzen Pilgermuscheln (Jakobsmuscheln) belegten Schrägrechtsbalken (frz.: de gueules à la bande d'argent, chargée de trois coquilles de sable. Die Helmzier ist ein roter Turnierhut, darauf ein silberner Ring, das alles zu rot-silbernen Decken (frz.: cimier: un annelet d'argent sur un bonnet plat de gueules). Die Familie stammte ursprünglich aus der Gegend von Liège und breitete sich von da nach Lothringen aus und kamen in der Mitte des 13. Jh. nach Metz. Sie gehörte bald zum Patriziat der Stadt Metz und erwarb Ansehen und Wohlstand durch ihr Engagement im Bankwesen im 14. und 15. Jh. Ihren Wohlstand legte die Familie durch Kauf von Herrschaften an. Durch Heirat kam die Familie an die in Luxemburg gelegenen Herrschaften Clervaux und Beaufort. Die Familie führte auch noch ein vermehrtes Wappen, geviert mit Herzschild, Feld 1 und 1 und 4: Stammwappen, Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzer Löwe für Chinery, Herzschild: golden mit einem roten Schildhaupt, darin drei silberne Merletten, für die Herrschaft Clervaux. Eine solche Darstellung findet sich als Miniatur im Manuscrit de lArsenal ms. 5028 für Nicolas IV. de Heu. Es wird noch ein zweites vermehrtes Wappen beschrieben, geviert, Feld 1 und 4: Stammwappen, Feld 2 und 3: in Rot ein silberner Greif, so beschrieben für Odile de Heu.
Das Wappen der Herren von Velbrück bzw. von Aldenbrück gen. Velbrück (d'Aldenbruck dit Velbruck), einer vom Niederrhein stammenden Familie aus dem Herzogtum Jülich, deren einer Zweig im 16. Jh. die Herrschaft Beaufort besessen hatte und unter dem die Burg Beaufort ihre zweite Ausbauphase erlebte, bei der die dicken Rundtürme entstanden: In Gold ein blauer Balken, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein wachsender goldener Brackenrumpf belegt mit dem blauen Balken. Das namengebende "Velbrück" war Haus Vellbrüggen, wo die Familie im 14. Jh. saß, heute im Ortsteil Norf der Stadt Neuss gelegen. Sekundär wurde ein anderer Sitz nach der Familie genannt, Haus Velbrück im Weilerswister Ortsteil Metternich, auf dem die Familie 1545-1692 saß. Das namengebende Altenbrück ist hingegen heute ein Ortsteil von Overath. Weitere Sitze der Familie Erp, Neuerburg im Kreis Heinsberg, Garath, Burg Bachem, Schloß Elsum, Haus Velde, Haus Horst, Lanquit, Schloß Auel, Haus Graven, Ophoven und Richrath. Im 17. Jh. erlangte die Familie, die bei der Bergischen Ritterschaft aufgeschworen war, den Freiherren- und dann den Grafenstand. Die Familie erlosch 1784 im Mannesstamm mit Franz Karl von Velbrück, Fürstbischofs von Lüttich. Im Großherzogtum finden wir zahlreiche heraldische Spuren der Familie aufgrund der Heiratsverbindungen mit den Marchant d'Ansembourg, weitere heraldische Spuren finden wir in Saffig aufgrund der Heiratsverbindungen mit den Raitz von Frentz, als Teil einer Ahnenprobe.
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Die Großeltern des hier begrabenen Kindes waren väterlicherseits Gaspard I. de Heu / de Huy (-4.9.1558), seigneur d'Ennery und de Flévy, Écuyer, 1542 maître-échevin de Metz, Hugenotte, von Karl V. eingekerkert, weil er die Einnahme von Metz durch die Franzosen zugelassen hatte, dann erneut in Vincennes eingekerkert wegen seiner Förderung des Protestantismus und dort ohne Prozeß hingerichtet, und seine Frau Jeanne de Louvain dit de Rognac sowie mütterlicherseits Bernhard von Velbrück, welcher als Ritterrichter 1555 den luxemburgischen Adel bei der Abdankung Kaiser Karls V. in Brüssel vertrat, und seine Frau Eva von Boineburg zu Lengsfeld.
An der zweiten Position der Ahnenprobe auf der Schwertseite sehen wir ein einwärts gewendetes Wappen, das in halbgespaltenem und geteiltem Schild in Feld 1 einen sechszackigen Stern und in Feld 3 eine schreitende Bracke mit Halsband zeigt (Abb. oben links, ungeklärt, gemäß Vorfahren müßte das das Wappenbild der de Louvain de Rognac sein, ohne Quelle oder Literaturnachweis und ohne sichere Zuordnung, Hinweise willkommen). Der dritte Schild der Ahnenprobe auf der Schwertseite trägt das kombinierte Wappen der von Brandenbourg-Clervaux (Abb. oben Mitte): Geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes Schildchen, Feld 2 und 3: golden mit rotem, mit drei balkenweise gestellten silbernen Merletten belegtem Schildhaupt. Französischer Blason: Écartelé, aux 1 et 4 de gueules à l'écusson d'argent, aux 2 et 3 d'or au chef de gueules, chargé de trois merlettes d'argent. Die Helmzier wäre ein Turnierhut oder eine Aigrette (frz.: cimier une aigrette ou un chapeau de tournoi). Im vorliegenden Fall sind die Merletten aus Courtoisie nach innen gewendet. Das dritte Wappen ist stark beschädigt und nicht eindeutig zu identifizieren (Abb. oben rechts, ungeklärt, gemäß Vorfahren müßte das d'Andresle sein, ohne Quelle oder Literaturnachweis und ohne sichere Zuordnung, Hinweise willkommen).
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Die vier Urgroßeltern väterlicherseits waren Nicolas III. de Heu / de Huy, Seigneur de Malroy, d'Ennery und de Flévy, und seine Frau, Marguerite de Brandenbourg, sowie Antoine de Louvain, vicomte de Berzy-le-Sec, seigneur de Rognac en Tardenois et de Rongnart und Protestant der ersten Stunde, und seiner Frau, Marguerite d'Andresle. Marguerite von Brandenburg war die Tochter von Godefroid de Brandenbourg, seigneur de Clervaux, und seiner Frau, Catherine de Chinery, und über diese Verbindung kam die Familie de Heu an einen Teil der Herrschaft Clervaux. Die vier Urgroßeltern mütterlicherseits waren Reinhard/Reinart von Aldenbrüggen gen. Velbrück (-1539) und seine Frau, Christine von Broichhausen (-1535), sowie Friedrich von Boineburg und Margaretha von Mérode-Houffalize.
Das zweite Wappen der Ahnenprobe der Spindelseite zeigt das Wappen der von Boineburg (Abb. oben links), schwarz-silbern geviert; die hier nicht verwendete Helmzier wären zu schwarz-silbernen Decken zwei schwarz-silbern übereck geteilte Büffelhörner. Das Wappen an der dritten Position auf der Spindelseite zeigt ein schräggegittertes Balkenkreuz, frz.: croix frettée (Abb. oben Mitte, ungeklärt, gemäß Vorfahren müßte das Broichhausen sein, eher unwahrscheinlich, ohne Quelle, ohne Literaturnachweis und ohne gesicherte Zuordnung, Hinweise willkommen. Es könnte auch ein Fehler sein und auf Jean de Haussonville verweisen, den Catherine de Heu geheiratet hatte, eine Schwester des Großvaters väterlicherseits, völlig spekulativ). An vierter und letzter Position der Spindelseite sehen wir das stark beschädigte Wappen der von Mérode-Houffalize (Abb. oben rechts), geviert, Feld 1 und 4: innerhalb eines blauen Dornenbordes in Gold vier rote Pfähle, Feld 2 und 3: in einem silbern-blau gestreiften Feld mit goldenem rechten Obereck ein roter, golden gekrönter, bewehrter und gezungter Löwe (Houffalize). Die hier nicht verwendete Helmzier wäre ein goldener, rot aufgeschlagener Turnierhut, besetzt mit einem roten Flug. Französischer Blason: Écartelé, aux 1 et 4 d'or à quatre pals de gueules, à la bordure engreslée d'azur, aux 2 et 3 burelé d'argent et d'azur, au franc-canton d'or, au lion de gueules, armé, couronné et lampassé d'or brochant. Cimier un chapeau de tournoi d'or retroussé de gueules, sommé d'un vol de gueules.
Genealogie der Familie de Heu:
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@50.0323288,6.0374337,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@50.0323213,6.0374219,59m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
einschlägige Genealogie-Register
Gaspard I. de Heu: https://fr.wikipedia.org/wiki/Gaspard_de_Heu
Gaspard II. de Heu: https://fr.wikipedia.org/wiki/Gaspard_II_de_Heu
Genealogie der Familie de Heu: https://fr.wikipedia.org/wiki/Thi%C3%A9baut_de_Heu
Nicolas de Heu: https://fr.wikipedia.org/wiki/Nicolas_de_Heu
Familie von Velbrück: https://de.wikipedia.org/wiki/Velbrück_(Adelsgeschlecht)
Pierre-Marie Mercier: Les Heu, une famille patricienne de Metz
(XIVe-XVIe siècle), Thèse de lUniversité Paul
Verlaine-Metz, sous la direction de madame Mireille CHAZAN,
professeur dhistoire médiévale, Centre Régional
Universitaire Lorrain dHistoire, année universitaire
2010-2011 - https://docnum.univ-lorraine.fr/public/UPV-M/Theses/2011/Mercier.Pierre_Marie.LMZ1117.pdf
katholische Kirche in Luxemburg: https://www.cathol.lu/de/ - Pfarrei Clierf Saint-Benoît: https://web.cathol.lu/1/paroisses/par-clierf-saint-benoit/
Pfarrkirche Saint-Hubert in Munshausen: Hans (Johann) Bernhard von Schauenburg - Pfarrkirche Saint-Hubert in Munshausen: Friedrich II. von Brandenbourg und Franziska D'Argenteau - Pfarrkirche Saint-Hubert in Munshausen: Elisabeth de Heu
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