Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 126
Büdingen,
Stadtbefestigung
Untertor, Jerusalemer Tor der Stadtbefestigung von Büdingen 1503 AD
Das Jerusalemer Tor im Westen der Altstadt ist eine Doppelturmanlage und eines der Wahrzeichen Büdingens und eines der schönsten Stadttore Deutschlands. Fast zierlich wrkend, hat es dennoch eine enorme Verteidigungskraft. Der korrekte Name ist eigentlich "Untertor". Ein weiterer Name für das Tor ist "Kreuztor". Der seit dem 19. Jh. gängige Name ist "Jerusalemer Tor". Die Legende erzählt , daß ein Sohn des Grafen den Entwurf des Tores von einer Pilgerreise ins Heilige Land mitbrachte, der Wahrheitsgehalt dieser Legende ist natürlich fragwürdig, obwohl die Pilgerreise tatsächlich belegt ist. Viel wahrscheinlicher ist die These, daß das protestantische Büdingen Zuflucht für viele Hugenotten und Waldenser war und für diese zu ihrem ganz persönlichen Jerusalem wurde.
Allianzwappen über dem Jerusalemer Tor von 1503: Auf der Stirnseite des kleinen Senkschartenerkers befinden sich die Wappen von Ludwig II. von Ysenburg-Büdingen (In Silber zwei schwarze Balken) und seiner Gemahlin Maria Gräfin von Nassau (in einem blauen und mit goldenen Schindeln bestreuten Feld ein goldener Löwe). Unter diesem Grafen erhielt Büdingen weitehend sein heute vielbewundertes Aussehen. Das waren auch die Bauherren dieses Tores. Der Neubau der Stadtbefestigung war notwendig geworden, denn die alten Mauern waren mittlerweile über 150 Jahre alt und hatten den neuen Feuerwaffen nicht mehr viel entgegenzusetzen. Außerdem hatte sich Büdingen zwischenzeitlich bevölkerungsmäßig weiterentwickelt, so daß eine bessere und größere Stadtummauerung nötig war. Dieses Vorhaben wurde 1476 in Angriff genommen und 1503 beendet, der krönende Abschluß war dieses Tor, und der Bauherr feierte diese Tat mit der Anbringung seines Wappens. Die neue Befestigung hatte einen breiten Graben, der hier von einer hölzernen Brücke überspannt wurde; die Türme waren massiv und breit gelagert, die Schießscharten mit ihren breitwinkligen Öffnungen trugen der Entwicklung der Feuerwaffen Rechnung.
Das ganze Tor ist oben von einer Fischblasen-Ballustrade gesäumt. Die zierlichen Maßwerkauflagen mit spätgotischen Fischblasenmotiven entlang der ganzen Brüstung, der warme rötliche Sandstein und der löwenförmige Wasserspeier täuschen verspielt über die wahre Wehrhaftigkeit dieses Tores hinweg: Beide Türme haben auf drei Etagen jeweils drei Schießscharten, relativ niedrig angebracht, so daß man beim Feuern sitzen oder knien mußte. Besonders nett ist auch der dreieckige Erker des Torwächters. Insgesamt konnte dieses Tor aus 18 Öffnungen Feuer geben, dabei waren die flachen (ca. 20-35 cm hoch) Schießscharten breit genug angelegt, um einen Winkel von 90 Grad bestreichen zu können. Zusammen mit den anderen Türmen der ca. 300 m langen westlichen Stadtmauer blieben da keine toten Winkel übrig, in denen ein Angreifer unbehelligt hätte an die Wälle kommen können. Die Brücke selbst wurde noch durch Schützen auf der Plattform hinter der Balustrade und durch den Senkschartenerker geschützt.
Ein weiteres Detail, welches dieses Tor zu einem besonderen macht, sind die vier steinernen Abdeckhauben der Türme und Treppenhäuser, z. T. durch die Brüstung verborgen. Überhaupt wurden bei den neuen Befestigungen konsequent brandgefährdete Dachkonstruktionen vermieden, die massiven Türme der Stadtmauer besitzen alle Steinkegeldächer.
Büdingen (Wetterau): Jerusalemer Tor - Oberhof - Rathaus - Burg, Tor zur Vorburg - Burg, Ludwigstor - Burg, wilde Männer - Burg, Erker und Torbögen
Haus Nassau - walramsche Hauptlinie
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