Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3198
Kastellaun (Rhein-Hunsrück-Kreis)

ev. Pfarrkirche Kastellaun: Barbara Koppensteiner

Dieses Epitaph für Barbara Koppensteiner ist an der Südwestseite des Langhauses zu finden, am zweiten Pfeiler des Hauptschiffes und zwischen dem ersten und zweiten Seitenschiffsjoch, von Südosten gerechnet. Das 1569 entstandene Grabdenkmal ist aus Tuffstein mit eingesetzter schwarzer Schiefertafel gefertigt und mißt 1,82 m in der Höhe und 0,92 m in der Breite. Es ist aedikulaförmig aufgebaut mit einer klaren Untergliederung in drei Zonen mit zwei Zwischenzonen. Die Hauptzone rahmt die Inschriftentafel (Grabgedicht oben und Sterbeinschrift unten) mit zwei seitlichen Karyatiden. Die Unterhang-Zone trägt zwischen den seitlichen Konsolen eine Rollwerkkartusche mit zahlreichen Memento mori darauf und außen herum; wir erkennen Totenschädel, Knochen, Kröten, Würmer und zwei symmetrisch aufgestellte Sanduhren. Eine zweite Rollwerkkartusche ist im Sockelbereich vorgesehen, allerdings fehlt die dort einmal befindliche kleinere Inschriftentafel, die wohl auch aus Schiefer eingesetzt worden war. Zu vermuten ist dort wie bei ähnlich aufgebauten Epitaphien ein Bibelzitat. Der Aufsatz besteht aus einem großen Rollwerkmedaillon, das von zwei hinter dem Rollwerk hervorwachsenden Putten von oben gehalten wird. In der Zwischenzone des Gebälkfrieses ist ein Putto zwischen Beschlagwerk zu sehen. Aufgrund der außerordentlichen Qualität der künstlerischen Arbeit und aufgrund der Verwendung typischer Schriftmerkmale kann dieses Epitaph Werkstatt des Simmerner Bildhauers Johann von Trarbach zugeordnet werden, der zudem ein Cousin Barbaras war.

 

Die Inschrift beginnt in Fraktur mit "Jn meiner Ehe mir gn(a)ediglich / Zehn kind(er) gab Gott der(en) sieben Jch / Mei(ne)m hauswirt ließ in grossem leidt / Als Jch von dieser Weldt abscheidt / Mit fried(e) vnd freud(e) Jch schlieffe ein / Vnd glaubt das(s) Christ(us) der her(r)e mein / Vom todt würdt(e) (a)vfferwecken mich / Vnd selig machen ewiglich" und wird in Kapitalis fortgesetzt mit "AN(NO) D(OMI)NI M. D. LXIX DEN XIII MARTII / STARB IN GOT(T) DIE E(H)RBAR(E) VND TVGE(N)T=/SAME BARBARA COPPENSTEINERIN / FRANTZ ROMERS SCHVLT(H)EIS(S)EN ZV / CASTELLAVN EHELICHE HAVSFRAW / GOT(T) GEBE I(H)R EI(NE) SELIGE (A)VFFERSTEHV(N)G".

Barbara Koppensteiner (-13.3.1569) aus Trarbach war die erste Ehefrau von Franz Römer, für den in der Kirche ebenfalls ein Epitaph existiert; die Beiden hatten vor 1555 geheiratet. Nach ihrem Tod heiratete Franz Römer noch zweimal, zuerst in zweiter Ehe am 21.8.1570 Elisabeth Rhodler, wahrscheinlich die Tochter von Dr. Matthias Rhodler, der pfalz-simmernscher Kanzler war, jedenfalls die Witwe von Philipp Flad aus Kirchberg. Und am 19.1.1573 heiratete er in dritter Ehe Philippina Ziegelein, die aus Andernach stammende Tochter von Melchior Ziegelein. Für Barbara Koppensteiner gibt es auch eine im Boden aus schwarzen Schieferplatten verlegte Grabplatte mit den beiden an einem gemeinsamen Ring hängenden Wappen im unteren Mittelfeld.

Barbara Koppensteiner war die Tochter von Johannes Koppensteiner und Demuth von Uffingen. Und dieser Vater war der Sohn von Jost von Koppenstein und der bürgerlichen Agnes Holderbaum aus Corvey bei Traben. Barbaras Urgroßeltern waren Meinhard III. von Koppenstein und Eva Kindel / Kindle von Schmidburg. Barbaras Vater war 1529-1533 als Landschreiber der Hintergrafschaft Sponheim in Trarbach und später Amtmann in Allenbach, und ihr Großvater war Landschreiber der gemeinschaftlichen Rentkammer in Trarbach. So können wir hier die fließende Brücke zwischen dem Adel und dem arrivierten Bürgertum sehen, denn die von Koppenstein waren ihrerseits eine nachträglich legitimierte, uneheliche Abzweigung der Grafen von Sponheim, waren als Adelsfamilie eher sehr bescheiden aufgestellt und nahmen gerne Beamtenstellen an, und jetzt haben wir hier in der Großeltern-, Eltern- und in der Probandenebene Familienmitglieder, die sich bis auf das Wappen namensmäßig bürgerlich gerierten, das Adelsprädikat nicht hervorhoben und in bürgerlichen Beamtenkreisen heirateten.

Im Zentrum des Aufsatzes ist das aus zwei zusammengestellten Einzelschilden bestehende eheliche Wappen angebracht,, heraldisch rechts dasjenige von Franz Römer, das einen fliegenden Vogel über zwei Wellenbalken zeigt, heraldisch links das für Barbara Koppensteiner selbst, blau-golden geschacht mit einem roten Freiviertel, darin ein Vogel (nach Gruber ein schwarzer Rabe, nach Siebmacher ein silberner Vogel). Hier werden beide Schilde ohne Oberwappen geführt, selbiges wäre im ersten Fall ein Paar Büffelhörner, im zweiten Fall zu blau-goldenen Decken der Vogel zwischen zwei blau-golden geschachten Büffelhörnern. Die gemeinsamen Kinder waren Philipp Otto, Barbara, Elisabeth, Johann Reichard, Johann Jacob, Johann Burckhard und Magdalena Römer. Das waren die sieben von insgesamt zehn Kindern, die ihre Mutter überlebten, wie in der Inschrift erwähnt.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.0726961,7.4390894,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@50.0726596,7.4389983,108m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Evangelische Kirchengemeinde Kastellaun
https://www.ekgkastellaun.de/
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Kirche mit freundlicher Erlaubnis des Presbyteriums der Kirchengemeinde vom 4.7.2025, wofür ihm und Herrn Pfarrer Knut Ebersbach an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Georg Jakob Meyer: Hausmarken und Wappen aus dem moselländischen Raum, Band 7, Bürgerliche Wappen aus dem Bezirk Koblenz
von Koppenstein auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Koppenstein_(Adelsgeschlecht)
Die Inschriften der evangelischen Pfarrkirche in Kastellaun, bearbeitet von Susanne Kern, Inschriften Mittelrhein-Hunsrück, Heft 11, hrsg. von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V., Mainz 2008, Nr. 4
Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II (ehem. Lkrs. Simmern und westlicher Teil des ehem. Lkrs. St. Goar), Bd. 79 der Reihe "Die Deutschen Inschriften", gesammelt und bearbeitet von Eberhard J. Nikitsch, Wiesbaden 2010, ISBN: 9783895006678, Nr. 95
Deutsche Inschriften Bd. 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 95 (Eberhard J. Nikitsch), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0009508 - https://www.inschriften.net/rhein-hunsrueck-kreis-ii/inschrift/nr/di079-0095.html?tx_hisodat_sources%5Baction%5D=show&tx_hisodat_sources%5Bcontroller%5D=Sources&cHash=c475922d9ff8c74a30941beacccba28f

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