Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 3199
Kastellaun
(Rhein-Hunsrück-Kreis)
ev. Pfarrkirche Kastellaun: Jeremias Heiderich Orth
Diese 1666 angefertigte Grabplatte ist am Nordwestende des nördlichen Seitenschiffs angebracht, an der Stirnseite des letzten Seitenschiffkompartimentes. Die 1,55 m hohe und 0,82 m breite schwarze Schieferplatte erinnert an den Pfarrer Jeremias Heiderich Orth (-12.9.1635) und seine Ehefrau Anna Elisabeth Weis (-8.2.1637). Die Inschrift lautet: "Grab: vnd Ehrengedächtnusz // Weyland desz Ehrwurdigen vnd Wohlge/lahrte(n) h(e)r(rn) Jeremiae Heiderici Orthii geweszenen / Pfar(r)ers Zu Castelhun Vnd Inspectors der hinder(e)n / graffschafft Sponheim gebor(e)n Zu Marpurg wel=/cher A(nn)o 1635 den 12t(en) (Septem)bris seelig gestorbe(n), so dan(n) / der Tugentsame(n) fraue(n) Annae Elisabethae Weisin von / Braubach seiner hertzlieben hauszfrauen, welche A(nn)o 1637 / den 8 febr(uarii) selig nachgefolgt vnd A(nn)o 1666 auffgericht / von dero hinterlaszene(n) kindern, Nahmens / Johann Reinhardt Collector Zu Winterburg. / Jeremias Balbierer vndt Bruchschnider, ungelier / gerichtschöffen. / Johannes Not(arius) Publ(icus) Caes(areus) und Kirche(n)scheff Zu Trorbach, v(n)d / Maria Dorothea h(e)r(rn) Nicola(i) Vielen Ambt: vndt Gerichtschrei/bers zu Castelhun ehliche hauszfrau.", gefolgt von einem Bibelzitat "Danielis am 12 Cap. / Die lehrer aber werde(n) leuchte(n) wie desz him(m)els glantz, vnd die / so viel Zur gerechtigkeit weisen wie die sterne(n) Jm(m)er v(n)d ewiglich" und dem Spruch "der Mutter Rede /Ob ich gleich hinderlas(s)e betrübte Kinderlein, der noth mich über die / maszen Jam(m)ert im hertzen mein, wil(l) ich doch gerne sterben vndt / trauen meinem Gott, er wirdt sie wirdt sie wohl versorgen / Retten ausz aller noth." Bei der Inschrift wechselt die Schrifttype je nach Sprache von Fraktur für die deutschen Wörter zu Kapitalis und humanistischer Minuskel für die eingestreuten lateinischen Wörter.
Was ist über diesen Pfarrer bekannt?
Jeremias Heiderich Orth kam ursprünglich aus Caldern bei Marburg
und wurde in Marburg geboren. Er war der Sohn von Johann Orth,
von dem wir wissen, daß er 1569-1586 Schultheiß in Caldern und
1583-1593 Vogt der Marburger Universität war. Rein rechnerisch
müßte sein Geburtsjahr ca. 1582 gewesen sein.
Der angehende Pfarrer studierte in Marburg, kam anschließend
1601-1603 als Schulmeister nach Staudernheim (Lkrs. Bad
Kreuznach), war dann in Sien (Lkrs. Birkenfeld) tätig und kam
dann 1604 als Diakon und Schulmeister nach Kastellaun. 1613 wurde
er dann Pfarrer der Stadt. 1629 stieg er zum Inspektor der
Hinteren Grafschaft Sponheim auf. Jeremias Heiderich Orth
heiratet vor 1605 in erster Ehe eine Maria Magdalena unbekannter
Familie, am 28.8.1621 heiratete er in Bell in zweiter Ehe
Catharina Wiltperg, die Tochter von Johann Wiltperg, der
zeitweise Diakon in Kastellaun war. Und schließlich heiratete er
um 1625 in dritter Ehe die hier relevante Anna Elisabeth Weis aus
Braubach. Aus seiner ersten Ehe hatte der Pfarrer mindestens 6
Kinder, aus seiner dritten Ehe mindestens 4, und diese ließen
ihren Eltern knapp 30 Jahre nach deren Ableben dieses Grabdenkmal
anfertigen. Warum so spät, darüber können wir nur spekulieren.
Jedenfalls waren um diese Zeit in Kastellaun von den Kindern nur
noch Jeremias Orth und Maria Dorothea Orth ansässig, die als
Stifter dieser Memorialplatte in Frage kommen. Besagte Maria
Dorothea hatte den Kastellauner Gerichtsschreiber und
Kirchenschaffner Johann Nicol(aus) Viel geheiratet, dessen Eltern
vermutlich Johann Viel und Maria Eschenfelder waren.
Die beiden Wappen des Ehepaares sind typisch bürgerliche Wappen, das Wappen Orth zeigt auf einem Hügel einen blühenden Rosenbusch mit Blättern und drei Blüten, auf dem Helm eine wachsende Jungfrau mit offenem Haar, in jeder ihrer ausgestreckten Hände eine gestielte Rosenblüte haltend, und das Wappen Weis ist geteilt, oben ein aus der Teilung wachsender Schwan mit gekrümmtem Hals und erhobenen Flügeln, unten ein liegender Ast mit einem von unten nach oben wachsenden Ast, dessen sich überkreuzende Zweige je eine Eichel tragen, auf dem Helm der auffliegende Schwan aus dem Schild zwischen zwei Büffelhörnern.
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@50.0726961,7.4390894,19z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@50.0726596,7.4389983,108m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Evangelische Kirchengemeinde Kastellaun https://www.ekgkastellaun.de/
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Kirche mit
freundlicher Erlaubnis des Presbyteriums der Kirchengemeinde vom
4.7.2025, wofür ihm und Herrn Pfarrer Knut Ebersbach an dieser
Stelle herzlich gedankt sei
Die Inschriften der evangelischen Pfarrkirche in Kastellaun,
bearbeitet von Susanne Kern, Inschriften Mittelrhein-Hunsrück,
Heft 11, hrsg. von der Akademie der Wissenschaften und der
Literatur, Mainz, und dem Institut für Geschichtliche
Landeskunde an der Universität Mainz e.V., Mainz 2008, Nr. 14
Die Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises II (ehem. Lkrs.
Simmern und westlicher Teil des ehem. Lkrs. St. Goar), Bd. 79 der
Reihe "Die Deutschen Inschriften", gesammelt und
bearbeitet von Eberhard J. Nikitsch, Wiesbaden 2010, ISBN:
9783895006678, Nr. 177
Deutsche Inschriften Bd. 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 177
(Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net,
urn:nbn:de:0238-di079mz12k0017709 - https://www.inschriften.net/rhein-hunsrueck-kreis-ii/inschrift/nr/di079-0177.html?tx_hisodat_sources%5Baction%5D=show&tx_hisodat_sources%5Bcontroller%5D=Sources&cHash=db57514fa40879b3d1d8c693f74c1335
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