Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 3180
Simmern (Rhein-Hunsrück-Kreis)

Epitaphien in der Stephanskirche: Ursula von Stockheim

An der Südwand des Chors ist dieses 72 cm hohe und 55cm breite Epitaph aus Tuffstein für Ursula von Stockheim angebracht. Bereits die geringen Maße deuten an, daß es sich hier um Kinderepitaph handelt. Das Epitaph selbst ist oben jeweils rechts und links der Helmkleinode auf das Jahr 1581 datiert, also 4 Jahre nach dem Ableben der kleinen Tochter. Wir sehen eine grundsätzliche Zweiteilung in eine obere Wappenzone und eine untere Inschriftenzone mit einer eingesetzten Schiefertafel, nicht nur inhaltlich und künstlerisch, sondern auch materiell, denn das Epitaph besteht aus zwei Teilsteinen. Das Epitaph wird Johann von Trarbach zugeschrieben, dafür sprechen sowohl die Qualität der in stark unterschnittenem Relief ausgeführten Vollwappen und die künstlerische Souveränität der Helmdecken als auch die Merkmale der Schrift. Es wurde 1897 vom Stuttgarter Bildhauer Karl Wüst restauriert, zusammen mit dem übrigen Epitaphienbestand.

Die siebenzeilige Inschrift in Fraktur mit humanistischer Minuskel lautet: "An(n)o d(omi)ni 1577 den 26 Februa(rii) starb der Edlen, / Ernueste(n), vnd tugentsame(n), Johan(n) von Stockheim / dero zeit Amptma(nn) zu Siemern, und Feliciten / von Bettendorff, eheliches döchterlein Ursula, / J(h)res alters 44 tag, dero und uns allen, der / alm(a)echtig(e) Gott ein(e) fro(eh)liche (a)ufferste=/hung, verleihen wolle, Amen." Wir haben es hier mit einer Familie zu tun, die als Beamte im Dienst der Pfalzgrafen zu Simmern stand. Ursula von Stockheim (-26.2.1577) war die Tochter von Johann(es) von Stockheim (1547-4.3.1604), und dieser war 1575-1577 und erneut 1595 pfalzgräflicher Amtmann in Simmern, dazwischen 1581-1583 Oberamtmann auf der Kyrburg bei Kirn im Dienste der Wild- und Rheingrafen und zuletzt als Oberamtmann zu Idstein in Diensten der Nassauer. Felicitas von Bettendorf (-1585) war Johanns erste Frau; sie hatten 1570 geheiratet. Felicitas war die Tochter von Philipp von Bettendorff und Veronica von Venningen. Johann heiratete nach ihrem Tod in zweiter Ehe 1589 Apollonia von Enschringen (-1609), eine Tochter von Jörg von Enschringen und Elisabeth Schenk von Schmidtburg.

Das väterliche Wappen ist das der von Stockheim, unter einem goldenen Schildhaupt in Schwarz ein goldenes, verflochtenes Schräggitter, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein golden-schwarz im Zackenschnitt geteiltes Paar Büffelhörner. Das mütterliche Wappen ist das der von Bettendorff, in Rot ein silberner Ring, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner Ring, oben mit einem schwarzen Federbusch besteckt.

Der Großvater väterlicherseits des Kindes war Friedrich von Stockheim (-1556) d. J. zu Idstein, erst Domherr in Mainz, nach seiner Resignation kurmainzischer Amtmann zu Amorbach, dann Viztum im Rheingau und Oberschultheiß in Lorch. Friedrich hatte in erster Ehe Dorothee von Venningen, in zweiter Ehe Agnes von Koppenstein und in dritter Ehe Hedwig Frey von Dehrn geheiratet. Dieser Großvater Friedrich von Stockheim war der Erbauer des Zwierleinshofs in Geisenheim (ehem. Stockheimer Hof), aber er lebte vorwiegend in Eltville, wo auch seine zweite Ehefrau Agnes von Koppenstein begraben ist. Für den Urgroßvater, Friedrich von Stockheim d. Ä., gibt es Epitaph in der Pfarrkirche Heilig Kreuz ("Rheingauer Dom") in Geisenheim.

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.9849144,7.523126,20z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@49.9849144,7.523126,81m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Gemeindeverbund Simmern:
https://www.hunsrueck-evangelisch.de/ - Simmern: https://www.hunsrueck-evangelisch.de/kirchorte/simmern/
Stephanskirche Simmern auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stephanskirche_(Simmern)
Webseite der Stadt Simmern:
https://www.simmern.de/kultur-tourismus/freizeit-und/gaestefuehrungen/auf-entdeckertour-durch-die-stephanskirche-1
Stephanskirche Simmern:
https://www.kirchweg-am-simmerbach.de/kirchen-kapellen/evangelische-stephanskirche-simmern-hunsrueck/
Webseite des Hunsrück-Museums zur Stephanskirche:
https://www.hunsrueck-museum.de/stadtrundgang-simmern/stephanskirche/
Die Inschriften der evangelischen Stephanskirche in Simmern, bearbeitet von Susanne Kern, Serie Inschriften Mittelrhein-Hunsrück 12, hrsg. von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e. V., Mainz 2008
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus der Stephanskirche in Absprache mit Pfarrerin Frau Dr. Christina Risch, ein herzliches Dankeschön für die wohlwollende Erlaubnis vom 16.7.2025
Deutsche Inschriften Bd. 79, Rhein-Hunsrück-Kreis II, Nr. 104 (Eberhard J. Nikitsch), in:
www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di079mz12k0010406 - https://www.inschriften.net/rhein-hunsrueck-kreis-ii/inschrift/nr/di079-0104.html
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